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Titel1016

Bemerkungen

2 x mein energisches Veto

Im stürmischen Alter von 29 Jahren dekretierte Kurt Tucholsky 1919: »Die Satire darf alles.« Inzwischen scheint es, dass das der einzige Satz ist, den Zuständige und Unzuständige von diesem Autor parat haben, ein paar Oberschlaue krönen das Zitat mit der Anmerkung: Aber Tucholsky kennt beziehungsweise liest sowieso kein Mensch mehr – so tönt es jedenfalls in der medialen Böhmermann-Diskussion.


Lauter apodiktische Aussagen, mit denen sich abfinden mag, wer will. Ich möchte das nicht. Im Lauf der Zeit modifizierte Tucho die Definitionen über das ihm lebenslang wichtige Thema, 1932 resümiert er: »Satire hat eine Grenze nach oben. Buddha entzieht sich ihr. Satire hat auch eine Grenze nach unten. In Deutschland etwa die herrschenden faschistischen Mächte. Es lohnt nicht – so tief kann man nicht schießen.«


Sehr aktuell, wenn man aus den Giftküchen der AfD Figuren wie Frau von Storch oder auch die stetig mehr eskalierende Frauke Petry in den Blick nimmt. Als ob Tucholsky es vorausgeahnt hätte: Auf diese beiden noch vor kurzer Zeit offen schießwütigen, naziaffinen Weibsbilder kann man als satisfaktionsfähiger Satiriker in der Tat nicht schießen.


Da hier schon etwas dementiert wird, fällt mir ein anderes Bespiel ein. In der mit Recht gern gesehenen und gelobten Sendung »Ich trage einen großen Namen« setzte am 17./18.4.2016 einiges aus. Zuerst versagte das Rateteam Susanne Fröhlich, Florian Weber, Inka Schneider auf der ganzen Linie, schließlich erlöste der wie stets souveräne Wieland Backes sein hilflos taumelndes Trio, indem er den Gesuchten selbst nannte, einen unbestreitbar national und international weltberühmten vielseitigen Künstler: HAP Grieshaber. Wahrscheinlich erlebte man hier schon ein Exempel dafür, wie sehr der verstorbene Roger Willemsen, dem HAP sicher in den Sinn gekommen wäre, künftig in der SWR-Sendereihe fehlen wird.


Der nächste Gast – ein Großneffe Theodor W. Adornos – wurde identifiziert, dafür schob Backes in der Anmoderation dessen philosophischem Großonkel zu, was der nie gesagt hatte. Schon vor einigen Jahren trompetete der sonst stets so exakte wie scharfzüngige Wilfried Schmickler ein Zitat mit falscher Herkunftsbezeichnung in die Welt. Zum Donnerwetter, nicht Adorno, sondern Ernst Bloch hat formuliert: »Was nützt einem Gesundheit, wenn man sonst ein Idiot ist.« Ich suchte das damals Richtung WDR richtig zu stellen, bedankt hat sich der Sender, doch genutzt hat es nichts, sonst wäre der eigentlich immer gut informierte Moderator Wieland Backes nicht im Schmucke dieses Irrtums aufgetreten. Das Zitat besitzt einen veritablen Anlass und Hintergrund. Der 80. Bloch-Geburtstag 1965 wurde in Tübingen gefeiert, Gerhard und ich nahmen teil, längere Zeit stand ich neben dem Jubilar, auf den Glückwünsche in vielerlei Form niederprasselten. Es häuften sich Sätze wie: »Alles Gute und vor allem Gesundheit«, das schien dem floskelempfindlichen Philosophen mit Recht zu viel und entlud sich in dem oben erwähnten immer wieder falsch zugeschriebenen Satz. Zuerst veröffentlichte ich die zehn Worte 1975 in einem Pardon-Artikel unter der Überschrift: »Sherry mit Zucker oder Ernst Bloch privat«. Nachgedruckt wurde das im von Gerhard und mir gemeinsam 2004 bei Schwartzkopff Buchwerke Berlin – Hamburg publizierten Band »Sklavensprache und Revolte – Der Bloch-Kreis und seine Feinde in Ost und West.«

