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Bemerkungen

Knallgrün
»Kleiner Parteitag« bei den Grünen – ohne Knüller für die Medien. Das Parteimanagement zeigte sich hochzufrieden über die grünen Ergebnisse bei der Wahl zum Europäischen Parlament, wobei großzügig übersehen wurde, daß dort nur grüne Hilfeleistungen für die Liberalkonservativen und die Sozialdemokraten anstehen. Deutsche Innenpolitik: Was eigentlich die grüne Partei hier gesellschaftspolitisch erreichen und durchsetzen wolle, sei für die meisten ihrer Anhänger nicht erkennbar, wurde beklagt. Das liegt aber nicht an mangelnden Informationen. Man müsse sich eben auf das »Knallgrüne« konzentrieren, meinten die Wortführer. Worin jedoch besteht es? Von alternativen Energien reden inzwischen alle Parteien. Nicht zweifelhaft ist nur eines: Die Grünen wollen mitregieren, wo und mit wem auch immer. Und profilieren möchten sie sich in einer Sache: Als Widersacher aller »Putin-Versteher«. Wegen der »westlichen Werte«. Über die muß man nicht näher nachdenken, nicht als Grüner.

Marja Winken


Eingreiftrupp aus Frankfurt/M.
Die Frankfurter Allgemeine präsentiert sich bekanntlich als die Zeitung in der Bundesrepublik, in der kluge Köpfe ihre Anregungen finden. Sie gilt als ein Blatt, das fest und treu zur »Markt«-Wirtschaft steht, ansonsten aber auf Meinungsvielfalt bedacht ist.

Was Außen- und Militärpolitik angeht, ist dieser Eindruck falsch. Zu erkennen war dies schon an den Berichten und Kommentaren der F.A.Z. zum Ukraine-Konflikt; »Putin-Verstehern« wurde da keinerlei Pardon gegeben.

Nun hat in einem Leitartikel der Mitherausgeber Berthold Kohler eine Generalabrechnung mit zwei, wie er schreibt, »Gründungsimperativen der Bundesrepublik« vorgenommen, dem »Nie wieder Krieg« und dem »Ohne uns«. Törichterweise sei, diesen folgend, historisch die Bundeswehr als »reine Abschreckungsarmee« definiert worden. In der von F.A.Z.-Autoren ständig beklagten »Zaghaftigkeit« der deutschen Regierungspolitik gegenüber dem »Autokraten in Moskau« werde, so Kohler, eine schlimme »deutsche Dreieinigkeit« wirksam, »drei mächtige Strömungen: Pazifismus, Neutralismus und ... Antiamerikanismus«. Diese Traditionen möchte er nun endlich beseitigt wissen. Lobend verweist er auf Joschka Fischer, der seinerzeit als grüner Außenminister mit der diskurspolitischen Aufräumarbeit begonnen habe. Kohler sieht für die deutsche Außenpolitik die Stunde gekommen, unter »die Zeit der Unschuld« einen Schlußstrich zu machen, ungeniert heranzugehen an die »Nutzung militärischer Mittel« und so geostrategisch eine »Verantwortung« wahrzunehmen, die aus der »wirtschaftlichen Stärke und der mittlerweile erlangten politischen Führungsrolle erwachsen« sei.

Kohler will offenbar aus dem historischen Gedächtnis streichen, daß es eine seinen Leitlinien entgegenlaufende Politik war, die es möglich machte, daß es ohne Gewalt abging, als aus zwei deutschen Staaten einer wurde. Der Gedanke an die Chancen deutscher Politik, Konflikte zu entschärfen und Brücken zu schlagen auch nach Osten, ist ihm völlig fremd. Seine Empfehlung für die weltpolitische Gedankenwelt der Bundesrepublik, so läßt sich folgern: Immer mal wieder ein Krieg – und nie ohne uns. Jedenfalls im deutschen »Intelligenzblatt«.
A. K.


Der Mensch des Menschen Wolf
Der Verhaltensbiologe Konrad Lorenz untersuchte in seiner berühmt gewordenen Studie »Das sogenannte Böse« aus dem Jahre 1963 den »auf den Artgenossen gerichteten Kampftrieb von Tier und Mensch«. Als ein Ergebnis präsentierte Lorenz die Auffassung, daß »der Aggressionstrieb ein echter, primär arterhaltender Instinkt ist« und bestätigte damit im wesentlichen die Theorie des späten Freud von einem ursprünglichen »Todestrieb«. Lorenz, der seine Beobachtungen aus der Tierwelt, etwa bei besonders innerartlich aggressiven Buntbarschen, recht umstandslos auf menschliche Verhaltensweisen übertrug und dabei, man muß es so sagen, nicht über die zähnefletschende Optik eines seine Habseligkeiten verteidigenden Kleinbürgers hinausgelangte, spielte eine recht unrühmliche Rolle im »Dritten Reich«. Er wurde Mitglied der NSDAP und Mitarbeiter ihres »Rassenpolitischen Amtes«. – Politische Konsequenz aus einer Aggressionstheorie, aus der sich, so Lorenz, »die volle Gefährlichkeit« des Menschen, die es mit allen Mittel einzudämmen gelte, erkennen lasse?

