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Titel0710

Bemerkungen

Ein Brief an den Papst
Das Hochstift Bamberg war Anfang des 17. Jahrhunderts unter der Leitung des Fürstbischofs Johann Georg II. Fuchs von Dornheim das bedeutendste Zentrum der katholischen Inquisition in Deutschland. Daran erinnert nach mehr als fünfjähriger Forschungsarbeit eine Bamberger Historiker-Initiative in einem Brief an »Seine Heiligkeit« in Rom, den Papst und vormaligen Vorsitzenden der aus der Inquisition hervorgegangenen Glaubenskongregation. Dem Brief liegt eine Liste mit den Namen von rund 750 Todesopfern bei; die Initiative vermutet, daß die Gesamtzahl der Opfer zwischen 1000 und 1500 liegt – zumeist angebliche Hexen, »für die es noch nie eine Messe oder ein Andenken gegeben« habe. Die Initiative bittet den Papst um Unterstützung für ein Mahnmal in der Nähe des einstigen »Malefiz-Hauses« in Bamberg, wo die Opfer zu Tode gefoltert wurden.

Red.


Bevölkerungstausch
Die deutsche Gesellschaft treibt in den Untergang – warnt in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Professor Dr. Dr. Gunnar Heinsohn von der Universität Bremen, die einst zu Unrecht in den Ruf geraten war, eine »rote Kaderschmiede« zu sein. Als katastrophenträchtig stellt er heraus: Die Bundesrepublik habe zu viel und gleichzeitig zu wenig Nachwuchs; zu viel »Niedrigleister« mit Migrationshintergrund und zu wenig Hochleister, ebenfalls mit Migrationshintergrund. Kurzum: Es sind die falschen Zuwanderer mitsamt ihren Sprößlingen, man hat sie nicht richtig anhand der Intelligenzquotienten ausgewählt.

Und die deutsche Politik versage weiterhin, indem sie »das Recht auf Kinder auslegt als Recht auf beliebig viel öffentlich zu finanzierenden Nachwuchs«, so daß »Frauen der Unterschicht ihre Schwangerschaften als Kapital ansehen«. Heinsohn verlangt, Sozialhilfe auf fünf Jahre zu beschränken, damit die »Sozialhilfemütter« begreifen, was die Stunde geschlagen hat.

»Hartz IV und die politische Ökonomie« ist der Artikel überschrieben; es fehlt darin allerdings ein Vorschlag, wie denn mit den Folgen des geforderten politökonomischen Eingriffs umgegangen werden soll. Wenn die Unterschichtenmütter mit ihrem Niedrigleisternachwuchs keine Sozialhilfe mehr bekommen: Verhungern lassen? Das könnte den zu umwerbenden Hochleistern unangenehm auffallen und die Lust zur Einwanderung nach Deutschland verderben. Bleibt also nur: Raus mit der falschen Bevölkerung aus Deutschland, damit die richtige reinkommt.

Demnächst wird uns Heinsohn dann sicher erklären, wie wir es mit behinderten Kindern einheimischer Eltern halten sollen.
M. W.


Abrüstung?
Wer sich auf Schlagzeilen der Presseagenturen verläßt, könnte meinen, US-Präsident Barack Obama habe den Friedensnobelpreis doch zu Recht erhalten: »USA und Rußland rüsten ab«, hieß es da. Am 8. April, bei einem Treffen Obamas mit dem russischen Präsidenten Dmitri Medwedew, stehe die Unterzeichnung »eines großen Abrüstungsvertrages« zwischen den Vereinigten Staaten und Rußland an.

Werden die Atomwaffen abgeschafft, sind Ostermärsche in Zukunft überflüssig?

Vereinbart wird, falls die beiden Parlamente zustimmen, den Vorrat an strategischen Atomwaffen der beiden Staaten »überprüfbar zu verringern«. Das heißt, ein Teil der Nuklearsprengköpfe wird verschrottet, es gibt einfach zu viele davon. Keineswegs verzichten die USA und Rußland damit auf ihre atomare Offensivfähigkeit, es bleiben genug Sprengköpfe übrig. An Trägern für sie (U-Booten, Interkontinentalraketen und Fernbombern) mangelt es ohnehin nicht. Der Vertrag soll militärische Konkurrenten unter Druck setzen, nicht weiter aufzurüsten. Aber die USA und Rußland verfügen zusammen über mehr als 90 Prozent aller Atomwaffen weltweit. Daran ändert der Vertrag nichts.