Ingrid Zwerenz


Auf der Flucht
»Sie waren am Nachmittag nach langer Irrfahrt durch die Berge in dem Gasthof angekommen. Es handelte sich um serbische Bauern aus dem Hochland Mazedoniens …, die ihr Zuhause … zum ersten Mal in ihrem Leben verlassen hatten. Die Nachricht oder vielmehr das Gerücht über den massiven Angriff der feindlichen Heere war auf geheimnisvollen Wegen bis in die hintersten Winkel dieser wilden Gegend gelangt … Entsetzen machte sich breit in den verstreuten Bergdörfern. Man musste sofort die Flucht ergreifen … Zweitausend Menschen verließen … ihre Behausungen – samt Frauen, Kindern, Gespannen magerer Büffel, kargen Ersparnissen.«


Wir schreiben den 17. November 1915. Die Flüchtlinge, die sich in dem überfüllten Gasthof von Kargjetv im griechisch-serbischen Grenzgebiet drängen, in dem »in Chaos, Not und Elend gestürzten Südosten Europas«, auf der Flucht vor bulgarischen Truppen – wie gleichen sie doch den Elendsgestalten heutiger Tage auf der sogenannten Balkanroute oder an den süditalienischen Stränden, falls sie diese überhaupt erreichen.


Genau 100 Jahre liegen zwischen diesem Bericht des 1887 geborenen und 1964 in Barcelona gestorbenen Katalanen Agustí Calvet, der sich als Journalist und Schriftsteller Gaziel nannte. Wer aber heute das Buch zur Hand nimmt und das Fernsehen einschaltet, könnte meinen, ach, es ist selten, dass ich die Bibel zitiere, Psalm 90, leicht verändert: »Denn 100 Jahre sind … wie der Tag, der gestern vergangen ist.«


Im Herbst 1915 erhielt Gaziel von einer spanischen Zeitung den Auftrag, nach Griechenland und Serbien zu reisen, da sich das Kriegsgeschehen von Flandern auf den Balkan zu verlagern schien. Es wird eine »Reise in den Ersten Weltkrieg«, so der Untertitel des gerade auf Deutsch erschienenen Buches. Für den heutigen Leser aber ist es auch eine Reise in die Gegenwart.


Statt auf die »Spuren der klassisch antiken Vergangenheit«, wo er »kontemplativ zu verweilen gedachte« (Heinrich von Berenberg im Vorwort), reiste der junge promovierte spanische Philosoph in ein »von Elend, Kriegswirren und unentschiedenen Territorialkonflikten zerrissenes Land«, wo er »überall auf die Spuren von Auflösung, Zerfall und ethnischen Zerwürfnissen« stieß. Auf eine Zersplitterung also, deren historische Folgen und Konfliktlinien bis in die Gegenwart reichen.


»In keinem Gebiet Europas«, schrieb Gustav Seibt Ende Februar in der Süddeutschen Zeitung, »wurden zwischen 1878 und 2000 so viele Grenzen so oft neu gezogen wie in den Ländern, die heute auf der sogenannten Balkanroute liegen«. 1922/23 aus der Konkursmasse des in Folge des Ersten Weltkriegs zerfallenen Osmanischen Reichs entstanden, einem über 600 Jahre alten Vielvölkerstaat, wurde beispielweise die Republik Türkei bis heute nicht in das europäische Staatensystem integriert oder ihm assoziiert. Gegenwärtig aber zeigt sich, so Seibt: »Es war ein strategischer Fehler, die Türkei auf so großem Abstand zu Europa zu halten.«

Klaus Nilius

Gaziel: »Nach Saloniki und Serbien«, Übersetzer: Matthias Strobel, Verlag Berenberg, 270 Seiten, 25 €

 

Unsere Zustände
Das Leben ist kein gerader Strich. Die ständigen Erfolge, es zu korrumpieren, machen aus ihm eine Schlangenlinie.

*

Der letzte große deutsche Dichter,
der Kritisches zu sagen wagte,
ist tot.
Den letzten großen deutschen Dichter,
der die Welt anklagte,
bräuchten wir wie das Brot.
Ins Land zieht seelische Not,
die keiner sehen will.
Die lebenden großen deutschen Dichter
sind still.

