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Titel2116

Antworten

The Guardian, »hate crimes«-Statistik zitierend. – Wie Sie berichten, haben in Großbritannien neben religiös und rassistisch motivierten Gewalttaten in letzter Zeit vor allem Hassverbrechen an Lesben, Schwulen, Bi- und Transsexuellen zugenommen. In den ersten drei Monaten nach der »Brexit«-Abstimmung schnellte die Zahl der gegen nichtheterosexuelle Menschen gerichteten Hassverbrechen im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um 147 Prozent in die Höhe. Dass in Krisensituationen statt Ursachenbekämpfung von manchen Leuten aus Verunsicherung und Ohnmachtsgefühlen heraus und bei gleichzeitig übersteigertem »Wir«-Gefühl auf Angehörige sogenannter Randgruppen eingeprügelt wird, kennen wir leider auch aus Deutschland.

 

Frank Walter Steinmeier, großzügiger Unterstützer. – Sie haben den »Weißhelmen« in Syrien sieben Millionen Euro gegeben. Diese gerade mal 2900 »Aktivisten« zählende Truppe hat damit in uns den drittgrößten Geldgeber, nach den USA (23 Millionen Dollar) und Großbritannien (19 Millionen Pfund) Es folgen die Niederlande (vier Millionen Euro), weitere NATO-Staaten und die EU. Die auch noch mit dem Alternativen Nobelpreis gehätschelte Organisation hat in den drei Jahren ihres Bestehens mehr als 60 Millionen Dollar eingespielt, plus Sachleistungen in unbekannter Höhe. Dass diese Mittel größtenteils nicht in die Rettung von Menschenleben fließen, wissen Sie genau. Die Weißhelme sind nur in einigen wenigen al-Kaida-Zonen tätig, tagsüber als Helfer (oft bloß für die Kameras). Was sie nachts treiben? Nun ja, da sind alle Katzen grau. Die sogenannte Nichtregierungsorganisation wurde gründet und gelenkt von einem britischen Ex-Major, der jetzt als Militärberater in den Arabischen Emiraten tätig ist. Hingegen haben Sie mit Ihrer Sanktionspolitik dem Syrischen Roten Halbmond, der Partnerorganisation des Roten Kreuzes, den Geldhahn zugedreht, obwohl diese aufopferungsvollen Leute nicht mit Terroristen kollaborieren. Wieder ein schönes Beispiel für Ihre verbrecherische Doppelmoral.

 

Dr. Kai Gniffke, Chefredakteur für ARD-aktuell und AgitProp. – Eine Tagesschau-Meldung über erneute (wiederum ergebnislose) Verhandlungen der USA mit Russland über eine Feuerpause in Syrien ließen Sie so beenden: »Zuletzt hatten die USA die direkten Gespräche abgebrochen aus Protest gegen anhaltende Luftangriffe, etwa auf Krankenhäuser in Aleppo.« So frech und unverhüllt sollten Sie Washingtons Propaganda aber nicht verbreiten. Der Tagesschau-Kundschaft fällt bereits auf, dass immer erst dann von humanitären Katastrophen die Rede ist, wenn von den USA unterstützte Söldner und »gemäßigte« Terroristen unter Druck geraten – und dass das bombardierte Aleppo über die größte Krankenhausdichte der Welt verfügen muss. Die Tagesschau-Übertreibungen werden langsam kontraproduktiv. Merken Sie das nicht?

 

Ossietzky-Leser Harry Niebuhr. – Sie haben Recht. Otto Köhler hat im letzten Heft (»Bundespräsident aus der Garnisonkirche«) dem Tagesspiegel-Chefredakteur völlig unzulässigerweise den Vornamen seines großen liberalen und unerschrockenen Vaters Claus-Hinrich Casdorff, dem Gründer des »Monitor-Magazins«, verliehen. Doch der liegt seit 2004 auf dem Friedhof. Nie hätte er den obersten Betreiber der Garnisonkirchenrestauration Altbischof Wolfgang Huber als Kandidaten für die Bundespräsidentschaft vorgeschlagen. Es war vielmehr der weit vom Baum gefallene Sohn – Stephan-Andreas –, der den Agitator für die Wiederherstellung des heiligen Ortes, an dem Hindenburg mit dem Handschlag für Hitler die Vernichtung der Weimarer Republik bekräftigte, zum obersten Repräsentanten der Bundesrepublik machen will. Wegen seines »klaren Wertgerüsts«. Das hat er auch selber. Stephan-Andreas Casdorff ist noch immer Mitglied des Kuratoriums der Johanna-Quandt-Stiftung, während anständige Journalisten dieses Amt niederlegten, als 2008 durch eine NDR-Dokumentation die Verbrechen des Konzerns in der Nazizeit bekannt wurden.

 

Ossietzky-Leser, aufmerksame. – Sie vermissen in diesem Heft zu Recht die angekündigte Fortsetzung der Veröffentlichung der Matinee-Beiträge zum Thema »Europäische Perspektiven«. Wir müssen Sie auf Heft 22/2016 vertrösten.