Jürgen Trittin, Schwarz-Seher. – In der Bild-Zeitung haben Sie den Unions-Parteien zugeredet, sie müßten »sich entscheiden zwischen der AfD und den Grünen«. Also nichts da mit einer künftigen Rot-Rosa-Grün-Regierungskoalition? »Im Moment sehe ich da schwarz«, sagten Sie, denn: »Wer selbst die Zerstörung von syrischem Giftgas mit dem Argument des Pazifismus ablehnt, wie die Linke, will nicht regieren.« Wir schließen daraus, daß Sie Schwarz-Grün im Blick haben. Oder wollen Sie erst einmal für alle Fälle der Linkspartei pazifistische Neigungen austreiben? Wie auch immer – Ihre Behauptung, »die Linke« wolle syrisches Giftgas unzerstört wissen, ist eine faustdicke Lüge. Einige Abgeordnete der Linkspartei haben den Einsatz der Bundeswehrmarine im Mittelmeer abgelehnt, weil der ganz anderen Zwecken diene als einer Beseitigung chemischer Waffen aus Syrien. Wir sind sicher, daß auch Ihnen diese Begründung nicht entgangen ist.
Frank-Walter Steinmeier, Oberdiplomat. – »Moskau muß das Einsickern von Kämpfern und Waffen unterbinden« – betitelt, Sie zitierend, die Frankfurter Allgemeine ein Interview mit Ihnen. Es geht um die Deutung des Ukraine-Konflikts. Offenbar schien eine andere Ihrer Aussagen der Redaktion nicht so geeignet für die Titelei: »Nicht jeder Wortbeitrag der letzten Wochen aus der NATO in Brüssel war hilfreich.« Sie drücken sich, Ihrem Amte entsprechend, diplomatisch aus. Das allerdings nicht ohne Einseitigkeit. Sonst hätten Sie ja auch geäußert, daß Washington das Einschleusen von Söldnern, Agenten, Waffen und Geld in die Ukraine unterlassen müsse. Und erwähnen können, daß aus der NATO-Kommandantur nicht nur Sprüche kommen.