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Titel118

Versöhnungskrieger und Sklavenhalter  (Ulrich Sander)

Kürzlich höhnte die Süddeutsche Zeitung, die SPD sei schlecht gelaunt und nur dadurch in der Krise. Würde sie fröhlich hinnehmen, dass auch am Ende der nächsten GroKo »die Großaktionärin von BMW weiterhin nur 25 Prozent Abgeltungssteuer zahlt, der Schichtarbeiter jedoch 37 Prozent Einkommenssteuer«, dann wäre ihr geholfen (SZ, 8.12.2017). Das Zahlenspiel erinnert an die ausgebliebene Entschädigung der Sklaven des Quandt-Konzerns im Krieg, denn die BMW-Herrscherin hat ihr Vermögen aus dem Quandt-Erbe, und dies wurde nie mit Forderungen zur Entschädigung der Zwangsarbeiter/innen belastet. Der Kriegsgewinn war die Grundlage für die heutige Ungerechtigkeit. Und damit haben sich die Schichtarbeiter eben abzufinden? Es bleibt dennoch eine weitere Frage: Wie kommt die Süddeutsche auf so etwas?

 

Am Tag vor dem Heiligen Abend kam die Antwort. Die zweite und die dritte Seite eine einzige Werbeorgie für BMW. Was kostet so eine Doppelseitenanzeige in der Zeitung? Viele tausend Euro und die Glaubwürdigkeit des geschätzten Blattes. Wer gegen die Kritik an der Allmacht des großen Geldes angeht, der wird fürstlich belohnt.

 

Auf Seite 7 bringt die SZ dann einen Bericht, der ein bezeichnendes Schlaglicht auf die Bemühungen richtet, die Verbrechen des Faschismus in der Sowjetunion in ein mildes Licht zu tauchen. Zum Volkstrauertag konnte ein Schüler aus Russland im Bundestag sprechen, um den Deutschen Absolution zu erteilen. Vorbereitet wurde der Auftritt unter anderem vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und seinem Präsidenten Wolfgang Schneiderhan, Bundeswehr-Generalinspekteur a. D., und auch vom Konzern Wintershall, der in Russland mit beachtlichen Profiterwartungen tätig ist. Wintershall gehörte zu Quandt/BMW, und Schneiderhan gehört zu den Kräften, die nichts aus dem Krieg gelernt haben. So schließt sich der Kreis.

 

Dazu sei an zwei Geschichtsdaten erinnert, die sonst kaum beachtet werden: Am 10. August 1944 kam es laut US-Geheimdienstberichten zum Treffen von Konzernvertretern zwecks Nachkriegsplanung: Krupp, Bosch, Thyssen, VW, Rheinmetall, Saar-Röchling, Messerschmidt und Wintershall/Quandt waren dabei – mit Repräsentanten von SS, Reichssicherheitshauptamt und Ministerien der Reichsregierung im Hotel Maison Rouge von Strasbourg. Themen: Überlebensstrategie der Wirtschaft und der Nazis nach der Kriegsniederlage, Rettung des Nazivermögens und deutscher Potentiale für die Zukunft.

 

Zweites Datum: Ankündigung neuer deutscher Angriffskriege. Am 23. Januar 2003 schrieb der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Wolfgang Schneiderhan, in der FAZ »über bisher Undenkbares«. Über die Frage, »ob es richtig sein kann, nicht abzuwarten, ob man von einem anderen angegriffen wird, sondern sich gegen diese mögliche Gefahr vorauseilend zu schützen und selbst die Initiative zu ergreifen«.

 

Ja, Herr General, so machen wir‘s: Angreifen und dann Präventivkrieg dazu sagen. Wenn es schiefgeht, machen wir hinterher wieder in Versöhnung.