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Titel0109

Kleine Radikalauer  (Dietrich Kittner)

Als der hochverehrte Herr Bundespräsident Weihnachten im Fernsehen besonders an die Soldatinnen und Soldaten dachte, die da im Felde stehen, stiegen in mir – ich bin Jahrgang 1935 – Kindheitserinnerungen auf. Seinerzeit wurden wir in weihnachtlichen Radio-Ansprachen auch egalweg aufgefordert, an unsere Soldaten im Felde zu denken. Von Soldatinnen war damals noch nicht die Rede, nur von »Flintenweibern«. Die gehörten aber selbstverständlich zu den »jüdisch-bolschewistischen Horden aus dem Osten«.

Im ganzen war die Rede sehr volkstümlich. Köhler hatte wohl erfahren, daß viele Leute heute schon per Flachbildschirm fernsehen, und das Niveau seiner Ansprache darauf eingestellt.

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Peinlich für Deutschland war es in den letzten Jahren stets, wenn die Ergebnisse des internationalen Pisatests veröffentlicht wurden und das Land der Dichter & Denker regelmäßig auf den hinteren Platzen landete. Jetzt endlich ist die Schmach getilgt. Kurzfristig wurde nämlich im Herbst ein innerdeutscher Pisatest auf Bundesländerbasis angesetzt – und siehe da: Der erste und alle 15 folgenden Plätze wurden endlich mal von Deutschland belegt. So oder ähnlich ging es denn auch durch die Medien. Ideen muß man haben.
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Angela Merkel – ich halte sie nach wie vor für die späte Rache der DDR – hat sich öffentlich bedankt, und zwar bei den Geldinstituten, die »verantwortungsbewußt« Steuergeld, also Volkseigentum angenommen hätten. Wenn ich mich recht erinnere, wurden im letzten Jahr die Renten erhöht oder, wie die FAZ es auszudrücken beliebte, »das Füllhorn über die Rentner geleert«. In Form des Gegenwertes von durchschnittlich anderthalb Bratwürsten pro Kopf und Monat. Ich habe meine 4,58 Euro auch verantwortungsbewußt angenommen. Bloß bedankt hat sich die Kanzlerin bei mir noch nicht. Wohl weil wir ohnehin wissen, daß sie solidarisch auf Seiten des Prekariats steht. Das war in ihrer Neujahrsansprache gut zu erkennen. Sie hat eben nichts zu verlieren als ihre Ketten.
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In Hessen wird es zur Landtagswahl vermutlich eng für die Seeheimer Partei Deutschlands (SPD). Vor allem nachdem die Herren Steinmeier und von Dohnanyi sich so vehement gegen Bündnisse mit der Linkspartei ausgesprochen haben. (Wieso eigentlich? Die Linken stehen doch ganz auf dem Boden des Godesberger Programms. Im Gegensatz zur SPD.) Was ist einem Sozialdemokraten nach Meinung der hessischen Viererbande im täglichen Leben eigentlich noch erlaubt? Darf er beispielsweise auf einem U-Bahnsteig – mit gültigem Fahrtausweis! – ohne weiteres einen dort zur Abfahrt bereitstehenden Zug besteigen? Nein, natürlich nicht. Es könnte doch bereits ein Linker darin sitzen. Das wäre dann gemeinsame Untergrundarbeit. So steht der Herr Genosse – pardon: Parteifreund – auf dem Bahnsteig und überlegt. Soll ich, soll ich nicht ...

Bis der Zug abgefahren ist.
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Viele Köche verderben den Brei? Hier irrt der Volksmund. Einer langt. Dabei meint Roland Koch es gar nicht so radikal, wenn er immer ruft: »Kriminelle Ausländer raus!« Meines Wissens hält sich Josef Ackermann noch immer in Frankfurt auf.
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Noch etwas Erfreuliches. Wenn alles gut geht, wird Bombenwerfer George Walker Bush schon in wenigen Tagen endgültig sein Amt aufgeben müssen. Da bleibt ihm nicht mehr viel Zeit, einen Weg zu finden, auf dem er seinen alten Geschäftsfreund und Waffenbruder Osama bin Laden unauffällig aus dem Weißen Haus schmuggeln kann.

Der hockt dort vermutlich noch immer im Keller, legt Patiencen und wartet auf seine Gage.

Wie wir Schorsch Dabbeljuh kennen, hegt er jetzt auch noch Ambitionen auf den Friedensnobelpreis. Hoffentlich vergebens. Friedensnobelpreise sollten zukünftig nur noch an Leute vergeben werden, die mit Schuhen werfen.