Ein analoges Menschenbild hatte schon die klassische neuzeitliche Naturrechtslehre formuliert. »Homo homini lupus« heißt es bei Thomas Hobbes: der Mensch sei des Menschen Wolf. Hobbes Schlußfolgerung bestand darin, daß nur ein monströser, totalitärer Staat die angeblich natürliche »wölfische« Eigenart der Menschen im vorstaatlichen Zustand einzuhegen und zu zähmen in der Lage sei. Die bürgerliche Nationalökonomie von Adam Smith bis zum modernen Neoliberalismus ist diesem Menschenbild im wesentlichen unbefragt gefolgt. Es diente und dient ideologisch denn auch dazu, Konzepte freier, ungezwungener Formen menschlichen Zusammenlebens als »barbarisch«, »unmenschlich« abzuwehren. Nebenbei bemerkt ist der Wolfsvergleich ungerecht, verfügen diese Tiere doch über ein ausgeprägtes Sozialverhalten innerhalb ihres Rudels.

Spätestens im Lichte neuerer Hirnforschungen ergibt sich eine gegenüber der vorgestellten »Wolfsnatur« des Menschen gänzlich andere Diagnose: Aggressionen beruhen keineswegs auf natürlichen Trieben des Menschen. Der Freiburger Psychiater und Neurobiologe Joachim Bauer hat in seinem Buch »Schmerzgrenze« umfangreiche Untersuchungen der amerikanischen Hirnforscherin Naomi Eisenberger aufgegriffen und ist zu dem Ergebnis gelangt, daß menschliche Aggressionen keinem primären Impuls folgen, sondern als Reaktionen auf vorangegangene Beschädigungen zu deuten sind. Das Gehirn reagiert auf soziale Ausgrenzung, Demütigung oder drückende Armut analog zu einer physischen Gewalteinwirkung. »Dabei werden Teile des neuronalen Schmerzsystems aktiviert, die eigentlich für die Wahrnehmung körperlicher Schmerzen zuständig sind. Das ist der Grund, warum wir nicht nur bei physischem Schmerz mit Aggression reagieren, sondern auch dann, wenn man uns sozial zurückweist«, sagt Bauer. Ein primärer Impuls sei hingegen die Orientierung des Gehirns auf soziale Integration und Stabilität, egalitäre Lebensverhältnisse und persönliche Unversehrtheit.

Mit der Verabschiedung von traditionellen Vorstellungen zur menschlichen Natur ergeben sich politische Implikationen. Krasse materielle Ungleichheiten, die vom real existierenden Kapitalismus systematisch und fortlaufend produziert werden und immer mehr Menschen in Armut stürzen, lassen sich nicht länger »naturalistisch« rechtfertigen mit dem Hinweis darauf, so sei das »Raubtier« Mensch eben veranlagt. Not, Elend, Leid, alle Verhältnisse, »in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist« (Marx) hinterlassen ihre meßbaren neurophysiologischen Spuren. Sie sind die Quellen von Angst und Aggression.

Allen Wettbewerbskriegern sei es ins Stammbuch geschrieben: Menschen sind keine Buntbarsche.
Carsten Schmitt


Bush 90 – Lesetips
Darf man eingangs Karl Kraus paraphrasieren: Zu George Herbert Walker Bush fällt uns nichts ein. Oder doch? Stand der Mann nicht neben Willy Brandt am Brandenburger Tor vor 24 Jahren, als das deutsche Einheitsvolk noch in Jubelstimmung war? Ja, dafür liebten wir ihn, diesen Bush, und an seinem Ehrentage wird selbstverständlich keine Schmutzwäsche gewaschen.

Doch Schmutz muß sein. Wo anfangen, wo enden? Dallas, 22. November 1963? Letelier/DINA/Condor-Affäre 1976/77? Nicaragua/Iran-Contra? October Surprise? Die Nugan-Hand-Bank? Banca Nazionale del Lavoro in Atlanta/Saddam Hussein? Grenada, Panama/Noriegas Kidnapping? Irak, Kuweit? Die Bücher über Bushs jahrzehntelange Verbrechen in der ganzen Welt sind jedenfalls kaum zu zählen, wobei das Thema im deutschen Sprachbereich eher vernachlässigt schien (Ausnahmen: Jürgen Roth, Andreas v. Bülow).

