erstellt mit easyCMS
Titel042013

»Unsere Soldatinnen und Soldaten«  (Otto Köhler)

Es geht voran. Letztes Jahr forderte Kriegsminister Thomas de Maizière, keinen Platz auf dieser Erde dürfe es mehr geben, auf dem der deutsche Soldat nicht stehen könne. Im eigenen Land steigt die Beliebtheit ebendesselben bis ins Glamouröse. Hellmut Königshaus (FDP), der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestags, gab in seinem alljährlichen Bericht Ende Januar bekannt: »Im Herbst wurde im Rahmen der diesjährigen Verleihung der ›Bambis‹ ein Hauptfeldwebel, der bei einem Anschlag im Einsatz schwer verwundet worden war, mit dem Sonderpreis der Jury des gastgebenden Verlages geehrt.«

Und als der verletzte Soldat seine Bambi-Ehrung – für welche schauspielerische Leistung? – bekommen hatte, da geschah es: »Auf seine Dankrede, in der er sich bei seiner Familie für die Unterstützung bedankte und die Gesellschaft um Respekt und Anerkennung für seine Kameradinnen und Kameraden bat, bekam er anhaltenden Applaus.«

Königshaus beglückt: »Für mich war diese Geste ein deutliches Zeichen, daß es auch in der Gesellschaft für unsere Soldatinnen und Soldaten mehr als nur freundliches Desinteresse gibt.«

Der Wehrbeauftragte irrt und weiß es besser. Aus seinem eigenen Bericht geht hervor, welch massiven Respekt und welch erdiente Anerkennung der deutsche Soldat allein schon in der eigenen Truppe genießt: »Schmierwürste«, »Schwachköpfe« und »Nichtskönner« – so hatte wiederholt ein Feldwebel seine Soldaten gewürdigt. In einer Ausbildungskompanie wurden Rekruten mit Erklärungen und Ausdrücken wie »Sind Sie total behindert?«, »Mongos, Versager, Krüppel« und »Ich reiße Ihnen den Kopf ab und scheiße Ihnen in den Hals« permanent angeschrien und beleidigt.

Im Zuge der Verteidigung unserer Sicherheit in Afghanistan ernannte ein Oberfeldwebel einen Stabsgefreiten libanesischer Abstammung zum »Spasti von Hurensohn«, ergänzte dann aber sein Urteil: »Du siehst ja schon fast aus wie ein Afghane, und stinken tust Du auch so.«

Bei einer Feier würdigte ein stellvertretender Zugführer die ihm unterstellten Soldaten: »Ihr dummen Schweine, ihr bekloppten Affen! Ich bringe Euch um, ich bringe Euch bei der nächsten Waffenausbildung um!« Dann drängte er einen erkennbar betrunkenen Hauptgefreiten, der sich mehrfach erbrochen hatte, zu erneutem Alkoholkonsum. Im weiteren Verlauf griff er den Kameraden beim Kragen, zog ihn hoch und schubste ihn nach hinten über eine Sitzbank ins Gebüsch mit den Worten: »Quatschen wie ein Großer und Saufen wie nichts, hau ab und scher‘ Dich ins Bett.« Infolge des Alkoholkonsums erlitt der Soldat einen »Filmriß« und fiel in einen Stausee, aus dem er, so Königshaus, »dank der Aufmerksamkeit von Kameraden gerettet werden« konnte.

So verteidigen »unsere« Soldatinnen und Soldaten unsere Freiheit in aller Welt. Der Wehrbeauftragte: »Meine Gedanken sind zu Beginn des neuen Jahres ganz besonders bei unseren Soldatinnen und Soldaten im Einsatz.« Sie hätten »Hervorragendes geleistet und in vorbildlicher Weise gezeigt, was es heißt, als Soldatinnen und Soldaten eines demokratischen Rechtsstaates für unser Land internationale Verpflichtungen wahrzunehmen.«

Und sprach ihnen dafür Dank aus. Seinen. Meinen nicht.