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Alexander Dobrindt, führender Landespolitiker. – Als Generalsekretär der CSU sind Sie zum ersten Mal gemeinsam mit Ihren Kollegen von CDU und FDP vor die Presse getreten – vereint gegen den Feind: Eine »linke Regierungsbande« habe im größten Bundesland die Macht ergriffen, jetzt drohe der gesamten Republik ein »Linksruck«. An den hochsommerlichen Temperaturen allein kann es nicht liegen, die sinkenden Umfragewerte sind es, die Ihre Koalition zur »Bandenbekämpfung« treiben, den Zoff untereinander dämpfend. Aber wer soll Ihnen die Schreckensnachricht glauben? Die Kraft-Regierung in Nordrhein-Westfalen als rotgardistische Truppe – da könnten Sie doch gleich verkünden: Die Hunnen rücken auf Garmisch-Partenkirchen vor.

Karl-Josef Laumann, führender Landespolitiker. – Bei Übernahme des Fraktionsvorsitzes der arg gebeutelten CDU im Düsseldorfer Landtag haben Sie aufgestöhnt, jetzt sei »die linkeste Landesregierung, die das Land je hatte«, am Ruder. Sie gelten als ehrliche Haut, deshalb nehmen wir an, daß Ihnen tatsächlich nicht bekannt war: Den beiden ersten Landesregierungen in Nordrhein-Westfalen gehörten waschechte Kommunisten als Minister an. Und den ersten christlich-demokratischen Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, Karl Arnold hieß er, würden die Sozialdemokraten heute wegen »Linksradikalismus« für nicht regierungsfähig erklären. Immerhin hat er seine Spuren in der Landesverfassung hinterlassen. Schauen Sie mal rein.

Gerhard Papke, führender Landespolitiker. –
Durch Sie haben wir erfahren, daß eine Katastrophe bevorsteht: Die neue Landesregierung in Düsseldorf will »Gemeinschaftsschulen« zulassen. Das sei »der schwerste Angriff auf das Gymnasium seit der Gründung der DDR«, warnten Sie als Fraktionsvorsitzender der FDP im Landtag. Nun wissen wir, zu welchem Zweck der andere deutsche Staat 1949 ins Leben gerufen wurde. Und wir ahnen, wer jetzt hinter den Schulreformplänen in NRW steckt: Altstalinisten, gut getarnt, wollen Rache nehmen für den Untergang der DDR.

Hilmar Thate, Schauspieler. – Aus Ihrer Lebenserfahrung in der DDR (bis 1980) und später im Westen haben Sie einmal das Bonmot geprägt: »Früher durfte man zu seinem Chef sagen ›Du bist ein Arschloch‹, aber nicht ›Honecker ist ein Arschloch‹. Heute darf man über den Kanzler sagen, was man will, aber nicht zum Chef, sonst ist man seinen Job los.« Das Landesarbeitsgericht Mainz hat Ihre Darstellung bestätigt. Wer seinen Vorgesetzten »Arschloch« nennt, kann wegen nachhaltiger Störung des Betriebsklimas fristlos entlassen werden, auch wenn er sich für die Entgleisung sofort entschuldigt (Aktenzeichen: 9 Sa 967/00). Die Kündigungsschutzklage einer Frau, nach deren Angaben der Vorgesetzte sie sexuell belästigt hatte, wurde abgewiesen. Vielleicht sprudelt die Freiheit im Kapitalismus doch nicht für jeden, und womöglich irrt der Beinahe-Bundespräsident Gauck, der so schön über unser aller Freiheit redet.

Horst Köhler, Ex-Präsident. –
Sie haben fristlos gekündigt, weil Ihnen nachgesagt wurde, mit der Äußerung, die Bundeswehr führe Krieg um Wirtschaftsinteressen, hätten Sie das Grundgesetz verletzt. Beides stimmt, sowohl Ihre Äußerung als auch deren Grundgesetzwidrigkeit. Allerdings wurden Sie kritisiert für etwas, was längst in den Schulen gelehrt wird. Der Bayerische Rundfunk berichtete über eine Unterrichtsstunde in einem bayerischen Gymnasium: »Viele Schüler fragen, was deutsche Soldaten denn dort (im Ausland; Red.) zu suchen hatten. Doch am Ende seines Besuchs, sagt der Offizier, haben die meisten Schüler kapiert: Was die Bundeswehr im Ausland tut, ist richtig und wichtig.« Denn: »90 Prozent eines Edelmetalls, nämlich Coltan, wird zur Zeit im Kongo gefördert, und unsere Chip-, Computer- und die ganze Siliziumindustrie ist wesentlich abhängig von diesem Material. Wenn ich dann frage: Wer von Euch hat ein Handy?, melden sich alle und heben den Arm. Und dann verstehen sie auch, wie hier Sicherheitspolitik mit Wirtschaft zusammenhängen kann.« Wurde dieser Offizier inzwischen aus dem Dienst gedrängt wie Sie? Undenkbar. Die Erziehung zum gewöhnlichen Imperialismus geht weiter.