Rodney Stich, heute ebenfalls 90, hat zu den öligen konspirativen Missetaten der Bush-Familie hochbrisante, atemberaubende Details, etwa durch Interviews mit ausgestiegenen Ex-CIA und Ex-FBI-Agenten, beigetragen; seine Bücher sind per Knopfdruck im Internet mühelos abrufbar. Doch Warnung vor zu viel Wissen. Wichtig auch: Russell S. Bowens »The Immaculate Deception. The Bush Crime Family Exposed« (1991), Pete Brewtons »The Mafia, CIA & George Bush« (1992) über Finanzkorruption in Washington D.C. und anderswo und Colonel James »Bo« Gritz: »Called to Serve. Profiles in Conspiracy from John F. Kennedy to George Bush« (1991) oder Terry Reed & John Cummings: »Compromised: Clinton, Bush and the CIA. How the Presidency was Co-opted by the CIA« (1994), Alan Friedman: »Bush, Saddam, Thatcher and the Decade of Deceit« (1993). Und nicht zu vergessen: Webster G. Tarpley & Anton Chaitkin: »George Bush. The Unauthorized Biography«. Zuerst 1992 erschienen, mit zahlreichen Nachauflagen. Wie der Untertitel andeutet, tischten uns die Autoren hier viele neue und nahezu unglaubliche Fakten auf (dubiose Bankenskandale, schmutzige Ölgeschäfte, CIA-Intrigen). Ob nur die Hälfte davon stimmt? Ebenfalls 1992: Joel Bainermans »The Crimes of a President. New Revelations on Conspiracy & Cover-Up in the Bush & Reagan Administrations«. Clintons legendärer Mena/Arkansas-Drogen-Flughafen wird hier ebenso abgehandelt wie der Flugzeugabsturz des israelischen Journalisten Amiram Nir, der gerade an einem Enthüllungsbuch über Bush sen. arbeitete.

Also, Karl Kraus‘ Ausspruch beiseite. Mit 90 springt Fallschirmenthusiast Bush sen. zwar bestimmt nicht mehr aus der Luft in die Tiefe wie noch vor Jahren, aber der verdiente langjährige CIA-Agent und Ex-US-Präsident (Nr. 41) sitzt sicher gutgelaunt in Texas oder im Bundesstaat Maine (warum nicht in Den Haag?) und läßt sich in aller Bescheidenheit von seinen Patrioten hofieren. Bei uns, keine Frage, wird Bush trotz der vielen Todesopfer besonders gefeiert werden, nicht nur am Axel-Springer-Platz.
Andreas W. Mytze


Ist nonkonform gleich »falsch«?
Verschwörungstheorien sind ein ambivalentes Thema. An ihnen scheiden sich die Geister. Die Soziologen Andreas Anton, Michael Schetsche und Michael Walter gehen in ihrem gerade erschienenen Buch »Konspiration. Soziologie des Verschwörungsdenkens« die Sache streng methodisch und wissenschaftlich an. Allein das ist schon ein Verdienst, denn tatsächlich gibt es, wie die Autoren in der Einleitung einräumen, eine weit verbreitete »Furcht, durch eine Beschäftigung mit diesem Thema die eigene wissenschaftliche Reputation zu beschädigen«.

Eigentlich sollte es klar sein: Die Fakten einer Theorie können stimmen oder falsch sein. Wann aber sind sie »verschwörungstheoretisch«? Wenn sie zwar stimmen, aber zur falschen Schlußfolgerung führen? Was ist eine »falsche« Schlußfolgerung?

Die Frage, nach welchen spezifischen Kriterien »verschwörungstheoretische« Texte von solchen unterschieden werden sollen, die man als Diskussionsgrundlage akzeptiert, bleibt in der Regel unbeantwortet. De facto wird der Begriff »Verschwörungstheorie« heute vor allem benutzt, um Ansichten zu beschreiben, die nonkonform sind. Diese müssen dabei noch nicht einmal Theorien im eigentlichen Sinne sein. In der Regel reicht der reine Dissens mit dem Mainstream. Das Wort wird somit in einer pauschalen Weise benutzt, die sich logisch oder vernünftig kaum mehr fassen läßt. Festes Kriterium scheint aber der nonkonforme Inhalt zu sein. Nonkonform wäre demnach »falsch«. Wird diese Gleichung zur Grundlage wissenschaftlichen Denkens, ist der Stillstand offensichtlich determiniert. Wird sie zur Grundlage der Führung einer Debatte, so entsteht Wissen, das auf politische Opportunität genormt ist.

