Vor dem Parteitag der Linken orakelte es in den Medien über den Streit unter den Linken. Es gibt ihn wie in anderen Parteien auch. Gäbe es ihn nicht, suchte man ihn anders zu entfachen. Auf alle Fälle soll Oskar Lafontaine demontiert werden. Das kapitale Freibeuterschiff FAZ dampft voran. Brav folgt die mehrfach abgetakelte Frankfurter Rundschau auf dem Kaperkurs. Genau am 20. Juni terminiert giftete es im Blatt: »Und einmalig in der Geschichte könnte es werden, daß ein Spitzenpolitiker eine Partei erst möglich und gleich anschließend kaputt macht. Es sei denn, es findet sich einer, der ihn stoppt.« Das ist ein Aufruf zum egozentrierten Parteistaatsstreich. So fatal blöde kann doch wohl kein Linker sein, daß er dieser anmaßenden Anmutung zu folgen suchte. Und eine Partei, die sich derlei Parolen zu eigen machte, wäre in der Tat überflüssig. Die Linke ist es nicht, und zwar genau wegen »Weg mit Hartz 4« und »Raus aus der NATO«, welche Ziele in der FR auf »klägliche Weise kurzsichtig« genannt werden.
Als die hessische SPD vor der letzten Landtagswahl an ihre gute südhessische Vergangenheit andocken wollte, gelang es jener untergründigen deutschen Nazionalgarde, die als rechter Flügel in allen Parteien herumflattert, den Namen der Vorsitzenden derart zu stigmatisieren, daß der schwarze Koch wieder zum langen Löffel greifen konnte. So bleibt die SPD der gewünschte Mitesser, auch wenn von Hermann Scheer bis zu Franziska Drohsel bessere Köche vorhanden wären. Da soll Oskar also nach hessischem Roland-Koch-Rezept ypsilantiert werden? Sollte die Linke sich das gefallen lassen, wäre sie nichts anderes wert als die Nachfolgeschaft jener Sozialdemokratie, die sich seit 1914 masochistisch der deutschen Rechten unterwirft.
Diese Rechte wird nach wie vor von zwei Parolen gekennzeichnet: »Ein Volk, das diese wirtschaftlichen Leistungen erbracht hat, hat ein Recht darauf, von Auschwitz nichts mehr hören zu wollen.« (Franz Josef Strauß)
»Ich habe manchmal den Eindruck, als ob wir bei der Haltung der Russen vergessen, dass der Russe schließlich doch kein Europäer, sondern ein asiatischer Mensch ist.« (Kurt Georg Kiesinger)
Da sind die Ziele »Weg mit Hartz IV« und »Raus aus der NATO« moderner, klüger, sozialer und einfach menschlich.