In Prag versprach Obama vor einem Jahr eine »Welt ohne Atomwaffen«. Der neue Vertrag bringt uns diesem Ziel nicht näher. Obamas Versprechen wird dann wohl unerfüllt bleiben. Rüstungsindustrie und Militärkaste lassen grüßen.
Arno Klönne


Friedensjournalisten gesucht
Über die »Armee der Unverstandenen« schreibt die Wehrexpertin Susanne Gaschke in der Zeit 10/10. Ihr sekundiert Kollege Jochen Bittner, der unter dem Rubrum »Haubitze statt Bambi« über den Generationenkonflikt im Offizierkorps der Bundeswehr räsoniert. Beide Beiträge fügen sich nahtlos in den bellizistischen Diskurs ein, der seit den späten neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts in den Leitmedien der Berliner Republik gepflegt wird. Ein Gipfel der Dreistigkeit ist aber erreicht, wenn da polemisiert wird gegen eine angebliche »Generation der ›Wehrbeamten‹, jener meist älteren Offiziere, die sich an eine Vergangenheit klammern, in der die Bundeswehr ein Leben in der Gartenzaunidylle an der Heimatfront verhieß«. Derartige Rotznasigkeiten von Angehörigen einer Generation, die zu Zeiten des Kalten Kriegs noch in den Windeln lag, zeigen deren defizitäre Geschichtskenntnis sowie mangelndes politisches Urteilsvermögen. Denn viele Soldaten, die solchermaßen diffamiert werden, haben durch ihren keineswegs idyllischen Einsatz dazu beigetragen, daß ein völkermörderischer Atomkrieg verhindert wurde, daß deutsche Streitkräfte das einzige Mal in den letzten 140 Jahren deutscher Militärgeschichte auf der Seite der Sieger standen – noch dazu, ohne daß ein einziger scharfer Schuß im Gefecht fiel und ohne daß massenhaft getötet und gestorben wurde. Dagegen hat die hochgejubelte »globalisierte Armee« heutiger Zeiten wenig vorzuweisen, abgesehen von jeder Menge getöteter Frauen, Kinder und sonstiger Zivilisten – Kollateralschäden ihres Kriegshandwerks. Wie kommentierte einst Kurt Tucholsky: »Der moderne Krieg hat wirtschaftliche Ursachen. Die Möglichkeit, ihn vorzubereiten und auf Signal Ackergräben mit Schlachtopfern zu füllen, ist nur gegeben, wenn diese Tätigkeit des Mordens vorher durch beharrliche Bearbeitung der Massen als etwas Sittliches hingestellt wird. Der Krieg ist aber unter allen Umständen tief unsittlich.«

Wir brauchen dringend Friedensjournalisten statt Kriegsverkäufer.
Jürgen Rose


Helmut Kramer
hat auch mit 80 – in diesen Tagen feiert er den runden Geburtstag – noch immer die Energie, sich öffentlich einzumischen, an einem Konfliktthema dran zu bleiben und seiner Sache schließlich zum Sieg zu verhelfen. Die an der Rehabilitierung von Opfern der Wehrmachtsjustiz interessierten Zeitgenossen konnten einen solchen Fall im vergangenen Jahr miterleben. Ein Militärhistoriker aus Potsdam, von der CDU/CSU-Fraktion als Gutachter im Rechtsausschuß des Bundestages benannt, erregte dort Aufsehen, als er einen bislang unbekannten Fall von Kriegsverrat präsentierte; angeblich sprach dieser Fall gegen eine pauschale Rehabilitierung der wegen »Kriegsverrats« verurteilten Wehrmachtssoldaten. Der von der Fraktion der Grünen benannte Jurist Kramer stutzte, recherchierte hartnäckig gegen nicht wenige Widerstände und fand schließlich heraus, daß es sich bei dem fraglichen Fall gar nicht um Kriegsverrat handelte (s. Ossietzky 23/08 und 16/09). Gesichtsverlust für den Historiker, Blamage für die Fraktion, die ihn benannt hatte. Daß die als Kriegsverräter verurteilten Soldaten endlich am 8. September 2009 gesetzlich rehabilitiert wurden, ist auch Helmut Kramers Verdienst.

Er ist einer der wenigen kritischen Juristen, die sich in der Öffentlichkeit Gehör verschaffen. Seine Energie schöpft er aus der ungebrochenen Fähigkeit zur produktiven Empörung über Ungerechtigkeiten. Doppelte Standards in der Justiz (»Die Kleinen hängt man, die Großen läßt man laufen«) sind ihm immer ein Dorn im Auge. Der ehemalige Richter am Oberlandesgericht weiß um die großen Handlungsspielräume von Richtern und Staatsanwälten. Über deren traditionelle, zum Teil noch heute erkennbare Neigung, sich machtstaatlichen und militärischen Interessen anzupassen, gibt das Buch »Recht ist, was den Waffen nützt. Justiz und Pazifismus im 20. Jahrhundert« (Berlin 2004) Auskunft, das er zusammen mit anderen kritischen Juristen und Historikern verfaßt hat.