Und so beginnt das Buch denn auch mit einer differenzierenden Begriffsbestimmung. Dazu schlagen die Autoren vor, zwischen zwei verschiedenen Formen von Verschwörungstheorien zu unterscheiden: den gesellschaftlich akzeptierten (oder in der Wissenschaftssprache »orthodoxen«) sowie den verfemten beziehungsweise »heterodoxen« Theorien. Allein diese Unterscheidung ist ein Quantensprung gegenüber der gängigen medialen Praxis, Verschwörungstheorien per se als »paranoiden Unsinn« anzusehen.

Das Buch präsentiert darüber hinaus konkrete Fallstudien nach dem Motto: »Wer nicht von Verschwörungen reden will, soll auch von Verschwörungstheorien schweigen.« So enthält es detaillierte Analysen zu gängigen Themen von Verschwörungstheorien, wie etwa dem Kennedy-Mord, der Gladio-Geheimdienst-Struktur im Kalten Krieg, der Bilderberg-Gruppe oder auch 9/11. Die jeweiligen Studien sind auf fachlich hohem Niveau und überraschen im Einzelfall mit einem erfrischenden Maß an (vielleicht bitter nötiger) Ironie, wie etwa beim Kennedy-Text. So bleibt das Werk am Ende kein trockener Wissenschaftsband, sondern liest sich durchaus unterhaltsam.

Weitere Teile des Buches widmen sich der Mediendebatte zum Thema sowie theoretischen Aspekten. Die insgesamt 15 Autoren, die einzelne Kapitel beisteuern, haben vorrangig einen soziologisch-universitären Hintergrund. Mehrere lehren als Professoren.

Man möchte das Buch als Pflichtlektüre all den Journalisten an die Hand geben, die immer wieder in verstörend unreflektierter Weise über Verschwörungstheorien schreiben oder diesen Begriff als Instrument der Ausgrenzung und Tabuisierung benutzen. Neben der abstrakteren Wissenschaftsdebatte im hinteren Teil des Buches sind allein schon die konkreten Fallstudien überaus lesenswert.
Paul Schreyer

Andreas Anton, Michael Schetsche, Michael Walter: »Konspiration. Soziologie des Verschwörungsdenkens«, Verlag Springer Fachmedien, 347 S., 34,99 €



August 1914, aus Zeitungen
23 europäische Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus 23 Städten sind der Aufforderung des Netzwerks der Literaturhäuser in Deutschland, Österreich und der Schweiz gefolgt und haben in den Zeitungsarchiven ihrer Städte die Zeitungen von Juli und August 1914 durchgelesen. Daraus entstanden unter dem Titel »August 1914 – Mit dieser Welt muß aufgeräumt werden« Erzählungen, Essays, kommentierende Betrachtungen und eine dramatische Dichtung, jetzt erschienen als Sammelband 254 der Literaturzeitschrift die horen im Wallstein-Verlag, Göttingen. Am 19. Juni (Hamburg) endet die mit dem Projekt verbundene Lesereise, die durch die Literaturhäuser des Netzwerks in den drei Ländern führt. Zuvor finden noch Veranstaltungen in Stuttgart, Graz und Salzburg statt (Programm unter: www.literaturhaus.net).
K. N.


Arbeiten aus dem Steinbruch
Marguerite Blume-Cárdenas und Sonja Eschefeld zeigen in der Galerie Kunstflügel der GEDOK Brandenburg ihre Arbeiten.

Seit 40 Jahren gibt es im Steinbruch Reinhardtsdorf im Elbsandsteingebirge ein Symposium, jetzt Workshop genannt, und seit 1974 ist Marguerite Blume-Cárdenas dabei. Der sprödkörnige Sandstein im Steinbruch weist wechselvolle Farbschichtungen auf. Das wichtigste Prinzip der Bildhauerkunst ist immer der Mensch. Bei Marguerite Blume-Cárdenas sind es oft Torsi mit sensibler Titulierung, so »Stürzende Nike« oder »Herbst«. Dabei regt die Struktur des Steins die Künstlerin an. Die Formen sind kraft- und ausdrucksvoll. Auf jegliches Pathos verzichtet die Bildhauerin, ebenso auf eine überbetonte Anatomie. Das Körperhafte wird bis zur Abstraktion getrieben. Wenn Emil Nolde schreibt: »Die Kunst eines Künstlers muß seine Kunst sein«, so trifft das für die Bildhauerin zu. Die Zyklen »Kriegsspur« und »Requiem« – in der Ausstellung nicht zu sehen – verkörpern eine tiefe Innerlichkeit, ein Mitfühlen. Leider sind die meisterhaften Bildhauerzeichnungen (meist Aktstudien) in der Präsentation nicht zu sehen.

