erstellt mit easyCMS
Titel0512

Käthe Duncker  (Dieter Götze)

Wenn alljährlich der Internationale Frauentag begangen wird, steht immer wieder der Name Clara Zetkins im Fokus. Sie hatte 1910 auf einer internationalen sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen einen solchen Tag als Kampftag für Frauenrechte gefordert und eine entsprechende Resolution durchgesetzt. Kaum bekannt ist, daß unter jenem Antrag noch ein zweiter Name stand, der Käthe Dunckers (1871–1953), die seit 1898 Mitglied der SPD war. Wie Clara Zetkin hatte die im badischen Lörrach geborene Kaufmannstochter das Leipziger Lehrerinnenseminar der bürgerlichen Frauenrechtlerin Auguste Schmidt besucht, war jahrelang Lehrerin gewesen – unter anderem in Friedrichroda und Hamburg – und auf Grund ihres Engagements für die Sozialdemokratie aus dem Schuldienst entlassen worden.

1906 trug ihr Clara Zetkin den Posten einer zweiten Redakteurin der Gleichheit an, eine Aufgabe, die sie mit Bravour löste. Hier war sie vor allem für die zwei besonders populären Beilagen der Gleichheit zuständig: Für unsere Kinder (die erste sozialistische Kinderzeitung in Deutschland) und Für unsere Mütter und Hausfrauen. Die Zusammenarbeit zwischen Zetkin und Duncker gestaltete sich optimal. Clara Zetkin schätzte an der 14 Jahre jüngeren Mitarbeiterin deren Sachkenntnis und ihre Hingabe an das sozialistische Ideal. Käthe Duncker wiederum erinnerte sich später: »Ich habe viel von ihr gelernt, und meine Bewunderung ihrer vielseitigen Kenntnisse und Interessen, ihrer eisernen Energie, ihrer Zielstrebigkeit und revolutionären Leidenschaft war im steten Wachsen begriffen.« Eine wichtige Frucht der Tätigkeit Käthe Dunckers an der Seite Clara Zetkins waren auch zwei eigene Publikationen: »Die Kinderarbeit und ihre Bekämpfung« (1906) und »Sozialistische Erziehung im Hause« (1914). Bis Ausbruch des Ersten Weltkrieges nahm Käthe Duncker an allen Konferenzen sozialdemokratischer Frauen teil und trat hier mit eigenen, viel beachteten Redebeiträgen hervor.

So referierte sie 1906 in Mannheim über die Fürsorge für Schwangere und Wöchnerinnen, 1908 in Nürnberg über die häusliche Erziehung von Kindern. Besonders diese Rede fand Clara Zetkins Beifall: »Genossin Duncker hat in ihren vortrefflichen Ausführungen mit vollem Recht darauf hingewiesen, wie wichtig es für die Entwicklung von Geist und Charakter ist, daß in der Familie schon das kleine Kind eine bestimmte, weitgehende Bewegungsfreiheit erhält, zur Selbstentscheidung und Selbständigkeit gewöhnt wird. Was in dieser Beziehung die Familie beginnt, muß die selbständige Jugendorganisation fortsetzen. Alle moderne Pädagogik stellt die Selbständigkeit des Urteils und der Betätigung in den Mittelpunkt der Erziehung. Sie ist Sonne und Regen, kräftigender Wind und linde Wärme, unter deren fruchtbaren Einflüssen die Gaben des Geistes und Charakters erblühen. Durch die Freiheit muß für die Freiheit erzogen werden!« In den Jahren des Ersten Weltkrieges wurde Käthe Duncker eine der konsequentesten Parteigängerinnen Liebknechts und Luxemburgs. Bereits im Herbst 1914 erarbeitete sie eine Studie über die wirtschaftlichen Ursachen des Krieges, in der sie die imperialistischen Verhältnisse als Wurzel des Völkermordens geißelte. Hausdurchsuchungen, Verhöre und Redeverbote waren die Folge. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Hermann Duncker gehörte sie dann an der Jahreswende 1918/1919 zu den Gründern der KPD.