Seine lebenslange Auseinandersetzung mit der Justiz in der Zeit des Nationalsozialismus hat Helmut Kramer, der auch an der Universität Bremen lehrte, mehr als alles andere geprägt. Früh erkannte er, daß die Justiz im Staate Hitlers aus eigenem Antrieb als eine politische Justiz im Dienste der Diktatur agiert hatte. In den Jahren des Krieges hatte sie das NS-Regime mit einer beispiellosen Todesstrafenpraxis gestützt und sich damit, wie der Bundesgerichtshof 1995 in einer »späten Beichte« (Otto Gritschneder) feststellte, den schändlichen Titel einer »Blut- und Terrorjustiz« verdient. Das von Helmut Kramer mit begründete und über Jahre hinweg auch geleitete Forum Justizgeschichte verfolgt unter anderem das Ziel, dieses dunkle Kapitel der deutschen Justizgeschichte zu erforschen und jüngeren Juristengenerationen als warnendes Beispiel vor Augen zu führen.

Am 17. April 2010 wird Helmut Kramer im Leibniz-Haus der Universität Hannover den Werner Holtfort-Preis erhalten. Im Anschluß daran werden sich auf einem – zu seinen Ehren veranstalteten – wissenschaftlichen Symposium mehr als zwanzig Juristen, Historikerinnen und Historiker mit einem noch immer politisch brisanten Thema auseinandersetzen, das Helmut Kramer seit Jahren umtreibt: »Das Wirken ehemaliger Wehrmachtsjuristen im demokratischen Rechtsstaat aus der Sicht der Opfer«.
Wolfram Wette


Edelbert Richters Mahnungen
Edelbert Richter war zwölf Jahre Abgeordneter der SPD im Europäischen Parlament und im Deutschen Bundestag. Jetzt liegt seine politische Option erkennbar auf Seiten der Partei Die Linke, die als der eigentliche Adressat seiner Analysen und Mahnungen erscheint.

Gleich zu Anfang identifiziert Richter zwei zentrale Schwächen der Linken: unzureichender Internationalismus in der Außenpolitik und mangelnde Berufung auf die Tradition, über die sie in Literatur, Kunst und Philosophie verfügt. In der Tat trennen die Opposition in der Außenpolitik zwei entscheidende Fragen: die nach der Rolle der Bundeswehr und der NATO zur Lösung internationaler Konflikte und nach der zukünftigen Ausrichtung der EU. Richter thematisiert vor allem Europa, nicht nur weil das der »historisch-kulturelle Ort der Linken« ist, sondern weil seiner Ansicht nach jede außenpolitische Konzeption heute auf der europäischen Ebene ansetzen muß. Darin kann man dem Autor durchaus zustimmen, wenn auch der Rückgriff auf Carl Friedrich von Weizsäckers Topos »Außenpolitik als Weltinnenpolitik« angesichts der tiefen Interessenkonflikte und Rivalitäten selbst in der EU und der Kriege weltweit allzu idealistisch anmutet.

Richter widmet dem Idealismus in der Außenpolitik ein ganzes Kapitel und sieht scharf die Gefahren seiner Instrumentalisierung als Sendungsideologie zu imperialen Zwecken. Auch dem »außenpolitischen Idealismus sozialistischer Prägung« steht er angesichts der reformerisch-legalistischen Haltung der Sozialdemokratie zur Machtfrage und zur Kriegsgefahr skeptisch gegenüber: »Indem die SPD sich für den Kurs der Legalität entschieden hatte, hatte sie in Bezug auf die Außenpolitik schon kapituliert, in diesem Bereich herrscht (und herrschte zumal damals) eben kein Rechtszustand wie im Innern.« Diese Aussage ist nicht unproblematisch, da sie als Aufforderung zur Politik auch außerhalb der völkerrechtlichen Regeln verstanden werden kann – eine Politik, die wir mit der Abdankung der Regierungen Bush, Blair und Schröder für überwunden hofften.

Voll zuzustimmen ist jedoch dem Autor, wenn er in der sozialistischen Tradition eine außenpolitische Schwäche entdeckt, soweit sie die ökologische Herausforderung vernachlässigt hat. Richter erinnert an Marx‘ Kritik am Gothaer Programm der Sozialdemokratischen Partei: »Die Arbeit ist nicht Quelle allen Reichtums. Die Natur ist ebenso die Quelle der Gebrauchswerte.« Hier kann Richter zu Recht auch auf eine begrüßenswerte Passage im Verfassungsvertrag verweisen, wo eine »nachhaltige Entwicklung« und ein »hohes Umweltschutzniveau« als Ziel festgeschrieben waren.

Zweifellos gehört Charles Darwin nicht zur genuinen Tradition der Linken. Aber in seinem umfangreichen Kapitel über »Die Natur als Markt?«, in dem er den notwendigen Abschied vom Darwinismus in der menschlichen Gesellschaft begründet, wird deutlich, weswegen neben dem historischen Kanon von Marx bis Luxemburg und Hilferding auch Denker wie Darwin, Keynes oder Weber erhebliche Bedeutung im kulturellen Erbe der Linken beanspruchen können.