*

Wer sich aufs falsche Pferd setzt, dem nützt auch der richtige Sattel nichts.

Wolfgang Eckert


Hillary Clinton steht für Krieg
Wer dieser Tage das neue Buch von Diana Johnstone liest, bekommt mehr als nur ein ungutes Gefühl im Magen. Auf Hillary Clinton, die in Johnstones Werk politisch porträtiert wird, sollte man im US-Präsidentschaftswahlkampf nicht hoffen. Die ehemalige First Lady und Ex-Außenministerin ist macht- und kriegsgeil, verdeckt dies hinter nichtssagenden Menschenrechts- und Frauenrechtsformeln, würde aber – so die Autorin – die ideale Frontfrau für den US-amerikanischen militärisch-industriellen Komplex abgeben.


»Die Chaos-Königin« nennt die in Paris lebende Amerikanerin Diana Johnstone ihre gründlich recherchierte Biografie der demokratischen Präsidentschaftskandidatin. Jahrelang hat sich die mittlerweile 82jährige Wissenschaftlerin mit den von Washington aus betriebenen Kriegen, besonders auch mit dem NATO-Angriff auf Jugoslawien, auseinandergesetzt. Zwei Legislaturen lang war Johnstone Pressesprecherin der Grünen im Europaparlament, bevor sie dort wegen ihrer unbeugsamen Anti-NATO-Haltung in Ungnade fiel. Mit der politischen Biographie der demnächst mutmaßlich mächtigsten Frau der Welt lässt sie die LeserInnen in eine chaotische Zukunft voller Lügen und Kriege blicken.


Meisterhaft zeichnet Johnstone die Gedankenwelt Hillary Clintons nach und wie es ihr schon als Außenministerin gelang, zivilgesellschaftliche Gruppen rund um den Globus für die Interessen der USA zu vereinnahmen. So erinnert sie an den von Clinton Anfang 2011 initiierten »strategischen zivilgesellschaftlichen Dialog«, mit dem sie die US-Botschafter auf die drei Säulen ihrer Politik einschwor: »Eine ansprechbare Regierung, eine kraftvolle Privatwirtschaft und eine Zivilgesellschaft, die für alles andere steht, was im Raum zwischen Staat und Wirtschaft geschieht.« Ideologisch wegweisend findet Johnstone den unter Clintons Führung eingeschlagenen Weg der liberalen Demokraten »von der Gleichheit zur Vielfalt«. Damit gelang es auch in Europa bis tief in linke Kreise hinein, die Klassenfrage für obsolet zu erklären und durch das »Recht auf Anderssein« zu ersetzen. Die dominante gesellschaftliche Doktrin fußt dabei auf den Konzepten der Multikulturalität, der Sorge um Minderheiten und dem Antirassismus. Johnstone ortet darin ein neues Mantra, das Clinton immer dann vorbetet, wenn ihr unliebsame Regierungen den ökonomischen und/oder politischen Gehorsam verweigern. Während davon im Fall Saudi-Arabiens nie die Rede war (und ist), zogen die USA unter den beiden Clintons bei Jugoslawien oder Libyen die zivilgesellschaftliche Karte.


Der Angriff auf Gaddafis Libyen war, Johnstone zufolge, »Hillarys eigener Krieg«. Das Pentagon und führende Militärs rieten von einem Kriegsgang in Libyen ab, die Außenministerin Clinton boykottierte jedoch alle Versuche einer politischen Lösung. Nach dem Lynchmord an Muammar Gaddafi ließ sie sich zur Cäsar paraphrasierenden Aussage hinreißen: »Wir kamen, wir sahen, er starb.« Dermaßen brutale Verachtung für einen politischen Gegner ist öffentlich selten zu hören.


Folgt man der Argumentation Johnstones, dürften sich im wahrscheinlichen Fall einer Präsidentschaft Clintons die amerikanisch-russischen Beziehungen noch weiter verschlechtern. Johnstone ruft diesbezüglich die Kritik der »Chaos-Königin« an George W. Bush im Jahr 2008 in Erinnerung. Seine damalige kurzfristige Annäherung an den Kreml, die ihn zur Äußerung veranlasste, er habe Putin in die Augen geblickt und seine Seele gesehen, quittierte Hillary Clinton mit den Worten, dass ein »KGB-Agent keine Seele« habe.


