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Titel1116

Antworten

Thomas Kröter, Redakteur der Berliner Zeitung. – In der Ausgabe vom 11. Mai teilen Sie uns mit: »Der Geist der Zeit verlangt Aufrüstung.« Danke für die Klarstellung, mit wem wir es zu tun haben. Bisher hatten wir angenommen, es sei vor allem die Rüstungsindustrie. Kein Wunder, dass Ihnen als dem Verkünder des Zeitgeists die von der Militärministerin Ursula von der Leyen angekündigten 700 zusätzlichen Soldaten für die Bundeswehr nicht genügen. Sie geben zu bedenken, »ob damit wirklich all die neuen Aufgaben bewältigt werden können«. Schon seit Jahren, erläutern Sie, werde die Truppe zum Beispiel auf »Einsätze zur Stabilisierung von Ländern ohne einen verlässlichen Staat« vorbereitet. Es leuchtet ein: Nach jahrelanger Vorbereitung muss die Truppe endlich eingesetzt werden. Aber gerät Deutschland dann nicht in Konflikt mit den US-amerikanischen Freunden, die bekanntlich das Ziel verfolgen, Schurkenstaaten zu destabilisieren, wie es ihnen in Afghanistan, Irak, Libyen, Syrien, Jemen und anderen meisterlich gelungen ist. Wie erklärt uns das der Zeitgeist?


Hal Faber, pseudonymer Heise-online-Kolumnist. –
In Ihrer Wochenschau-Rubrik »Was war« haben Sie am 8. Mai an den Prozessbeginn vor genau 85 Jahren erinnert. Vor Gericht standen damals ein Whistleblower (wie man heute sagen würde) und sein publizistischer Helfer. Der Journalist und Flugzeugkonstrukteur Walter Kreiser und der verantwortliche Weltbühne-Herausgeber Carl von Ossietzky waren wegen Verrats militärischer Geheimnisse angeklagt, weil sie einen eklatanten Verstoß gegen den Weltkriegs-Friedensvertrag publik gemacht hatten. Den 8. Mai würden Sie deshalb gerne als Tag zu Ehren des Whistleblowers sehen. Dieses Datum ist zwar schon geschichtsträchtig belegt – Tag der Befreiung vom Faschismus –, dennoch ist die Idee gut. So ein Whistleblower-Tag wäre eine wiederkehrende Mahnung. Auch nach so vielen verstrichenen Jahrzehnten sind mutige Menschen im Sinne von Kreiser und Ossietzky immer noch nicht per Gesetz vor juristischer Verfolgung geschützt; Snowden, Manning und Assange wären in unserem Land nicht sicher. Whistleblower-Schutz ist dringend gefordert. Wie lange wollen die Politiker/innen noch mehrheitlich versagen?


Hans-Georg Maaßen, vorgeblicher Verfassungsschützer. –
Vor massiven Cyberangriffen russischer Geheimdienste auf deutsche Ziele« haben Sie beziehungsweise Ihr Amt die deutsche Öffentlichkeit gewarnt. Es gehe »nicht mehr nur um Spionage, sondern auch um Sabotage«. Als Tröte für den Alarm diente Ihnen die »Tagesschau«, dieses regierungsfromme und zu jeder Selbsterniedrigung bereite Institut des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Da kam zusammen, was zusammengehört: ein unglaubwürdiger Verfassungsschutzpräsident, der dem parlamentarischen NSU-Untersuchungsausschuss bereits allerlei Märchen erzählt hat, eine heruntergekommene TV-Nachrichtensendung und eine Schauergeschichte – alle schön auf antirussischer Linie. »Der Cyberraum ist ein Ort hybrider Kriegführung«, verkündeten Sie dem geleimten Zuschauer. Beweise hatten Sie natürlich keine. Die »Tagesschau« half aus: »Gestern war bekannt geworden, dass die CDU-Zentrale von Kanzlerin Angela Merkel Ziel eines vermutlich aus Russland gesteuerten Hacker-Angriffs geworden ist. Hinter der Attacke werden russische Hacker mit staatlichem Hintergrund vermutet.« Vermuten heißt: Nicht wissen, aber daherschwätzen. Typen wie Sie fasst man vermutlich nicht mal mit der Kneifzange an.


Deutsche Verleger, Herren über Qualitätsjournalisten. – Keine Trendwende in Sicht: Die Kundschaft läuft Ihnen in Scharen davon. Die Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern, IVW, hat auch für das erste Quartal dieses Jahres keinen Trost für Sie parat. Die verkauften Auflagen Ihrer »prowestlichen«, weitgehend regierungsorgan-ähnlichen Mainstream-Blätter brechen weiter weg. Spiegel: minus 10,2 Prozent. Frankfurter Allgemeine: minus 8,9 Prozent. Bild: minus 10,1 Prozent. In Zahlen: Bild kommt nur noch auf 1,85 Millionen Exemplare. Das »seriösere« Angebot aus dem Hause Springer, Die Welt, gelangt mit nicht einmal mehr 181.000 Exemplaren unter die Leute. Auch die Süddeutsche Zeitung büßte 2,1 Prozent ihrer Leserschaft ein. Es gibt sie also doch noch, die guten Nachrichten. Wir gratulieren uns.