Das Überzeugende an Richters Arbeit, die sich darüber hinaus mit der internationalen Wirtschafts- und Finanzpolitik beschäftigt, ist sein Standpunkt »hic Rhodos, hic salta«, der realistische Blick auf die schlechten Umstände, die wir nüchtern ins politische Kalkül ziehen müssen. Wenn Richter den Kern der Globalisierung in der schon in den 1970er Jahren begonnenen Deregulierung und Privatisierung des Weltkapitalmarktes sieht, so muß man auch erkennen, daß die Bundesbank diesen Prozeß mit eingeleitet und verfestigt hat. Sie »ist die politische Repräsentantin dieses Marktes in Deutschland«. Woraus folgt: »Die Geschichte der Auseinandersetzung zwischen Bundesregierung und Bundesbank beziehungsweise Europäischer Zentralbank müßte uns daher einigen Aufschluß geben über das, was der Linken im Falle einer Regierungsbeteiligung bevorsteht.« Dies ist auch eine Geschichte der SPD, die seit Bestehen der Bundesbank den Kampf gegen deren ausufernde Autonomie geführt und verloren hat – und die uns der Autor nun als Warnung und Aufgabe weitergibt.

Daß auch diese Krise nicht zum Untergang des Systems führt, welches sie hervorgebracht hat, gehört zu den nüchternen Erkenntnissen Edelbert Richters. Er sieht deshalb auch die Dialektik ihres Prozesses, die neue Chancen eröffnet. Das Kapitel ist kurz, enthält aber den entscheidenden Ansatz, auf den sich die parlamentarische Restlinke einigen müßte: sich aus den ökonomischen Zwangsgeleisen zu befreien und für die »Eigenbedeutung des Politischen«, sprich »die Erhaltung von Demokratie und Sozialstaat« zu kämpfen. Das ist notwendig, um nicht wieder »durch den starken Staat … überrumpelt zu werden« und »um auf Zeiten verschärfter Repression gerüstet zu sein«.
Norman Paech
Edelbert Richter: »Die Linke im Epochenumbruch. Eine historische Ortsbestimmung«, VSA-Verlag, 302 Seiten, 20.80 €


SPD und DGB im Gleichschritt

Das über etliche Jahre gestörte Verhältnis zwischen der SPD und den DGB-Gewerkschaften sei nun wieder harmonisch, berichtet die Neue Westfälische von der Betriebsrätekonferenz in Bochum: »Vor der Landtagswahl in NRW marschieren beide Organisationen wieder Arm in Arm gegen Schwarz-Gelb.« SPD-Chef Sigmar Gabriel habe für seine Partei Selbstkritik geübt, und die SPD-Spitzenkandidatin Hannelore Kraft sei gegen Niedriglöhne und »prekäre« Beschäftigungsformen aufgetreten.

Die SPD profiliert sich also vor der Wahl im größten Bundesland als Kämpferin gegen den »Niedriglohnsektor« – den geschaffen zu haben, der sozialdemokratische Bundeskanzler Gerhard Schröder seinerzeit als seinen großen Erfolg darstellte. Paradox? Nein, wieso denn? Hätte die SPD als Bundesregierungspartei diese Arbeitsmarktpolitik nicht durchgesetzt, könnte die SPD als Oppositionspartei heute ja nicht gegen dieselbe wettern.

Mit einem innovativen Verhaltensvorschlag wartete in Bochum Guntram Schneider auf, sozialdemokratischer DGB-Vorsitzender in Nordrhein-Westfalen. Gewerkschaftern, »die mit dem Gedanken spielen, die Linkspartei zu wählen«, hielt er als Vorbild einen verdienten Gewerkschaftsfunktionär aus dem Lippischen entgegen – der war aus Protest gegen die Agenda-Politik aus der SPD ausgetreten, hatte in seiner Region die Linkspartei mitgegründet und ist jetzt in die SPD zurückgekehrt; er marschiert also wieder mit. Aber was macht so einer, wenn die SPD erneut regiert? Kann sein, daß er dann wiederum aus dem Tritt kommt. Aber jetzt steht erst mal der 9. Mai an.
Marja Winken


Vergleichen und Werten
Der 20. Jahrestag des Aufgehens der DDR in der kapitalistischen Bundesrepublik rückt heran, und die Jubelfanfaren über das Scheitern des ersten sozialistischen Experiments auf deutschem Boden werden immer lauter. Da ist es Zeit, einmal Rückblick zu halten und zu prüfen, welche Hoffnungen und Chancen mit der Vereinigung verbunden waren und wie sich die gesellschaftliche Realität bis heute entwickelt hat. Zwei Journalistinnen haben eine Vielzahl Prominenter befragt, die früher in der DDR lebten: Künstler, Autoren, Regisseure, Wissenschaftler, Ökonomen, Mediziner, Schauspieler, Musiker, Theologen, Schriftsteller – Protagonisten der DDR ebenso wie Menschen, die dem Staat sehr kritisch gegenüberstanden und ihn ablehnten. Darunter Hans Joachim Maaz, Andreas Dresen, Friedrich Schorlemmer, Gisela Steineckert, Christa Luft, Käthe Reichel, Egon Günther und noch manche andere.
Es sind recht kritische, unterschiedliche und ganz persönliche Bilanzen, die hier gezogen werden. Dabei zeigt sich, daß die Befragten den Altbundesbürgern eins voraus haben: die eigene Erfahrung mit beiden Gesellschaftssystemen.
Sie vermitteln ein differenziertes Bild der DDR, das sich erheblich von den Horrorvisionen unterscheidet, die ein Hubertus Knabe in Berlin-Hohenschönhausen mit hohem Finanzaufwand Tausenden Schülern als Geschichte verordnet.
Rudolf Turber
Heike Schneider/Adelheid Wedel: »Vom Privileg des Vergleichs. Erfahrungen ostdeutscher Prominenter vor und nach 1989«, Militzke Verlag, 368 Seiten, 22.90 €