Nach der Lektüre des Buches bleibt Angst zurück, denn die Autorin weist nach, wie Clinton ihr Weltbild als Außenministerin aggressiv durchsetzte, und es gibt wenig Hoffnung, dass sich dies als Präsidentin ändern könnte.

Hannes Hofbauer

Diana Johnstone: »Die Chaos-Königin. Hillary Clinton und die Außenpolitik der selbsternannten Weltmacht«, übers. von Michael Schiffmann, Westend Verlag, 256 Seiten, 19,99 €


Trumpeter
Alle möglichen Leute kritteln an Donald Trump herum, weil der im amerikanischen Wahlkampf so eigenartige Aussagen macht. Nun schreibt Henry Kissinger in seinem von Karlheinz Dürr und Enrico Heinemann übersetzten Buch »Weltordnung«: »Alle zwölf US-Präsidenten bekräftigten auch nach 1945 leidenschaftlich die außergewöhnliche Rolle, die Amerika in der Welt zu spielen habe. Alle Präsidenten beider politischen Parteien machten deutlich, dass die amerikanischen Prinzipien für die gesamte Welt gelten.« Was hat der Trump eigentlich gesagt, was eigenartiger wäre?

Günter Krone


Umlenkung von Wahrheit
Der Film »Der Kuaför aus der Keupstraße« sollte für jeden ein Muss sein, der noch immer glaubt, das Problem der staatlichen Bespitzelung, Vertuschung und Umlenkung von Wahrheit, der staatlichen Lenkung von Exekutiv- und Legislativorganen sei ein besonderes Problem des »Unrechtsstaats DDR« gewesen. Hier kann man ins Staunen kommen und die Wut kriegen: Regisseur Andreas Maus stellt im Film die Überlebenden eines rassistischen Überfalls auf ein Friseurgeschäft einer Straße in Köln vor, und diese beschreiben, wie sie sich über acht Jahre peinlichen Polizeischikanen, Verhören und Verhaftungen ausgesetzt sahen, die ihre Familienbeziehungen zerstörten, ihren Ruf, ihren beruflichen Fortgang. Es zeigt sich ein Bild der Zerrüttung durch staatlichen Rassismus, der noch nicht einmal zugegeben wird, die Rolle der Stellen, die die Neonazitäter (als angebliche V-Leute) bezahlten, wird hinterfragt. Den Opfern wurden angebliche Bandenkriege und Schutzgeld-erpressungen nachgesagt. Neben den Hauptakteuren, denen wertschätzender Raum gegeben wird, ihre Erlebnisse zu schildern, wird die ganze Zeit nebenbei ein Video eingeblendet, immer wieder, dieselbe kurze, lautlose Szene, vorwärts, rückwärts: der Mitschnitt einer in der Keupstraße angebrachten Überwachungskamera, die den Fahrradfahrer mit der Bombe auf dem Sattel genau zeigt, wie er sie ablegt und davonfährt. Es ist kein südländisch aussehender Mensch. Er sieht aus wie ein typischer Normalbürger, mit Baseballkappe und in weißem T-Shirt schiebt er in Seelenruhe sein Fahrrad unter der Sonne und legt die Bombe ab. Niemals wurde diesem Mann nachgeforscht.

