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Titel2411

Antworten

Volker Kauder, treuester der Treuen. – Als Fraktionschef der CDU/CSU im Deutschen Bundestag und als »der richtige Mann an Angela Merkels Seite« (christdemokratische Rollenbeschreibung) haben Sie großen Anteil am Gelingen des Leipziger Parteitags. Den Delegierten gaben Sie Selbstbewußtsein durch Ihren Ausruf: »Jetzt wird in Europa Deutsch gesprochen.« Historisch ist eine solche europaweite Verwendung der deutschen Sprache nicht ganz so neu, freilich haben Sie die deutsche Wirtschafts-, nicht die Militärsprache im Sinn. Eine Kleinigkeit aus der Geschichte Ihres Geburtsortes Hoffenheim im Kraichgau ist erwähnenswert: Der lokale Feudalherrscher Reichsfreiherr Otto Heinrich II. von Gemmingen erwarb sich seinerzeit literarische Anerkennung durch sein Schauspiel »Der deutsche Hausvater«. Gute Behandlung der Untertanen wurde darin gepriesen. Leider litt das Ansehen des Autors darunter, daß er die Fronpflichten der Bauern verschärfte und diese, wenn sie nicht spurten, übel behandeln ließ.

Angela Merkel, deutsche Hausmutter. – Auch Sie selbst wußten die Delegierten Ihres Parteitages in Gefolgschaftsstimmung zu versetzen, durch den Satz: »Wir brauchen Europa, damit es Deutschland gut geht.« Da dachte niemand mehr daran, daß Deutschland ein vielschichtiges Land ist. Auch im deutschen Europa, das erwähnten Sie nicht, kann es nicht allen Deutschen gut gehen. Einigen allerdings sehr gut. Gaspedal und Sparbremse lassen sich hier gleichzeitig einsetzen, bei mütterlichem Zureden.

Michelle Geigenmüller, Mitarbeiterin der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. –
In der Ausgabe 22 der Berliner Obdachlosenzeitung Straßenfeger beklagten Sie, daß »asoziale Lebensweise« in der DDR unter Strafe stand. Die niedrigen Mieten und das in der DDR bestehende gesetzliche Verbot der Zwangsräumung gehören ebenfalls zu den von Ihnen genannten negativen Aspekten einer staatlichen Kommandowirtschaft. Wir schlagen vor, Sie überlassen eine Zeit lang Arbeitsplatz, Gehalt und Wohnung einem Berliner Obdachlosen und genießen das freie Leben auf der Straße.

Klaus M., verzweifelter Ossietzky-Leser. – Sie fragen an: »Können Sie die konfuse Situation aufklären: Hat jetzt der Verfassungsschutz mehr Spitzel bei den Neonazis oder haben die Neonazis mehr Spitzel beim Verfassungsschutz?« Die NPD konnte nicht verboten werden, weil bei ihr die V-Leute des Verfassungsschutzes tätig sind. »Kann jetzt der Verfassungsschutz auch nicht verboten werden, weil bei ihm zu viele V-Leute der Neonazis sind?« Da sind wir überfragt, aber der Bundesinnenminister will jetzt eine Zentralkartei anlegen, da können Spitzel dann nachschauen, für wen sie zu spitzeln haben.

Das Blättchen antwortet auf unsere Antwort (Ossietzky 23/11). –
»Sehr geehrte Kollegen, ab jetzt schreiben wir nur noch Bemerkungen in denen alles drinsteht. – Großes Pionierehrenwort! Für kritische Bemerkungen auch weiterhin dankbar, grüßt in solidarischer Verbundenheit Heinz Jakubowski« Pionierehrenwort, ein großes sogar – wer wollte da noch sagen: abwarten.