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Titel1620

Antworten

Annalena Baerbock und Robert Habeck, Bündnisgrüne. – Weil es selbst in politisch schwierigster Zeit für Qualitätsjournalisten nichts Schöneres gibt, als über Personalia zu spekulieren, wird gerade öffentlich gerätselt, wer von Ihnen beiden wohl als Kanzlerkandidat(in) … Und Sie genießen das Brimborium sichtlich. Es kommt Ihren und den Wahlchancen Ihrer Partei nur zugute. Solange Massenmedien nicht als kontrollierende »Vierte Gewalt« fungieren, sondern als Klatsch- und Propaganda-Apparate, machen Sie mit deren Hilfe erfolgreich vergessen, wofür Ihre Partei tatsächlich steht: für den völkerrechtswidrigen Jugoslawien-Krieg und dessen tausende Tote, für das Hartz-IV-Regime und dessen Millionen Opfer, für NATO-Affinität, USA-Hörigkeit und Russland-Hass. Sie sitzen gemeinsam einer prokapitalistischen Kriegspartei vor, deren ursprüngliche Ziele längst drangegeben wurden zugunsten von ausschließlichem Drang zur Macht.

 

Delivery-Hero-Aktionäre, noch auf der Sonnenseite. – Ihr Lebensmittel-Lieferdienst ist in die Spitzengruppe deutscher Unternehmen aufgerückt, die an der Frankfurter Börse im Dax notieren. Er wurde vor neun Jahren in Berlin gegründet und ist heute in 43 Ländern aktiv. Börsenwert 20 Milliarden Euro, bei einem Vorjahresumsatz von 1,5 Milliarden. Aber hoher Umsatz garantiert noch keinen Gewinn. Tatsächlich schreibt Ihr Laden Verluste, im ersten Halbjahr weitere 319,5 Millionen Euro. Trotzdem zocken die Anleger munter weiter. Wer riskant spekuliert, kann auch gründlich auf die Nase fallen.

 

Boris Johnson, britischer Premier, Großsprecher. – Für Ihre absolut chaotische Politik pro Brexit und contra Pandemie gibt es eine erste Quittung: Im zweiten Quartal ist die Wirtschaft Ihres Landes um 20,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal geschrumpft. Großbritannien erlebt die schwerste Rezession seit 300 Jahren, stellte Ihr Statistikamt fest. Der Einbruch ist doppelt so tief wie der deutsche und der in den USA. In Schottland nimmt der Trend zur Eigenstaatlichkeit und zum EU-Verbleib zu. Für Schotten sind Sie geradezu die Karikatur der verhassten englischen Oberklasse. Mit Ihren US-Vettern haben Sie Ärger, und mit den Russen suchen Sie sowieso andauernd Streit. Wird Ihnen der britische Wähler dafür eine Quittung ausstellen? Aber bis zur nächsten Wahl fließt noch viel Wasser die Themse hinab.

 

Peter Frey, ZDF-Chefredakteur. – Sie haben alle Auslandskorrespondenten Ihres Senders angewiesen, ab sofort eine üble Uralt-Praxis in der Fernsehberichterstattung einzustellen: »Es dürfen grundsätzlich keine übersetzten Aussagen über eine bildliche Interviewsequenz montiert werden, die in dieser nicht enthalten sind. Das gilt auch für an anderer Stelle Gesagtes, das nicht über dem ausgewählten Interview-Ausschnitt zusammengezogen werden darf.« Damit steht Ihren Leuten ein beliebtes Mittel der Manipulation nur noch bedingt zur Verfügung. Vor und nach dem O-Ton dürfe in indirekter Rede weiter »paraphrasiert« werden, teilte die ZDF-Pressestelle mit, »nicht aber über dem Originalton«. Nun denn, werte ZDF-Kollegen, dann paraphrasiert mal schön.

 

Ines Härtel, neu am Bundesverfassungsgericht. – Am 3. Juli ist Ihre Berufung in den Ersten Senat des Karlsruher Gerichts bestätigt worden. Nunmehr erfahren wir auch, was Ihre Zuständigkeit dort sein wird: Informations-, Rundfunk- und Pressefreiheit. Dafür bringen Sie als vormalige Leiterin der Forschungsstelle für Digitalrecht an der Universität Frankfurt/Oder einige Spezialkenntnis mit, zusätzlich zu Ihrer Fachlichkeit als Ordinaria für Öffentliches Recht. Zu begrüßen ist, dass Sie als erste Bundesverfassungsrichterin eine ostdeutsche Vita vorzuweisen haben; bis 30 Jahre nach der sogenannten Wiedervereinigung hat das gedauert. Für Ihre Arbeit in einer weiteren Zuständigkeit, nämlich für das Gebiet »Grundsicherung für Arbeitsuchende«, wünschen wir Ihnen besonders nachdrücklich guten Erfolg.

 

Jens Spahn, Gesundheitsminister-Aktivist. – Zum Schutz der Gesundheit hat Ihr Ministerium laut Spiegel 2,7 Milliarden Atemschutzmasken importiert, eine weitere Milliarde sei bis Ende des Jahres vertraglich zugesichert. Jetzt wissen Sie vor Masken nicht, wo Ihnen der Kopf steht. Daher sollen nun 250 Millionen Masken im Wert von 275 Millionen Euro an bedürftige Staaten verschenkt werden, bevor das Mindesthaltbarkeitsdatum der Masken abläuft. Klar, Sie haben strikt marktwirtschaftlich eingekauft – »im Dutzend billiger«. Wären Sie ein normaler Angestellter eines Unternehmens, dann liefe Ihr Mindesthaltbarkeitsdatum als Mitarbeiter vermutlich jetzt ab, aber Sie sind eben Minister, da spielen 275 Millionen keine Rolle.