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Wendelin Wiedeking, arbeitssuchend. – Die Medien, deren Liebling Sie jahrelang waren, sorgen sich, was aus Ihnen wird, wenn Sie nun Ihren Job als Porsche-Generaldirektor aufgeben, bevor Sie nur noch Leiter der Marke Porsche im VW-Konzern wären. Angeblich wurde Ihnen eine Abfindung von 100 Millionen Euro geboten. Kaum mehr als Ihr bisheriges Jahresgehalt. Und das bietet man Ihnen, dem berühmten Leistungsbringer, dessen jüngste Leistung es war, die Stuttgarter Luxusauto-Fabrik in ein Zehn-Milliarden-Euro-Schuldenloch rutschen zu lassen. Kleine Rechner mögen fragen, wofür Sie nach allem, was Sie sich schon geleistet haben, weitere 100 Millionen Euro brauchen. Am Preis einer Currywurst gemessen erscheint diese Summe gewaltig (soll sie wohl auch). Aber man bedenke nur mal, zu welchem Preis heutzutage Bilder bekannter Maler versteigert werden. Da reicht Ihre Abfindung kaum, um die vier Wände eines Wohnzimmers auszustatten. Und wenn wir uns doch auf die Currywurstwährung (mit Brötchen auf Pappteller inklusive Plastikbesteck für zwei Euro) einließen und Ihnen unziemlich unterstellten, Sie wollten das ganze Geld gleichmäßig verteilen – was wäre das Ergebnis? Jeder erwachsene Deutsche bekäme gerade eine einzige Wurst, die er in fünf Minuten verspeist hätte. Nein, bitte verprassen und verzocken Sie das Geld, das Sie den braven Porsche-Arbeitern und den kapitalfreundlichen Gesetzen dieses Landes verdanken, und verschonen Sie uns jedenfalls vor solchen frommen Sprüchen, wie sie uns die »Quelle«-Milliardärin Schickedanz zumutet (sie lebe von 600 Euro im Monat und den Kräutern aus ihrem Gärtchen). Vielleicht quält Sie jetzt das ungesunde Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden, aber dagegen wird Ihnen der eine oder andere freundlich dotierte Beraterposten helfen, den Sie noch leichter als Ihr Freund Gerhard Schröder finden werden.

Matthias Geis, wahlkämpferisch. –
Unter der Schlagzeile »Gerechtigkeit für die SPD!« rufen Sie in Ihrem Leitartikel in der Zeit zur »Ehrenrettung« dieser Partei auf. Zugleich rühren Sie kräftig die Wahlkampftrommel: Das drohende Wahldebakel habe die Partei nicht verdient, und »das Wahlvolk« solle sich überlegen, ob es »noch ein paar Volksparteien in Reserve« habe. Die Begründung für Ihre Eloge: Die SPD habe »anerkannt, daß das Land seiner außenpolitischen Verantwortung notfalls auch unter Beteiligung an einem Kriegseinsatz nachkommen muß«, und sie habe »weitreichende sozialpolitische Reformen eingeleitet«. Werter Kollege, Sie muten dem »Wahlvolk« reichlich viel zu, wenn Sie ihm just eine Partei empfehlen, die Frieden durch Angriffskrieg und soziale Gerechtigkeit durch Hartz 4 ersetzt und damit ihr eigenes Programm verraten hat. Halten Sie das Volk für so masochistisch? Jedenfalls sind Sie offenbar stark von Ihrer eigenen Fähigkeit überzeugt, alles so zu verdrehen, daß das Volk – Ihr Publikum – am Ende nicht mehr weiß, wo ihm der Kopf steht.