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Titel0110

Antworten

Christian Lindner, FDP-General. – Sie haben es rasch geschafft: Guido Westerwelle hat Ihnen die administrative Führung der Partei anvertraut. Als politischer Leistungsträger sind Sie ein Musterfall: Mit sechzehn Jahren in die FDP eingetreten, Betreiber einer Werbeagentur schon vor dem Abitur, Bundeswehrdienst bis zum Leutnant der Reserve, »ein rasch absolviertes Magisterstudium« (FAZ), gleichzeitig schon Landtagsabgeordneter, dann Generalsekretär Ihrer Partei in Nordrhein-Westfalen und jetzt in Berlin – »schneidig« nennt die eben erwähnte Zeitung Sie, Zielstrebigkeit sei Ihnen nicht abzusprechen. Ein gelber Guttenberg, nur eben bürgerlich? Ihr Parteivorsitzender wird achtgeben müssen, daß Sie ihm nicht den Rang ablaufen, er ist ja nicht mehr der Jüngste.

Andrea Nahles, SPD-Generalin. – Einen »Kontrapunkt zum Klischee von der Linken« wollen Sie mit Ihrem Bekenntnisbuch »Frau, gläubig, links« setzen, in dem Sie sich auf ihre Zeit als Meßdienerin berufen: Was das Verhältnis von Religiosität und Politik angeht, müsse man von Einschätzungen aus den Jahren nach 1968 wegkommen. Christliche Überzeugung könne sehr wohl zur Motivation für linkes Engagement führen. Wir staunen. War da nicht was in jenen Jahren: wirkungsvolle Auftritte von Sozialradikalen und Antimilitaristen auf Kirchen- und Katholikentagen, das Engagement linker Christen um die werkhefte und die Stimme der Gemeinde, die Mitwirkung zahlloser Pfarrer in der Friedensbewegung? Daran anzuknüpfen werden Sie freilich nicht empfehlen wollen, es wäre heikel für Ihre Partei. Stattdessen erzählten Sie bei der Vorstellung Ihres Buches, zum Leitmotiv sei Ihnen der Rat eines Geistlichen geworden: »Mach es wie Jesus: Werde Mensch.« Was waren Sie denn vor Ihrer Menschwerdung?

Bertelsmann-Stiftung. – Zum Jahreswechsel hatten Sie ein wenig angenehmes Ergebnis Ihrer demoskopischen Erhebungen mitzuteilen: Fast drei Viertel der deutschen Bevölkerung setzen kein Vertrauen mehr in die Entscheidungsträger von Politik und Wirtschaft, und jeder zweite Befragte hält einen »Systemwechsel« bei den politischen und ökonomischen Entscheidungsprozessen für angebracht. Was tun? Sie werden vertrauensbildende Maßnahmen erdenken, der Ihnen verbundene Konzern sie umsetzen müssen.

Unternehmergeist. – Sie werden oft dafür gerühmt, daß Sie der Menschheit den Fortschritt bringen. Ja, wir bewundern Sie. Kaum ist ein junger Mann (den Geheimdiensten seit langem bekannt) mit Sprengstoff in der Unterhose über den Atlantik geflogen, stellen Sie sofort den Körper-Scanner zur Verfügung. Die Schweinegrippe ist noch gar nicht ausgebrochen, da liefern Sie schon den Impfstoff, guten für die Ober-, weniger guten für die Unterklasse. Und immerzu sind Sie zu neuen Kriegen bereit, für die es keine Gründe geben muß außer dem, daß der Krieg der Vater allen Profits ist. Großartig! Ein Denkmal für Sie!