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Titel162013

Antworten

Hannelore Kraft, noch NRW-Ministerpräsidentin. – Die demoskopisch höchstrangige Sozialdemokratin in der Bundesrepublik sind Sie. Die Frankfurter Allgemeine hat jetzt auf einer ganzen Seite dargelegt, daß Sie zu Besserem berufen sind, als ein Bundesland zu regieren, dem Verschuldung nachhaltig anhängt. Kanzlerkandidatin bei der Bundestagswahl 2017? Oder doch lieber ins Schloß Bellevue einziehen, wenn Joachim Gauck seine Amtszeit hinter sich hat? Dazu würde Ihre jüngste wahlstrategische Aussage passen: Eine Große Koalition im Bund könne für die SPD kein Tabuthema sein, stellten Sie klar. Angela Merkel wird diese Aussage gern zur Kenntnis genommen haben, was gar nicht ausschließt, daß sie selbst wiederum auch eine Koalition mit den Grünen im Kalkül behält. Aber die SPD ist ihr als Eventualpartnerin sicher, Sie haben es der Kanzlerin bestätigt.

Roland Berger, Honorary Chairman. – Der Freistaat Bayern hat Ihnen seinen Verdienstorden verliehen, und Sie haben die Gelegenheit genutzt, die unvergänglichen Werte der europäischen Geschichte zu würdigen, nicht nur die unternehmerischen, auch die immateriellen. Auf »drei Hügeln« ruhe Europa: »Akropolis, Capitol und Golgatha«. Eine »Verheißung« stecke darin, »eine attraktive Vision von einem lebenswerten Leben und Zusammenleben, zeitlos aktuell«. Originell ist die Dreihügelsymbolik nicht, sie stammt, was Sie auch angeben, von Theodor Heuß; der schon war mitunter etwas großzügig bei solchen Erzählungen. Eine Akropolis und das (antike) Capitol – sollen wir darüber hinwegsehen, daß diese Plätze von kriegerischem Tun zeugen, von Herrschaft, von Versklavung? Und Golgatha, die Schädelstätte, Ort brutaler Hinrichtungen – eine Attraktion, verheißungsvoll? Der »abendländisch-christliche Wertekanon«, den Sie als zeitgemäßen »Kompaß für die Welt« empfehlen, enthält Schauerliches, im Hinblick auf geschichtliche Realitäten. Den Verdienstorden, den Sie ihm verleihen möchten, verdient er nicht.

Harald Welzer, Wahrheitsminister in spe. – Im Frontblatt des enthemmten Menschenrechtsbellizismus‹ vom Hamburger Speersort lassen Sie verlauten: »Es fällt einem wieder ein, wie die Grünen, gerade zum ersten Mal in Regierungsverantwortung, an der Frage des Kriegseinsatzes der Bundeswehr beinahe zerbrochen wären und wie Joschka Fischer und Daniel Cohn-Bendit mit der starken Umcodierung von ›Nie wieder Krieg‹ zu ›Nie wieder Auschwitz‹ eine neue außenpolitische Rolle der Bundesrepublik zu definieren halfen.« Eine starke Meisterleistung, wie es Ihnen gelingt, das völkerrechtliche Verbrechen des Angriffskrieges gegen einen souveränen Mitgliedstaat der Vereinten Nationen ins postmoderne Neusprech umzucodieren! Damit empfehlen Sie sich nachdrücklich für den Posten des Ministers im Wahrheitsministerium. Dort, wo es Klartext statt Neusprech gibt, nämlich in Ossietzky, war unter dem Rubrum »Friedensverrat« zu lesen: »Das Meisterstück an bellizistischer Perfidie freilich lieferte der vom einstigen Capo der Frankfurter ›Putztruppe‹ nach einem Intermezzo im Auswärtigen Amt mittlerweile zum Princeton-Professor und Zeit-Kolumnisten avancierte Joseph Fischer. Gemeinsam mit seinem Spießgesellen Daniel Cohn-Bendit gelang es diesem Friedensverräter par excellence, ohne viel Federlesens den Grundkonsens vom Tisch zu fegen, auf den sich die Bonner Republik verständigt hatte, nachdem die Angloamerikaner im Westen im Bunde mit der Roten Armee im Osten den Deutschen ihren größenwahnsinnigen Militarismus gründlich ausgebombt hatten. ›Nie wieder Auschwitz, nie wieder Krieg‹, so hatte die auf diese drakonische Lektion gegründete Raison d´être der neuen deutschen Demokratie gelautet. Doch Fischer, der von seiner Kollegin im Amte Madeleine Albright gelernt hatte, die Bombe zu lieben, schiß seinen Parteijüngern kurzerhand die Parole ›Nie wieder Auschwitz und deshalb Krieg!‹ ins politische Kleinhirn. Womit vormals Friedensgrüne zu fürderhin Kriegsgrünen mutierten. Zur überschäumenden Freude all jener, die seit langem schon den Tag herbeigesehnt hatten, an dem der Marschtritt deutscher Soldatenstiefel wieder durch die Welt hallen würde.« (Nr. 1/08, S. 8f).

Bernd Ulrich, Grünenversteher. – Momentan wird öffentlich heftig über die widerlichen Pädophilie-Anwandlungen in den Reihen der bekanntlich auf der wohlsaturierten Mittelhanglage angesiedelten Öko-FDP debattiert. Angesichts dessen sahen Sie sich als ehemaliger Lohnschreiber der grünen Vorzeigemoralistin Antje Vollmer veranlaßt festzustellen: »Die Grünen können mit dem Bösen nichts anfangen, zumindest nicht mit dem Bösen in den Grünen.« Gut gebrüllt, Löwe! Wie wäre es, wenn Sie sich nunmehr schleunigst der Frage widmen würden, wie eine ehemals ökopazifistischen Idealen verpflichtete Partei zu einer Bande kriegsgrüner Menschenrechtsbellizisten degenerieren konnte, die habituell sämtlichen von den Regierungskriminellen an den Schalthebeln der Macht in Berlin beantragten Kriegseinsätzen der Bundeswehr zustimmt?