Reklame für einen Unbekannten
Eigentlich kann es das gar nicht geben, und wer es nicht selbst erlebt hat, kann es kaum glauben. Denn in unserer Zeit der medialen Vernetzung, so meint man, bleibt ein Talent, gar ein überragendes, nicht unentdeckt. Kann es also sein, daß in der Städtischen Musikschule einer oberbayerischen Provinzstadt ein über 70jähriger Pianist, von dem die Musikwelt bisher kaum Notiz genommen hat, sich an den Steinway setzt und mit so überwältigender Klangphantasie und Geisteshelle Mozart spielt, daß man zum ersten Mal Mozart in seiner ganzen Fülle zu erkennen glaubt – allen Erinnerungen an Clara Haskil, Friedrich Gulda oder Alfred Brendel zum Trotz?

Das Unwahrscheinliche geschah in Freising. Vor gerade mal gut 40 Zuhörern erfüllte Wolfgang Leibnitz den chromatischen Tiefsinn des a-Moll-Rondos KV 511, das polyphone Raffinement der D-Dur-Sonate KV 576, die harmonischen Abgründe des h-Moll-Adagios KV 540 und der c-Moll-Phantasie KV 475 mit einer wahrhaft atemraubenden inneren Spannung, als hörte man die wohlvertrauten Stücke zum ersten Mal: jeder Ton, selbst noch bei den Verzierungen, ein aufregendes Klangereignis und doch nie bloß erleuchtende Einzelheit, sondern notwendiges Glied eingewoben in ein mit zwingender formaler Logik entwickeltes dramatisches Geschehen. Die vollendete Einheit aus feinstschattierender Anschlagskunst, emotionaler Intensität und luzider musikalischer Intelligenz.

Wolfgang Leibnitz stammt aus Sachsen, 1936 er wurde in Meerane geboren. Er ging früh in den Westen, wurde Meisterschüler von Claudio Arraus, der seine singuläre Begabung erkannte. Aber über das Stadium des Geheimtips für Kenner kam er nicht hinaus. Liegt es daran, daß es diesem Pianisten nicht auf rauschhafte Virtuosenbravour ankommt, daß er nie mit den Eigenmächtigkeiten eines subjektiven Interpretentemperaments auftrumpft? Zum Glück gibt es von Wolfgang Leibnitz ein paar CD-Einspielungen alle beim Label Gallo erschienen. Da kann man überprüfen, daß Freising weder Sternstunden-Zufall noch gar Selbsttäuschung war; man kann sich überzeugen, daß Schubert (sie späte B-Dur-Sonate) bei Leibnitz mindestens bewegend und tiefgründig klingt wie bei Brendel oder Svjatoslav Richter, Chopin nicht ganz so charmierend elegant wie als bei Rubinstein, dafür aber ergreifender und Liszt (h-Moll-Sonate) formal zwingender, gerade durch den Verzicht auf effekttreibende Fulminanz, spannender als bei Gilels oder Horowitz. Noch immer besteht die Möglichkeit, einen der ganz großen Pianisten unserer Zeit zu entdecken.
Hans Krieger


Charlie Chaplins erste Jahre

Unter wie vielen Bücherstapeln Charlie Chaplin auch verschwindet, immer wieder krabbelt er hervor. Der Charlie, den die Menschheit zu kennen meint. Der kleine Tramp, der für das Kino ist, was Donald Duck für den Comic ist. Ist der kleine Tramp Chaplin? Ist er eine Figur des Charlie Chaplin? In der Mehrzahl der Biographien wird der Schauspieler, Regisseur und Autor Chaplin wie eine Marke feilgeboten. Er hat eine Marke gemacht. Eine Marke war der Mensch Chaplin nicht. Wer war der?

