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Titel222013

Antworten

Redaktion Frankfurter Allgemeine, sehschwächelnd. – In Ihrem Blatt wurde das Ergebnis der Sondierungen zwischen den Unionsparteien und den Grünen so bilanziert: »Eine kleine Hintertür blieb offen« – für eine schwarzgrüne Regierungskoalition, demnächst einmal. Das ist recht unscharf beobachtet. Was wäre denn für eine regierungswillige grüne Partei die andere, die »Vorder«-Tür? Und die politische Beschaffenheit des Hauses der Grünen betreffend: Spätestens seit der jüngsten Bundestagswahl ist hier das Portal für eine koalitionäre Begegnung mit der CDU/CSU architektonisch vorherrschend und leicht zu öffnen.

Angela Merkel, textiltaktisch. –
Ein »rotes Jackett« haben Sie für Ihren Auftritt zur erfolgreichen letzten Sondierung mit der SPD-Spitze gewählt, Kommentatoren der Frankfurter (Rest-)Rundschau sehen darin ein gutes Zeichen – vielleicht seien von der Großen Koalition denn doch Wohltaten für die Unterklassen zu erwarten. Und einige enttäuschte Liebhaber eines »rot-rot-grünen Projekts« hoffen darauf, daß in der Großen Koalition nun wenigstens die »Handschrift der SPD« wirksam werde. In Ihrer CDU hingegen gibt es Bedenkenträger; Sie ließen sich, so wird befürchtet, auf eine weitere »Sozialdemokratisierung« der Unionsparteien ein, sogar auf einen gesetzlichen Mindestlohn. Wir meinen: Da werden Sie unterschätzt, Sie wissen schon, wie mit der SPD umzugehen ist; diese Partei wird mitregierend dem so kapitalfreundlichen prekären Sektor des deutschen Arbeitsmarktes nicht den Garaus machen, sie hat ihn ja selbst politisch ermöglicht.

Annette Schavan, CDU-Bundestagsabgeordnete. –
Selbstverständlich zieren Sie weiter die Reihen der Union im Bundestag, auch wenn Sie nicht mehr im Kabinett vertreten sind, weil Sie von Ihrem Amt als Bildungsministerin zurücktreten mußten, da die Universität Düsseldorf Ihnen Ihren Doktortitel wegen Täuschung aberkannt hat. Sie hatten sich ihn mit Hilfe von Plagiaten erworben. Dennoch gibt es jetzt Anlaß für Glückwünsche. Die Ludwig-Maximilians-Universität zu München hat Sie in ihren Hochschulrat berufen. Auf die Frage, wie das mit wissenschaftlicher Fälschung vereinbar sei, kam die Antwort, darüber diskutiere man nicht in der Öffentlichkeit. Ihre Berufung ruft in uns die Vorstellung einer bayerischen Abart des Trampolinspringens hervor: Je tiefer man fällt, desto höher wird man emporgeschleudert – und kann oben bleiben. Münchner Vorbedingung ist allerdings das richtige Parteibuch.