Das »Oberhausener Manifest« von 1962 markierte den demokratischen Aufbruch in der Kultur am Ende der quälenden Adenauer-Ära. Und seit 1966 gibt es die Gedenkhalle im Schloß Oberhausen. Nun wurde das Gedenken aus der Halle verbannt und eine eiskalte weiße Ausstellung hingestellt. Wie eine Küchenausstellung. Durch Gucklöcher soll man »Oberhausen im Nationalsozialismus« erkennen. Der beginnt hier ohne Vorgeschichte am 31. Januar 1933. Die bisherige Ausstellung hieß »Widerstand und Verfolgung in Oberhausen«.
Die Gedenkhallenleitung sieht die Notwendigkeit der neuen Dauerausstellung in folgendem: Die alte sei »einseitig« auf den Gegensatz von Verfolgung und Widerstand gerichtet gewesen, statt dessen sei nun eine umfassende Stadtgeschichte darzustellen. Gestört habe auch »eine massive, durchaus zeittypische Kritik am Verhalten des Großkapitals, die sowohl in der Ausstellung als auch in dem im Foyer angebrachten Bilderzyklus des Oberhausener Künstlers Walter Kurowski zum Ausdruck kam«. Folglich wurde die Erinnerung an den Arbeiterwiderstand wie an die Rolle der ökonomischen Eliten in Nazizeit und Krieg aus dem Foyer und weitgehend auch aus der Ausstellung verbannt. Sie ist eben heute nicht mehr »zeittypisch«. Das erinnert an die geschichtspolitische Wende, die dem Osten Deutschlands aufgenötigt wurde. Kapitalismuskritik und Würdigung der Arbeiterbewegung? Weg damit.
Gleichfalls aus der Mode gekommen ist in der nordrhein-westfälischen Gedenkstättenpolitik die Losung »Nie wieder«, und auch von dem »bekannten Lernen aus der Geschichte« hält man nichts mehr, wie aus einem Sonderheft der Zeitschrift Lotta hervorgeht. Nie wieder »nie wieder«? Das »Nie wieder« galt doch dem Faschismus und dem Krieg, aber am Kriegführen sind wir ja wieder beteiligt. Darauf hinzuweisen, bedeutet »doktrinäre Überwältigung«? Gegen diese müsse die Jugend immunisiert werden, betont die Gedenkhallenleitung. Und so verbannt sie Kurowskis Kunst, sein großes Wandbild mit den Porträts der Schuldigen, der Täter wie auch den Bildnissen der Opfer, der Fasia, der Anne Frank, der Sophie Scholl und der kommunistischen Widerstandskämpfer in den Keller.
Vielleicht war es nicht die Idee des Gedenkhallenleiters Clemens Heinrichs, den Bilderzyklus zu entfernen, möglicherweise kam sie »von oben«. Als sein Ziel gibt er an, das kritische Denken zu befördern. Tatsächlich wirkt er auch an aktuellen Auseinandersetzungen mit Neonazis und Rassisten mit und äußerte »durchaus Verständnis dafür, wenn es Bürger gibt, die so etwas in der Öffentlichkeit nicht sehen wollen«. Gemeint waren Plakate der NPD.
Warum aber sollen wir nun auch antifaschistische Kunst nicht sehen wollen?