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Titel2110

Der »Quotensachse« wird 60  (Joochen Laabs)

Am 22. Oktober füllt sich der hastige Lauf der Jahre zum sechsten Dezennium für den »Quotensachsen« auf. »Ich bin mir der allerwichtigste Mensch. Weltweit. Ein Schriftsteller, Essayist, Romancier, Radfahrer und Lyriker von allein meinem Rang, der nichtsdestotrotz von sich Besseres gewöhnt ist.«

Dieser seiner selbstbewußten Bescheidenheit geschuldeten Eigencharakterisierung enthält sich das aktuelle PEN-Lexikon und zählt die Zwischenstationen Maschinenbauer, Kellner, Diplomingenieur, Regieassistent, Dramaturg auf, die er durchlief, um in dem Status »freier Autor« anzukommen.

Autor ohne jede Einschränkung: ca. 29 (Genauigkeit ist eines seiner Markenzeichen) Bücher, dazu »schöne Bücher« (wie seine Homepage angibt), 14 Hörspiele und Features, weiterhin Essays, Stücke, Reports, CDs, Rezensionen, Kolumnen, vom Eulenspiegel über die Frankfurter Rundschau bis zu Ossietzky, dazu ein über die Homepage erreichbares (fast) tagtägliches Tagebuch ... !

Aber von wegen frei! Die Zeit und die Umstände hatten und haben ihn fest in der Mache. Aus der er was macht. Das Seine. Einer, »der bei seinen eigenen Interessen angestellt ist.« Der sich nicht die Lust am Leben nehmen läßt. Der aus den Zumutungen, die das Leben ihm und der Welt aufbürdet, scharfsinnige Schlüsse zieht, die zum Auflachen zwingen. Einer, dem es ernst mit dem Lachen ist. Er nimmt der DDR ihr desavouierendes Beiwort »ehemalige« und verpaßt es mit zwingender Logik der alten BRD. Er definiert (in seinem Buch »Der Quotensachse«) Patriotismus als kongruente Tugend von Großmächten (SU, USA), Nationalismus als Untugend von Kleinstaaten, die ihnen anhängt, auch wenn sie wie die DDR nicht mehr bestehen.

»Er eifert nicht«, weiß Kerstin Hensel Biskupek lobend zu werten (Ossietzky 17/07), »er denkt nach, er ist ironisch, aber kein permanenter Possenreißer; und melancholisch, weil diese Eigenschaft zur Ironie gehört.«

Er hat vieles ihm Blick, bevorzugt dadurch, im Mittelpunkt der Welt ansässig zu sein, im schillerlastigen Rudolstadt, eingekreist von Saalfeld, Kirchhasel, Orlamünde, Ranis ... – Orte von mitteilenswerter Trächtigkeit, wie die ihm zu verdankende Lektüre erweist. Desgleichen Chemnitz, wo er geboren wurde, Mittweida, wo er aufwuchs, Magdeburg, wo er in technischer Kybernetik diplomierte, Gera, wo er sich als Fettnäpfchenvertreter bewährte.

Welt ist da, wo man ist. Auch Herne und Neunkirchen (das ihn als »Kreisschreiber« beherbergte), Rom (Casa-Baldi-Stipendiat) und Wiepersorf, Odessa, Estland, Finnland, selbst Japan und die USA erfuhren inzwischen die Gunst seiner Anwesenheit. Wozu die führte, muß man nachlesen in »Meldestelle für Bedenken« und »Die geborene Heimat«, in »Der Blick von draußen« und »Lob des Kalauers und andere Für- und Widerreden«...

Hier nun, lieber Matthias, eine ohne jedes Wider kontaminierte, dafür mit Glückwünschen bereicherte Fürrede.