Die schlechte Nachricht: Thomas de Maizière, der effektivste Kriegsminister dieses Landes seit Franz Josef Strauß, drohte am 30. Juni im ostdeutschen »Mitteldeutschen« Rundfunk, es gebe keine Regionen auf dieser Welt, in denen Deutschland nichts zu suchen habe. Auslandseinsätze der Bundeswehr seien darum überall möglich. Und das wissen wir seit dem nie bestraften Massaker des Obersten Georg Klein auch: Bundeswehrsoldaten sind zu allem fähig, wenn sie glauben, daß es irgendwo etwas zu suchen gibt.
Die gute Nachricht: Die deutsche Rüstungsindustrie tut das, was ich für ihre patriotische Pflicht halte. Sie liefert Waffen von sehr eingeschränkter Brauchbarkeit. Das ist ein Fortschritt. In der Nazizeit war Deutschland noch auf die Sabotage durch Zwangsarbeiter angewiesen, damit dem deutschen Soldaten untaugliche Tötungsinstrumente geliefert werden konnten. Heute ist die endogen gewordene Unfähigkeit der deutschen Industrie, brauchbare Produkte zu schaffen, gewiß kein Verdienst. Aber auf das Ergebnis kommt es an. Die Bauindustrie versagt nicht, um den Berlinern einen Gefallen zu erweisen. Ihr Unvermögen, einen Flughafen zu erbauen, hat aber für die Bedrohten ein wohltätiges Ergebnis: Sie können noch lange und in aller Ruhe leben, bevor sie der Lärmterror krank macht. Dafür zahlt man gern seine Milliarden. Und so werden wir auch mit gutem Gewissen der deutschen Rüstungsindustrie Millionen und Milliarden spendieren, wenn sie nur das eine tut: Waffen liefern, die möglichst wenig Schaden anrichten.
Solch frohe Kunde trug, wenige Stunden bevor de Maizière die ganze Welt zum Einsatzort machte, Spiegel Online ins Haus: Die deutschen Offiziere in Afghanistan sind ungehalten, weil man ihnen Bewaffnung liefere, die »unbrauchbar« sei. Der angekündigte Kampfhubschrauber »Tiger« komme später als geplant – und dann auch noch mit der falschen Bewaffnung, kritisieren die Bundeswehr-Offiziere. Aus einer internen Mängelliste gehe hervor, daß die Soldaten die geplante Bewaffnung für »am Einsatz vorbei geplant« halten. Der von MTR – einem Konsortium aus MTU, Turbomecam und Rolls-Royce in Hallbergmoos bei München – hergestellte »Tiger« sei für die »Mission am Hindukusch«– wie es da heißt – »völlig unbrauchbar«. Daß man mit Waffen nicht gut missionieren kann, hat sich herumgesprochen. Aber die Bundeswehr will in Afghanistan nicht Glaubenswahrheiten verkünden, sondern Menschen totschießen. Und dazu sind die angekündigten Kampfhubschrauber weniger gut geeignet. Denn der »Tiger« ist zwar mit einer fest eingebauten Raketenbordkanone ausgestattet, die zur Bekämpfung von Panzern taugt, aber der Taliban hat solche Panzer nicht, unsere Industrie müßte sie ihm erst liefern. Unsere Soldatinnen und Soldaten bemängeln, daß sie so nur geradeaus schießen können, nicht aber mit einem schwenkbaren Maschinengewehr nach rechts und nach links. Das aber ist wichtig im Einsatz gegen »asymmetrisch kämpfende Aufständische, die zu Fuß und mit Autos unterwegs sind« – Feinde also, die sich als Hochzeitsgesellschaften und Frauen mit Kindern tarnen.
Die Panzerabwehrlenkwaffe Pars 3, die der Bundesrechnungshof als zu teuer rügte, sei – wie Spiegel Online meldet – nicht für den Kampf gegen Extremisten geeignet. Bei Testschüssen sollen zudem durch den Raketenstrahl Teile des Hubschrauberleitwerks beschädigt worden sein. Die Gefahr solcher »Kollateralschäden« sei sehr groß.
Rund sechs Milliarden werden diese Kampfhubschrauber für die Bundeswehr in Afghanistan kosten. Das ist nicht zu teuer, wenn diese Wunderwaffen gegen die Afghanen versagen und den – wie wir ja wissen, schwer vermeidbaren – Kollateralschaden nur bei den eigenen Soldaten anrichten.
Dafür wollen wir unserer Rüstungsindustrie aus ganzem Herzen danken.