Thomas de Maizière, selbsternannter Bundesleithammel. – »Wir sind nicht Burka«, verkünden Sie in Ihren Eckpunkten zu einer deutschen Leitkultur. Echt toll, wie scharfsinnig Sie herausgefunden haben, dass 80 Millionen Menschen keine Textilie sind. Aber: Wir sind auch nicht de Maizière.
Täve Schur, Weltklassesportler. – Aufgrund Ihrer grässlichen DDR-Nähe hat man Ihnen verwehrt, in der Ruhmeshalle des deutschen Sports zu prangen. Was soll‘s? Sie wären sonst an der Seite so untadeliger Männer wie FDP-Politiker und Sportfunktionär Willi Weyer oder Sportsmann Uli Hoeneß gelandet.
Katrin Göring-Eckardt und Cem Özdemir, Obergrüne. – Redlich und erfolgreich haben Sie sich auf NATO-oliv umgefärbt. Und jetzt die Nachricht: Ihre Grünen liegen in der Wählergunst weit unten und nähern sich dem Fünf-Prozent-Quorum, das für den Einzug in den Bundestag entscheidend ist. Im Sonntagstrend, den das Meinungsforschungsinstitut Emnid erhebt, kam Ihre Partei letztens nur noch auf sechs Prozent. Es könnte sein, dass Sie das eine Prozent noch schaffen! Krieg ist kein Beitrag zum Umweltschutz.
Simon Bujanowski, sozialdemokratisch Blinder. – Im SPD-Vorwärts schrieben Sie, mit Martin Schulz in Deutschland und Emmanuel Macron in Frankreich seien »zwei Hoffnungsträger der Linken auf die politische Bühne getreten«. Aber: Links ist immer noch da, wo der Daumen und Macron rechts sind. Derzeit glauben allerdings viele, mit Macron beginne in Frankreich eine andere, sozialere Politik. Besonders Sozialdemokraten blamieren sich mit ihrer Lobhudelei auf den strammen Neocon-Banker. Ihr Chef, Martin Schulz, bildet da keine Ausnahme: »Macron als Präsident in Frankreich und ich als Kanzler der Bundesrepublik Deutschland könnten auf der Grundlage einer nachhaltig gestärkten deutsch-französischen Kooperation die Reform der Europäischen Union in Angriff nehmen.«
Jens Flosdorff, Sprecher des Verteidigungsministeriums. – Sie rätseln, wie es dazu kommen konnte, dass die stramm rechte Gesinnung von Franco A., Oberleutnant mit Doppelleben, in der Bundeswehr bislang nicht aufgefallen ist, obwohl doch schon seine Masterarbeit an der Uni eindeutig »völkisches Denken« hatte erkennen lassen. Warum wundern Sie sich? Völkisches Denken ist doch auch anderswo salonfähig. Schauen Sie doch am Pfingstwochenende mal in Augsburg bei dem aus Steuergeldern finanzierten Sudetendeutschen Tag vorbei, wo völkisches Gedankengut bis hin zu den braunen Thesen des Witikobunds seit Jahrzehnten zum guten Ton gehört. Politische Prominenz ist reichlich dabei.
Ursula von der Leyen, Kriegsministerin unter Beschuss. – Weil sich in der von Ihnen zu führenden Bundeswehr deutliche Führungsmängel zeigen und neuerdings sogar ein terrorismusnaher Menschenverächter im Offiziersrang und falscher Syrer das Nachrichtenbild der Truppe bestimmt, sind Sie »unter Druck geraten«. Die Tagesschau meldet außerdem, Kanzlerin Merkel habe sich »hinter die Verteidigungsministerin gestellt«. Hinter Sie! Das war eine gute Nachricht. Wenn die Kanzlerin Sie schützen wollte, hätte sie sich nämlich vor Sie gestellt. So aber fangen Sie sich jetzt sämtliche Kritik frontal ein. Die Kanzlerin bleibt zudem nicht bedingungslos hinter Ihnen; viel Deckung bietet Ihr großes Mundwerk ja tatsächlich nicht.
Hans Joachim P., Ossietzky-Abonnent. – Sie wollten am 2. Mai in Rosenheim den Strafprozess gegen den Aktionskünstler Wolfram Kastner beobachten und mussten bei der Eingangskontrolle Ihren Rucksack leeren. Die mitgeführten Tageszeitungen Süddeutsche Zeitung und Münchner Merkur durften Sie wieder einstecken. Dagegen wurde das Ossietzky-Heft Nr. 8 bis zum Ende des Prozesses einbehalten. Nun fragen Sie nach den Rechtsgrundlagen und dem Sinn des Ganzen. Machen Sie es nicht so kompliziert. Wahrscheinlich wollten die Rosenheim-Cops während der vierstündigen Verhandlung nur mal etwas Interessanteres lesen als die Lokalausgabe des Oberbayerischen Volksblatts.
Kurt Eisner, 1. Ministerpräsident des Freistaates Bayern. – Am 14. Mai ist Ihr 150. Geburtstag. Sie haben zur Geburtstagsparty auf der Theresienwiese mit »Torte und Sekt für Alle« geladen. Die heutige Staatsregierung wird nicht dabei sein, für sie ist das kein nennenswertes Datum. Dagegen erinnert sich das andere Bayern gern daran, wie Sie in der Nacht vom 7. auf den 8. November 1918, zusammen mit Tausenden bayerischer Revolutionäre, die sich auf der Theresienwiese versammelt hatten und dann mit Ihnen ins Stadtzentrum gezogen waren, den König absetzten und Bayern zur Republik machten. Wir heben das Glas und gratulieren herzlich.
Bild.de mit alter Leier. – »Hacker-Angriff auf Macron«, melden Sie am Tag vor der Präsidentschaftswahl in Frankreich und fragen im Untertitel: »Steckt Russland hinter den Leaks?« Und Sie zitieren Macrons Wahlkampf-Team: »Authentische Dokumente wurden gestohlen und mit gefälschten Dokumenten zusammengebracht.« Andere Medien bescheinigen den Hackern professionelles Vorgehen, weil sie gleich mehrere Server erfolgreich angegriffen hätten. Wir halten fest: Russische Hacker sind bei ihrem Angriff profihaft vorgegangen, haben sogar Dokumente in der Fremdsprache Französisch gefälscht – dann aber verschlafen, ihre nach Russland führenden Spuren zu beseitigen. Klingt doch überzeugend, oder?