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Titel0110

Das verbitten wir uns  (Otto Köhler)

Es war sofort nach dem Vorfall das richtige Wort zur richtigen Zeit, das Angela Merkel im Reichstag sprach – und zwar, wie sie betonte, »sehr unmißverständlich«. Und es war – daran hat sich heute, ein Vierteljahr danach, in dessen Verlauf die Kanzlerin nichts zurücknehmen mußte, kein Jota geändert – die endgültige Souveränitätserklärung des neuen Großen Deutschland gegenüber der ganzen Welt, einschließlich der NATO. Keiner, wer auch immer, im Ausland wie im Inland, soll es mehr wagen, Deutschland scheel anzusehen:
»Ich verbitte mir das, und zwar von wem auch immer im In- und im Ausland«, sprach sie, nachdem sich Kritik an unseren Soldatinnen und Soldaten erhoben hatte, Kritik an der Rede über deutschen Anstand, die Oberst Klein am 4. Oktober 1943 vor Einheiten der Bundeswehr und des Kommandos Spezialkräfte (KSK) in Posen gehalten hatte: »Von Euch werden die meisten wissen, was es heißt, wenn 100 Leichen beisammen liegen, wenn 500 daliegen oder wenn 1000 daliegen. Und dies durchgehalten zu haben und dabei – abgesehen von menschlichen Ausnahmeschwächen – anständig geblieben zu sein, hat uns hart gemacht und ist ein niemals genanntes und niemals zu nennendes Ruhmesblatt.«

Oberst Klein erklärte damals unseren Soldatinnen und Soldaten, warum wir diesen Anstand wahren müssen: »Wir haben das moralische Recht, wir hatten die Pflicht unserem Volk gegenüber, das zu tun, dieses Volk, das uns umbringen wollte, umzubringen.« Deutsche Waffenträger haben nämlich, wie Oberst Klein 1943 in seiner berühmt gewordenen Posener Rede hinzufügte, den Vorfall für uns aus Liebe zu ihren Nächsten vollbracht: »Wir haben diese schwerste Aufgabe in Liebe zu unserem Volk getan. Und wir haben keinen Schaden in unserem Innern, in unserer Seele, in unserem Charakter daran genommen.«

Inzwischen hat längst auch schon der Reichsführer SS Heinrich Himmler gleich nach dem Vorfall in einer eindeutigen und klaren Stellungnahme erklärt, warum er nicht anders handeln konnte. Unzweideutig erläuterte Himmler den Vorfall damit, daß er zur Verteidigung unserer Freiheit am Hindukusch die Aufständischen »vernichten« mußte. Der Reichsführer hatte erkannt, daß er davon ausgehen konnte, »durch den Einsatz« – er meinte den Vorfall – »eine Gefahr für meine anvertrauten Soldaten frühzeitig abwenden zu können und andererseits dabei nur Feinde des Wiederaufbaus Afghanistans zu treffen«. Er hat durch den Vorfall keinen Schaden an seiner Seele genommen.

Die Bundeskanzlerin, die erst seit zwanzig Jahren das Glück genießt, in unserer Freiheit leben zu dürfen, hatte somit alles Recht dazu, sich jegliche Kritik an dem Vorfall – im Ausland wie im Inland – zu verbitten.