Stephan Weissman, ein Psychoanalytiker, der in Washington lehrt, ist kein Plauderer, der eine Biographie erzählt, um zu unterhalten. Was bei Weissman das Unterhaltende ist, ist das informative, analytische Darstellen der Biographie des Charlie Chaplin. Diese Biographie endet, durchaus konsequent, schon in den Jahren 1914/15 und faßt das folgende halbe Jahrhundert in dem Kapitel »Was danach geschah« zusammen. Alles, was dem Kind Charlie während seines ersten Lebensjahrzehnts widerfuhr, wurde dem Künstler zum Fundus seiner Kunst, deren Modelle und Muster bis 1914/15 gebildet waren. Zumindest nach dem Urteil des Analytikers. Entscheidend für Chaplins Entwicklung war, wie er sich gegen die Eltern wehrte und wie er sie würdigte. Penibel seziert der Analytiker den geistigen, seelischen, künstlerischen Verfall der Mutter wie des Vaters, den der Alkohol körperlich scheitern ließ. Die anhängliche Nähe zur belasteten Mutter, der Abstand zum bestaunten Vater prägten das Kind, dessen Schule das elterliche Elend war. Das lehrte ihn alles, was ihn keine Bildungsanstalt lehren konnte. Weissman läßt nichts aus, was er aus der traumatischen, tristen, trostsuchenden Mutter-Sohn-Beziehung herausholen kann.

Wer aber waren Charlies Großeltern? Wer die Verwandten? Wer die Freunde? Gemäß seinem analytischen Konzept ist dem Analytiker die Tiefe der Analyse wichtiger als die Breite. Stephen Weiss-man hat wohlweislich nicht die Biographie, er hat »eine Biographie« verfaßt. Wer sie liest, muß sich auf einiges gefaßt machen. Nicht, weil der Weltliebling Charlie Chaplin beschädigt wird. Weil Stephen Weissman Charlie Chaplin anders liebt, als andere ihren Chaplin lieben.
Bernd Heimberger
Stephen Weissman: »Chaplin. Eine Biographie«, Vorwort Geraldine Chaplin, aus dem Englischen von Ulrike Seeberger, Aufbau-Verlag, 402 Seiten, 22.95 €


US-Geschichte, komprimiert
Axel Eggebrecht, in Carl von Ossietzkys Zeiten fleißiger Mitarbeiter der Weltbühne, später als Rundfunk-Feuilletonist beliebt und berühmt, traute es sich zu, die Weltliteratur auf kaum mehr als 200 Buchseiten zu komprimieren. »Meine Weltliteratur« heißt das kluge Buch.

Peter W. Schroeder, der von mir hochgeschätzte USA-Korrespondent mehrerer Zeitungen, hat jetzt auf weniger als 150 groß bedruckten Seiten unter dem Titel »USA« die bisherige Geschichte und die Vorgeschichte der »Supermacht« zusammengefaßt – mit weniger erfreulichem Ergebnis. Gar zu knapp stellt Schroeder zum Beispiel den Beginn des Kalten Krieges dar, indem er einseitig der UdSSR die Schuld gibt. Ähnlich schreibt er über den Korea-, den Vietnam- und den Afghanistan-Krieg: Jedesmal erscheinen die USA als Verteidiger gegen kommunistische Angreifer. Der Zusammenbruch der realsozialistischen Staaten wird schlicht als Sieg der Demokratie gefeiert. Schroeder behauptet gar, 1999 habe Serbien Kosovo annektiert und Massenmorde an Kosovo-Albanern verübt. Und dafür, daß die Atomwaffen bisher nicht abgeschafft sind, gibt er uns die Erklärung: »Politiker sind ja auch nur Menschen«.

Zum Glück ist nicht das ganze Buch so unkritisch geraten. Wenn er Präsident Coolidge zitiert: »Amerikas Geschäft ist das Geschäft«, gibt er einen Schlüssel zur Wirklichkeit, und man erhält eine Vorstellung, wie durch Vernichtung der Indianer, Sklaverei, Krieg oder militärische Erpressung aus 13 Kolonien im Osten Nordamerikas die Supermacht geworden ist. Jeweils mit einigen Worten sind die Methoden zumindest angedeutet, mit denen Texas, Colorado, Kalifornien, Hawaii, Guantanamo oder die Panama-Kanalzone für US-Interessen gewonnen wurden. Die Königin von Hawaii wurde bis zu ihrem Tode in eine Kammer ihres Palastes gesperrt. Panamas Präsident Noriega sitzt in einer US-Haftanstalt, obwohl die Haftdauer, zu der ein US-Gericht den Entführten verurteilt hatte, überschritten ist. Schroeder: »Mit Militär- und Geheimdiensthilfen stachelten die Amerikaner Rebellionen an, oft schickten sie zu Eroberungszwecken auch mal schnell die US-Armee vorbei und sorgten für die Machtübernahme ›amerikafreundlicher‹ Machthaber. Gelegentlich erreichten sie die Einsetzung von Vasallenregierungen schon mit der bloßen Androhung eines militärischen Eingreifens. Daß die neuen Machthaber von Amerikas Gnaden oft mörderische Diktatoren waren, wurde von den US-Politikern nicht zur Kenntnis genommen und schlimmstenfalls als ›notwendiges‹ Übel eingestuft.« Wichtig ist auch der Hinweis auf die US-amerikanische Sabotage internationaler Verträge: Konvention gegen Kinderarbeit, Einrichtung des internationalen Strafgerichtshofs, Verbot der Produktion biologischer Waffen, Abschaffung der Todesstrafe. Das sind nur einige Beispiele. Es wäre nützlich, die ganze Liste zu veröffentlichen.

