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Titel2109

Freiheitssäule Westerwelle  (Otto Köhler)

Aber es ist Deutschland hier. In Deutschland spricht man deutsch, erklärt Guido Westerwelle britischen Journalisten, die englisch fragen. Westerwelle kann deutsch. Also wird er unser Außenminister werden.

Als Stipendiat der Friedrich Naumann-Stiftung FÜR DIE FREIHEIT entschloß sich Guido Westerwelle, Politiker zu werden. Er kam zu uns herab aus dem Big-Brother-Container, in dem nur deutsch gesprochen wurde, und zeigte die bekennende 18 auf der Unterwandersohle. (– Sie sind Jungnazi? Dann buchstabieren Sie 1 und 8 mit A und H. Ihre Stimme gehört Guido Westerwelle!)

Seit sich Guido Westerwelle vor einen FDP-Parteitag hin- und den Delegierten wie dem Fernsehpublikum unmißverständlich vorstellte: »Hier steht die Freiheitsstatue dieser Republik«, war jedem Bürger guten Willens einsichtig: Hier spricht der künftige Außenminister der Bundesrepublik Deutschland.

Auch sein Programm ist klar. Denn fürs Denken hat er seinen Think-Tank, zu deutsch: seinen Denkpanzer. Das ist die Friedrich Naumann-Stiftung FÜR DIE FREIHEIT. Sie hat sich gerade verändert. Wer sie sich im weltweiten Seitenverzeichnis wie bisher unter Friedrich Naumann-Stiftung FÜR DIE FREIHEIT herunterholen will, wird beschieden: »Wir sind umgezogen! Unsere neuen Seiten finden Sie auf www.freiheit.org«; Friedrich Naumann ist in der Anschrift abhanden gekommen.

Verständlich. Friedrich Naumann hatte eine bescheidene Konzeption. Deutschland sollte nur ein – gewiß großzügig geschnittenes – Mitteleuropa beherrschen. Im Zeichen der Globalisierung muß ein wahrer Liberaler weiter denken.

In Deutschland spricht man deutsch. In England mag man beim Teetrinken englisch reden. Was ist mit Honduras?

Im neuen Freiheits-Org hat Guido Westerwelle eine Grundsatzerklärung eingestellt: »Unsere Interessen in der Welt – Wie Deutschlands Außenpolitik die Globalisierung nutzen kann.« Er weiß: »Europa muß sich entscheiden. Ich bin zutiefst davon überzeugt: Wer still steht, verliert. Wer nur auf Bewahren setzt, fällt zurück.«

Er plädiert für eine »kluge Politik«. Wie sieht die aus? »Diese Politik muß gleichermaßen interessengeleitet und werteorientiert sein.« Werteorientiert. »Für Freiheit und gegen Sozialismus«, hat er als Freiheitsstatue auf dem Parteitag gesagt. Für die Freiheit der Putschisten, die doch auch nur Freiheit wollen und keinen Zelaya-Sozialismus.

Und so agiert die Naumann-Stiftung, die Freiheits-Org, in Südamerika schon lange gegen jeglichen Sozialismus, geleitet von Guido Westerwelles Interessen in der Welt.

Der blutige Putsch, sagen Westerwelles Freiheitsorgisten von der Naumannstiftung in Honduras, war kein Putsch, sondern lediglich ein »Amtsenthebungsverfahren«, das »völlig verfassungskonform« verlaufen sei. Jetzt legt die Stiftung als »ehrlicher Makler« einen »Vermittlungsvorschlag« vor, der die Forderungen des international völlig isolierten Putschistenregimes übernimmt und dem gewählten Präsidenten zumutet, nach seinem Sturz nun auch formal zurückzutreten.

Und so will die Friedrich Naumann-Stiftung FÜR DIE FREIHEIT demnächst auch in Venezuela und Argentinien interessengeleitet und werteorientiert für die Freiheit eintreten.
In Deutschland spricht man deutsch. In Honduras auch. Und morgen, wenn der Politiker aus dem Container Außenminister ist, die ganze Welt. Wenn er es wird.
Pfhhh machte der Globusballon, als 18 zu heftig mit ihm spielte – die Luft war raus. Doch das war nur Kino.