Anja Röhl


Künstler in der Zeitenwende
In 70 biografischen Miniaturen – vorwiegend über Maler, Grafiker, Bildhauer, Kunsthandwerker, auch Theaterschaffende und Wissenschaftler – schildert Peter Michel seine persönlichen Erinnerungen an Begegnungen mit Menschen aus der DDR, die heute meist vergessen werden. Aber auch Künstler, die er auf seinen zahlreichen Auslandsreisen kennenlernte, finden Beachtung, zum Beispiel Nils Burwitz, der auf Mallorca lebt, und das Künstlerpaar Matĕjíček aus Prag. Das Buch ist von großer poetischer Substanz. Es zeugt von gründlicher Kenntnis und ist reich an Details, die ohne freundschaftliche Nähe nicht denkbar sind. Man legt es nicht aus der Hand, es fesselt den Leser, denn es geht nicht um kunstwissenschaftliche Abhandlungen, sondern um eine betont subjektive Sicht auf das »Dahinter«, das den Künstler und sein Werk in einem besonderen Licht erscheinen lässt. Die Wahrheiten in Peter Michels Essays sind oft bitter, aber immer realistisch. Er zitiert Alexander Block: »Das Verhalten der Kunst muss voll Ruhe, Ernst, ohne Hast und Reklamehaftes sein.« In diesem Buch, das als Text-Bild-Band hervorragend gestaltet ist, wird – wie im Lexikon »Künstler in der DDR«, an dem er als Leiter der Redaktionsgruppe mitarbeitete – vielen ein Denkmal gesetzt, werden Künstler dem Vergessen entrissen, die nicht nur Ostdeutsche ein Stück ihres Lebens begleitet und geprägt haben. Deshalb ist es ein gutes und wichtiges Buch zur rechten Zeit, das helfen wird, die verschwundene DDR nicht als Fußnote der Geschichte abzutun.

Luise Weigel

Peter Michel: »Künstler in der Zeitenwende. Biografische Miniaturen und ein Prolog von Armin Stolper«, Verlag Wiljo Heinen, 366 Seiten, 38 €, www.gutes-lesen.de

 

Mühsal
An einem Sonntag wird Bundeswirtschaftsminister Gabriel in der Presse zu umstrittenen Rüstungsexporten so zitiert: »Mit einem U-Boot können Sie schwer Verletzungen der Menschenrechte organisieren.« Gleich am folgenden Tag ist zu lesen, dass er sich bei einem Besuch in Ägypten über dessen »autoritären Staatschef« as-Sisi lobend geäußert hat. Der Mann hat keine Ahnung, wie schwierig es für manchen Wähler ist, von ihm regiert zu werden.

Günter Krone


Zuschrift an die Lokalpresse
Wie Experten der Krankenkasse DAK-Gesundheit ermittelten, sind die gesundheitlichen Folgen der Umstellung auf die Sommerzeit weit schlimmer als gefühlt, geahnt, befürchtet oder angenommen. Statistiken der Kasse aus den letzten zehn Jahren belegen – neues deutschland berichtete darüber in der sowieso schon traurigen Karwoche –, dass die Rate der Herzinfarkte in den Tagen nach der von der EU beschlossenen Zeitverkürzung um 20 Prozent höher als an anderen Tagen lag, von Unwohlsein und depressiven Verstimmungen der Versuchspersonen mal ganz abgesehen. Das gibt zu denken!


Was ich jedoch vermisse, sind wissenschaftliche Untersuchungen über die Auswirkungen der Zeitverlängerung beim Eintritt in die Winterzeit. Ich mutmaße mal, dass die Infarktrate nach der einstündigen Verlängerung der Nacht am letzten Oktobersonntag wesentlich niedriger lag als bei beschnittenen Zeitabläufen und statt der Depressionen gehäuft optimistische Attacken bei Bundesbürgern auftraten. Sollte das zutreffen, könnten die Anzahl der Infarkte durch die Verlängerung der Nachtverläufe um weitere ein oder zwei Stunden deutlich gesenkt und das Wohlbefinden erhöht werden. Dabei sollte auch der Frage nachgegangen werden, ob und welche Wirkungen der turnusmäßigen Zeitverschiebungen in Entwicklungsländern, kriegführenden Staaten und in Krisenregionen festzustellen sind. Und treten auch bei Flüchtlingen infolge der Zeitumstellung Depressionen, Schlafstörungen oder Magenbeschwerden auf? Wo liegen Ansatzpunkte für Lösungen?


Da das ursprüngliche Argument der Einsparung von Energie sowieso schon lange ad absurdum geführt ist, sollten sich in Brüssel und Straßburg etablierte, parallel arbeitende und paritätisch besetzte EU-Gremien dieser Problematik widmen und trotz der gegenwärtigen angespannten Situation auf mehreren Kontinenten einen Beitrag zur weiteren Gesundung der freiheitlichen Welt leisten. – Prof. em. Dr. mult. Christopher-Hannibal Zwirn (92), Soziologe und Forschungsgruppenleiter a. D., 01619 Zeithain
Wolfgang Helfritsch