Mit dem Schuldenberg, den Präsident Bush jun. angehäuft hat – höher als die insgesamt von all seinen Vorgängern hinterlassenen Schulden – erklärt Schroeder die jüngste Finanzkrise. Wie ihm auch dies mit wenigen Worten gelingt, ist bewundernswert – aber vielleicht doch nicht ganz ausreichend.
Eckart Spoo
Peter W. Schroeder: »USA. Die unvollendete Geschichte einer Supermacht«, Arena Verlag, 157 Seiten, 8.95 €


Zuschriften an die Lokalpresse
Beim Leeren meines Briefkastens fiel mir wieder umfangreiches Werbematerial in die rasch ausgebreiteten Arme, darunter auch das Wochenangebot von LIDL. Das ist doch der Discounter, der neulich dazu aufrief, bestimmte Marken seines Harzer Käsesortiments zurückzugeben, da beim Verzehr Gefahr für Leib und Leben entsteht. In der Presse war sogar von Todesfällen die Rede.

Als Bürgerin, deren Möglichkeiten der Selbstversorgung beschränkt sind, unterbreite ich dazu folgenden verbraucherfreundlichen Vorschlag: Die Käufer bestimmter Produkte sollten an der Kasse nicht nur das Kaufgeld und ein Duplikat des Kassenbons, sondern für den Schadensfall auch die Namen und Anschriften etwaiger Erben hinterlegen, damit Entschädigungszahlungen an die zweifelsfrei Berechtigten überwiesen werden können. Das wäre bestimmt eine vertrauensbildende Maßnahme. – Polly Pollauke (51), Verwaltungsfachwirtin, 13587 Berlin-Wilhelmsruh
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Mehr Sicherheit für Bürger! Die Sicherheit der brandenburgischen Bürger kann offensichtlich erhöht werden, indem man sie vor »bösen Buben der märkischen Polizei« (Berliner Kurier) schützt.

Wie notwendig das ist, dokumentiert der Bericht des Innenministers Rainer Speer, der unter anderem Körperverletzungen, Betrug, Strafvereitelung, Hausfriedensbruch und Falschaussagen seitens der Ordnungshüter aufführt. Ich finde solche ehrlichen Bilanzen anerkennenswert. Man muß eben davon ausgehen, daß es – so konstatierten Polizei-Gewerkschafter – überall schwarze Schafe gibt und »Polizisten das Spiegelbild der Gesellschaft« sind. Davon ausgehend hat man jetzt offenbar eine Methode gegen Gefahren aus der Polizei gefunden. Innerhalb der nächsten zehn Jahre sollen 1900 Polizistenstellen in Brandenburg gestrichen werden, wodurch logischerweise auch die Zahl der schwarzen Schafe reduziert würde. Man muß eben nur die richtigen Ideen haben. – Edmund Schnurz (46), Statistiker, 73098 Rechberghausen.
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In der Chausseestraße in Berlin-Mitte ist dieser Tage Richtfest für die neue BND-Zentrale gefeiert worden. Ich bin sehr froh darüber, daß das ehemalige Stadion der Weltjugend, in dem internationale Wettkämpfe ausgetragen wurden und das mehrmals Etappenziel der »Internationalen Radfernfahrt für den Frieden« war (als Studenten der Humboldt-Universität absolvierten wir dort einst unsere Sportausbildung), wieder einem der ursprünglichen Bestimmung ähnlichen Zweck zugeführt wird. Das Gelände war ja viele Jahre lang Truppenübungsplatz, und in seiner Nähe requirierte der Flickschuster Wilhelm Voigt als »Hauptmann von Köpenick« auch das Kommando, mit dem er die Köpenicker Stadtkasse beschlagnahmte. Beim heutigen Zustand der kommunalen Finanzen hätte er diese Aktion sicherlich unterlassen, aber das nur nebenbei.
Jetzt kam mir noch ein Gedanke zur Zukunft dieses Geländes, und der resultierte ebenfalls aus Pressemitteilungen der letzten Tage. Wie ich gelesen habe, muß die Stasi-Gedenkstätte in Lichtenberg restauriert werden, da der Putz bröckelt und das Objekt offensichtlich nicht auf eine längere Lebensdauer eingestellt war. Ohne solche kostenaufwendigen Maßnahmen bestehen Gefahren für die Sicherheit der vielen Schulklassen, die auch weiterhin durch die Stasi-Räume geführt werden sollen. Deshalb frage ich besorgt, ob die Architekten der neuen Geheimdienstzentrale auch an die spätere langfristige museale Verwendung des Geländes gedacht haben. – Dr. Oskar Lausch (64), Pensionär, 56076 Horchheim
Wolfgang Helfritsch