Sonja Eschefeld ist mit Aquarellen vertreten. Eine sensible Farbgebung, eine Leichtigkeit und Lebendigkeit ziehen den Betrachter an, zeigen die Schichtungen im Stein. Dazu braucht sie wenige kraftvolle Pinselstriche, die beweisen, daß auch ein Steinbruch schön sein kann und voller Harmonie. Mit Bildhauerarbeiten ist Sonja Eschefeld nicht vertreten. Bekannt sind ihre Sandsteinarbeit »Aufenthalt auf Erden« zu Pablo Neruda oder die Statuette »Heinrich Heine«.

Die GEDOK wurde 1994 in Rangsdorf als Interessenvertretung für Künstlerinnen im Land Brandenburg gegründet. Sie besteht aber schon seit 1926, damals als »Gemeinschaft Deutscher und Österreichischer Künstlerinnenvereine aller Kunstgattungen« von der Jüdin Ida Dehmel in Hamburg gegründet. Die Galerie Kunstflügel bietet ein abwechslungsreiches Programm in der Rangsdorfer Seebadallee 45. Bis zum 22. Juni ist die laufende Ausstellung zu sehen, mittwochs bis freitags und sonntags von 14 bis 18 Uhr.
Maria Michel


Nichts ist umsonst
Nicht mal der Tod. Amtlich ist er nur eingetreten, wenn eine ärztliche Bescheinigung darüber vorliegt, was eine Visite voraussetzt. Dafür bezahlen die Krankenkassen nichts, die Hinterbliebenen müssen in die Tasche greifen und die Gebühr für die »Totenschau« begleichen. Bisher beträgt diese maximal 51 Euro, was seit langem Unwillen bei Ärzten hervorruft, mitunter auch Versuche, diese Einnahmeart aufzubessern, durch Berechnung von »Sonderleistungen«. Oder auch durch Abrechnung eines »Beratungsgesprächs«, falls der sterbende Mensch noch nicht gleich tot war. »Nur zähneknirschend«, so ein Ärzteblatt, würden Mediziner sich der Totenschau widmen, das Salär sei viel zu gering. Nun möchte die Bundesärztekammer, daß in der Gebührenordnung für diese Leistung 200 Euro angesetzt werden; hinzu kommt das »Wegegeld«. Eine erhebliche Anhebung wäre das, aber sie hätte den Vorteil, daß in Zukunft kein amtlicher Totenbeschauer mehr bittere Miene macht.
M. W.


Zuschrift an die Lokalpresse
Endlich hat man den Gregor Gysi doch mal bei einer Geheimtätigkeit erwischt! Seit Jahren bemühen sich die Stasi-Aufarbeiter darum, dem linken Fraktionschef die Arbeit für oder wenigstens die Zusammenarbeit mit der Horch-und-Guck-Firma der DDR nachzuweisen, aber der Gysi hat es immer wieder durch juristische Raffinessen verstanden, die Vorwürfe abzuschmettern. Aber, wie gesagt, jetzt hat man ihn doch erwischt. Während einer Podiumsdiskussion in Stuttgart verspürte er einen unaufschiebbaren inneren Drang und begab sich zu einer konspirativen Sitzung. Wie der Berliner Kurier vom 21. Mai seinen interessierten Lesern mitteilte, blieb jedoch Gysis Ansteck-Mikro eingeschaltet, so daß der Saal mithören konnte, wie sich der Politiker auf dem Flur nach dem kürzesten Weg zum Sanitärtrakt erkundigte und sich auf das stille Örtchen begab. Bei der Rückkehr wurde er vom Auditorium mit Applaus begrüßt, was zwar nach seinen oratorischen Auftritten nichts Ungewohntes, in diesem Falle aber durchaus etwas besonders war. Die Moderatorin des Podiums setzte noch einen drauf, indem sie verkündete: »Sie hörten Gregor Gysi – la Fontaine!«, worauf der erleichterte Disputant in das Gelächter einstimmte. Der Zwischenfall sollte allen Politikern eine Warnung sein, zeigt er doch, daß beim heutigen Stand der Technik alles aufgeklärt werden kann – es sei denn, es handelt sich um Nazi-Morde. – Bertold Schütze (57), Sanitärfacharbeiter, 39606 Klein Ballerstedt.
Wolfgang Helfritsch