Ein »großer Tag für Israel« (US-Präsident Trump in seiner Videobotschaft zur Eröffnung der US-Botschaft in Jerusalem) endet mit 52 Toten und 2400 verletzten Palästinensern. Das größte Gemetzel seit dem Gaza-Krieg 2014.
Israel provoziert gleichzeitig einen Krieg mit dem Iran, in dem es dessen – von Israel ausgemachte – Truppen und Waffen in Syrien mit Kampfflugzeugen und Raketen angreift und dies als herausragenden Sieg feiert. Syrien wiegelt ab und erklärt, die Bomben seien größtenteils abgefangen und unschädlich gemacht worden. Und der Iran erklärt überhaupt nichts dazu. Warum soll er auch noch mal wiederholen, was er immer sagt: Es gibt keine iranischen Truppen in Syrien. Aber dem Iran glaubt ja sowieso keiner mehr. Ist verlorene Liebesmüh gegen die immer hysterischeren Anwürfe und Drohungen von Präsident Trump. Da legen zwei Regierungen in aller Öffentlichkeit Lunte an das Pulverfass, und die »freie« Welt sieht zu. Diplomatie war gestern, heute trifft der US-Präsident missliebige Staatsoberhäupter nur noch mit Waffen und Sanktionen. Keiner kann mehr sicher sein, dass Verträge eingehalten werden – warum sollten Nordkorea und der Iran sich als zweites Libyen behandeln lassen?
Zum Glück gibt es auch mal etwas Schönes und Angstfreies! Einen großen Tag hatte Familie Windsor/Mountbatten (alias Battenberg, aber das ist eine andere Geschichte), und das ZDF übertrug die Hochzeitsfeierlichkeiten volle vier Stunden – und damit die verängstigten Zuschauer dranbleiben, wurde das Ganze mit einer »Mischung aus Sexismus und Rassismus« abgeschmeckt (oder eher abgeschmackt). So lautete der Vorwurf der Journalistin Hadija Haruna im Deutschlandfunk (natürlich eine Schwarze!). Die ZDF-Kommentatoren hatte die Tatsache, dass Meghan Markles Mutter eine Afroamerikanerin ist, zu neckischen Bemerkungen hingerissen, zum Beispiel dass »die Queen da wohl ein Auge zugedrückt hatte«. (Was denn, hat sie die Hautfarbe etwa nicht gesehen? Wo die doch so ins Auge fällt – jedenfalls den ZDF-Kommentatoren!) Sie hatten Miss Markle »afroamerikanischen Esprit« attestiert und »Exotik«. Das ZDF meinte dazu, das Thema der Herkunft der frischgebackenen Herzogin von Sussex sei schließlich für die Zuschauer interessant gewesen. So wie bei dem Brötchenkäufer mit gebrochenem Deutsch die Herkunft so ungemein interessant sein soll ...
Herr Lindner von der FDP beschwor in einer Rede vor dem Bundesparteitag der FDP unter dem urdeutschen Motto »Innovation Nation« die Gefahr, die in Bäckereien von ausländisch aussehenden Brötchenkäufern mit schlechten Deutschkenntnissen ausgeht. Ausländisch aussehende Brötchenkäufer in der Kundenschlange! Wo gibt’s denn so was! Dabei ist es doch ganz einfach: Wer genug Geld hat, um in einer deutschen Bäckerei einzukaufen, der kann gar kein »höchstens geduldeter« Ausländer sein. Der muss mindestens ein »hoch qualifizierter Entwickler künstlicher Intelligenz aus Indien« sein, um die Brötchenpreise zahlen zu können. Herr Lindner könnte sicherlich die Bäckerpreise bezahlen, kauft aber wahrscheinlich nicht selbst ein, denn die Anekdote, über die sich jetzt alle so aufregten, hat ja gar nicht er selbst erlebt, sondern ein Bekannter von ihm. Wer Christian Lindner unter seinen Bekannten hat, hat wohl Grund, Angst zu haben.
In (nicht »mit«, Herr Lindner!) gebrochenem Deutsch kann man auch in hochgestochenen Sätzen reden, dafür ist Herr Lindner tatsächlich ein Beweis.
Aber auch Frau Weidel von der AfD. Ja, leider muss ich beide in einem Atemzug nennen, weil sie beide in die gleiche Kerbe hauen. Ohne jeden Zusammenhang mit dem Thema, das »Haushaltsentwurf der Bundesregierung« hieß, zog Frau Weidel als erste Rednerin der Opposition über »Burkas, Kopftuchmädchen und alimentierte Messermänner und sonstige Taugenichtse« her, die nach ihrer Ansicht »unseren Wohlstand, das Wirtschaftswachstum und vor allem den Sozialstaat nicht sichern«. (Alice Weidel, AfD-Fraktionschefin, während der Generaldebatte im Bundestag über den Haushaltsentwurf der GroKo am 16. Mai, zitiert nach MAZ, 17.5.18).
Wer wird denn dann unseren Wohlstand, das Wirtschaftswachstum und vor allem den Sozialstaat sichern? Die Schwarze Null von Bundesfinanzminister Olaf Scholz? Der bevorstehende Handelskrieg mit den USA? Oder die neuen Polizei(staats)gesetze der Bundesländer, bei denen Bayern mal wieder Vorreiter ist. Da wird gerade auf Befehl des Ministerpräsidenten der Rechtsstaat unter das Kreuz gezwungen – wo bleiben die Haken?
An denen hängen wie immer die »kleinen« Leute – die große Mehrheit in unserem Land.
Und noch was zum Ängstigen: Das Wort »Industrie« entwickelt sich immer mehr zu einem Schimpfwort: »Abtreibungsindustrie«, »Anti-Abschiebungs-Industrie«, »Entschädigungsklagen-Industrie« – wenn das so weitergeht mit der »Beschimpfungsindustrie« kann leicht eine Industriebeschimpfung daraus werden. Und ob das »unseren Wohlstand, das Wirtschaftswachstum und vor allem den Sozialstaat« sichert?