Phoebes Promiskuität
Weniger von der Kunst als von den Trieben werden Männer und Frauen aus der gegenwärtigen Berliner Kunstszene durch die bekanntesten Berliner Stadtbezirke getrieben. Die Geschichten der Berliner Galeristin Phoebe sind Geschichten von der Gier nach beglückendem Geschlechtsleben. Davon kann sie nicht genug bekommen. Sie bekommt genug. Die Leser, zu Schlüssellochguckern geworden, bekommen zu sehen, was es zu sehen gibt, wenn Frau Mann will. Also gespreizte Schenkel und immer wieder gespreizte Schenkel. Das hat zunehmend den Reiz eines Blickes in eine gynäkologische Praxis.
Bei der Autorin, die sich Fiona Mitchell nennt, schafft es die S-Bahn, »über die Oberbaumbrücke« zu rattern. Wie ihr das gelingt – ohne Gleis? In der permanenten sexuellen Erregung können nicht nur Romanfiguren entgleisen.
Bernd Heimberger
Fiona Mitchell: »Feuerwellen«, Knaur Taschenbuch Verlag, 282 Seiten, 7.95 €


Press-Kohl
Wer Dagmar Manzel und ihre vielfältigen Gaben als Schauspielerin und Sängerin bewundert, hatte am 20. März Gelegenheit, mit dieser Ausnahme-Künstlerin auf der Kinoleinwand und in persona Kontakt aufzunehmen. Die Akademie der Künste veranstaltete in ihrem Haus am Berliner Hanseatenweg ein großes Manzel-Programm mit zwei Manzel-Filmen und einem schönen Manzel-Liederabend. »Die gebürtige Berlinerin Dagmar Manzel«, erfuhr man von Irene Bazinger (Berliner Zeitung), »hat lange und sehr erfolgreich bei Regisseuren wie Thomas Langhoff und Heiner Müller am Deutschen Theater gespielt, ehe sie sich auch noch auf die Musik einließ und ihre erstaunlichen Fähigkeiten als Sängerin entwickelte. Das klappte so gut, daß sie 2008 an der Komischen Oper sogar die Titelrolle in Cole Porters ›Kiss me, Kate‹ übernehmen konnte.« Ich wage zu bezweifeln, daß sich Dagmar Manzel »neben Film und Fernsehen auch noch auf die Musik einließ«. Ein offenkundig musikalisch so begabter Mensch wie sie hat sich nicht auf die Musik eingelassen, weil diese nämlich bei allen guten Schauspielern schon in Körper und Bewußtsein als Musikalität lebt. »Ich bin ein Wesen leichter Art«, hieß ein Manzel-Programm mit Theaterliedern. Die Premiere war am 15. Oktober 2000 im Deutschen Theater vor einem begeisterten Publikum. Frau Bazinger schien nicht zugegen zu sein. Übrigens wurde in Berlin vor längerer Zeit schon das schauerliche Musical »Sweeney Todd« von Christopher Bond aufgeführt. In der Komischen Oper. In der Titelpartie: Roger Smeets. In der weiblichen Hauptrolle: die bejubelte Dagmar Manzel.
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Eine Meldung der Deutschen Presseagentur (dpa): »Jena/Berlin. – ... Unter dem Titel ›Nachverhandlungen: Faustpfand. Treuhand und die unsichtbare Hand‹ thematisiert der Berliner Künstler Andreas Siekmann die Umstrukturierung der DDR-Wirtschaft im Stadtmuseum Jena. Von März 1990 bis Dezember 1994 privatisierte die Treuhand an die 3800 Betreibe außerhalb der parlamentarischen Kontrolle. Die Folge waren der Zusammenbruch ganzer Industriezweige im Osten und Tausende Arbeitslose. Die Ausstellung in Jena läuft bis zum 16. Mai.«

Bei der Beauftragung eines Eröffnungsredners soll es Schwierigkeiten gegeben haben. Der vorgesehene Kandidat, der bewährte Eröffnungsredner und in diesem Falle absolute Sachkenner, Bundespräsident Horst Köhler, war zum fraglichen Termin schon zum Rasieren mit dem derzeit in Thüringen gastierenden Frisör Kleinekorte verabredet.
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Aus einem Veranstaltungskalender: »Lesung. – Am besten ist Benjamin von Stuckrad-Barre immer dann, wenn er als Journalist mit dem Blick aufs scheinbar Nebensächliche pointierte Reportagen konstruiert. Diesmal liest Struckrad-Barre aus ›Auch Deutsche sind unter den Opfern‹, seinen Beobachtungen zur deutschen Hochpolitik.« (Berliner Zeitung) Bei Benjamin von Stuckrad-Barres Lesungen sind natürlich auch Deutsche unter den Opfern. Der Täter ist meistens er selbst.
Felix Mantel