Der Loreley ist es schnuppe,
dass ich so traurig bin.
Sie denkt auf des Berges Kuppe
an Wachstum und an Gewinn.
Hoch oben über dem Rheine
sitzt sie und striegelt ihr Haar.
Sie singt nicht mehr von alleine,
nur noch gegen Honorar.
Sie singt auch nichts Kulturelles.
Aller Ästhetik zum Trotz
macht sie ausschließlich schnelles
Geld mit Werbespots.
Sie singt für Kreuzfahrtpläne,
im Wahlkampf für eine Partei,
für Kaffee und dritte Zähne
mit gewaltiger Melodei.
Sie wirbt für Verdauungspillen,
für Zahnpasta und für Wein,
für modische Sonnenbrillen.
Und ruhig fließet der Rhein.
Das Weib ist perfekt im Gaukeln
und schmeichelt dem Konsumwahn.
Die Wellen des Rheines schaukeln
den Schiffer in seinem Kahn.
Er ist nicht mit dem zu beglücken,
was sie da oben verheißt.
Er kann es nicht unterdrücken,
das Gefühl, dass man ihn beschummelt.