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Titel2110

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Angela Merkel, Richtlinienbestimmerin. – Der Äußerung Ihres Bundespräsidenten, der Islam sei Teil des gegenwärtigen Deutschlands, mochten Sie nicht widersprechen. Autoritativ haben Sie aber festgestellt: Deutsche Leitidee sei die »christlich-jüdische Tradition«. Ihr Stellvertreter Guido Westerwelle stimmte zu, wobei er den Begriff »Wurzel« hinzufügte. Der Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Hans-Peter Friedrich, präzisierte, es handele sich um »Leitkultur«, und zwar um die »christlich-jüdisch-abendländische«. Wir hätten es aber schon gern etwas näher erklärt, dieses »christlich-jüdische Erbe«, das uns nach wie vor verpflichten soll; schließlich sind ja auch die abendländischen Pogrome ein Teil dieser Geschichte, auch die Empfehlungen Martin Luthers zum Umgang mit Juden oder diesbezügliche Kanzelreden katholischer Kirchenfürsten. Wie sollen wir ihn nun verstehen, den christlich-jüdischen (nicht etwa, der Geschichtsschreibung folgend, jüdisch-christlichen) Bindestrich?

Volker Kauder, Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag. –
»Ich teile nicht die Auffassung, der Islam gehöre zu Deutschland«, riefen Sie dazwischen. Mannesmut vorm Präsidententhron. Und schon gab Ihnen eine von Bild in Auftrag gegebene Volksumfrage Recht.

Christian Wulff, Bundespräsident in Nöten. –
Selbst das Intelligenzblatt des deutschen Bürgertums geht streng mit Ihnen ins Gericht. Mit Ihrer Bremer Deutsche-Einheits-Rede hätten Sie »nicht wenige Deutsche auf die Barrikaden getrieben«, schreibt Berthold Kohler, Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen. Ihnen fehle das »Sensorium dafür, wie sich die alteingesessene Bevölkerung vom vorrückenden Islam bedroht« fühle. Ihr »rührendes Bemühen um die Muslime« werde als »Anbiederung« und »Kapitulation« gewertet. Und schlimmer noch: Der »vielstimmige Aufschrei der Deutschen gegen die Hexenjagd auf einen Mann, der dem Volk offenkundig aus der Seele« spreche, sei Ihnen »kein Wort wert gewesen...« – Wie konnten Sie nur? Dem Volkshelden Sarrazin hätten Sie doch wenigstens Respekt erweisen müssen. Am besten treten Sie Ihr Amt an den Mitbewerber Joachim Gauck ab; der setzt sich nicht in muslimische Nesseln. Und er hat Sarrazin als Tabubrecher gewürdigt, wie sich das gehört.

Kristina Schröder, Bundesfamilienministerin. – Für Ihren Satz »Deutschenfeindlichkeit ist Rassismus« haben Sie viel Beifall bekommen. Am eigenen Leibe, so beschrieben Sie es, hatten Sie rassistische Angriffe zu erdulden. Mehrfach seien Sie als »deutsche Schlampe« brieflich beschimpft worden. Anonym, vermuten wir. Von »Islamisten«, vermuten Sie. Immerhin waren die Absender sprachlich integriert. Der abwertende Begriff für eine Frau, der da verwendet wurde, ist ja in der leitkulturellen Männerwelt hierzulande gängig.

Christine Haderthauer, weiß-blaue Ministerin. –
Mit dem Blick auf Muslime in Deutschland haben Sie gefordert: »Aus Religionsfreiheit darf nicht Religionsgleichheit werden.« Damit meinen Sie offensichtlich: Nicht alle Religionsgemeinschaften sollen gleiche Rechte haben. Aber was sagt das Grundgesetz zu diesem Thema? Egal – der Freistaat Bayern hat ja 1949 dem Verfassungsentwurf der Bundesrepublik nicht zugestimmt.

Regina Mönch, Redaktion der FAZ. –
In Ihrem Nachruf auf Bärbel Bohley erwähnen Sie deren »Kampf gegen Gregor Gysi«, den sie »nur scheinbar verloren« habe, »vor Gericht«. War Gysi also doch ein Stasi-Agent? Und wo sonst hätte er sich gegen die Vorwürfe wehren sollen? Oder haben Gerichtsentscheidungen für Sie keine Bedeutung?

Deutsche Flugsicherung (Flugsicherheitsbehörde). –
Kaum hat Dietrich Antelmann in Ossietzky 19/10 auf den Atomreaktor in Berlin-Zehlendorf hingewiesen, den die Reaktorsicherheitsbehörde in Betrieb läßt, obwohl er gegen Flugzeugabstürze nicht gesichert ist, planen Sie eine Flugschneise zum neuen Berliner Großflughafen genau über Zehlendorf. Treffend.