Keine Frage, zahlreiche TV-Dokumentationen und Magazinbeiträge werden in den kommenden Wochen an den zehnten Jahrestag der Anschläge vom 11. September 2001 erinnern. Sie werden in gewohnter Weise von Osama bin Laden und seinen 19 Attentätern berichten und davon, wie ein heimtückischer Überraschungsangriff die USA in ihren Grundfesten erschütterte.
Aller Voraussicht nach wird in ebenso gewohnter Weise wenig von einer anderen Sicht auf die Ereignisse zu erfahren sein: von den Belegen für das Vorwissen der Geheimdienste, den ungeklärten Fragen zum Versagen der Luftabwehr an jenem Tag und einigem anderen mehr.
Dies bleibt bis auf weiteres kritischen Büchern vorbehalten, die nun zum zehnten Jahrestag erscheinen. Die größte Aufmerksamkeit gebührt sicherlich dem neuen Buch von Mathias Bröckers und Christian Walther: »11. 9. – Der Einsturz eines Lügengebäudes«. Die beiden Autoren legen ein akribisch recherchiertes Kompendium der Widersprüche vor, an dessen Erkenntnissen eigentlich niemand mit einem einigermaßen wachen Geist vorbeikommen dürfte.
Dies fand auch ein ARD-Redakteur, der das Buch kürzlich in der Kultursendung »Titel, Thesen, Temperamente« lobend vorstellte. Ein Dammbruch, waren Bröckers und Co. doch bisher in den großen Medien stets als nicht ernst zu nehmende »Verschwörungstheoretiker« präsentiert worden. Verständlich, daß einigen die neue Offenheit in dieser Frage wenig gefällt. So schlug die Frankfurter Allgemeine Zeitung wenige Tage später zurück und bemängelte die Ausstrahlung des Beitrags mit den Worten, in der ARD hätten wohl sämtliche »Überwachungsinstanzen versagt«. Die Buchautoren konterten trocken, es wäre Ihnen neu, daß es diese Instanzen überhaupt gebe, doch würden sie Journalisten, die um ein Interview fragten, künftig darauf hinweisen, um ihnen Ärger mit der bislang unbekannten Zensurbehörde zu ersparen.
Die humorvolle Replik trifft den Kern. Es scheint in Deutschland tatsächlich eine Art stillschweigende Zensur zu geben, wann immer das Thema auf alternative Sichtweisen zu 9/11 kommt. Renommierte »Terrorexperten« und Politikwissenschaftler werden einsilbig, sobald man sie auf offene Fragen zu den Terroranschlägen anspricht. Ein Journalist eines großen öffentlich-rechtlichen Rundfunksenders, der zu dem Thema kritisch recherchiert hat, teilte mir kürzlich mit, daß ihm die angefragten Interviewpartner von Spiegel und Co. gleich reihenweise abgesprungen seien. Ich selbst machte ähnliche Erfahrungen. Nachdem in diesem Sommer mein Buch »Inside 9/11 – Neue Fakten und Hintergründe zehn Jahre danach« veröffentlicht worden war, versuchte ich, mit verschiedenen Mainstream-Journalisten ins Gespräch zu kommen. Doch die hauptamtlichen Terrorismus-Deuter wie Elmar Theveßen vom ZDF oder Holger Stark vom Spiegel quittierten zwar höflich den Empfang des Buches, schwiegen dann aber. Interesse an einer Diskussion – offenbar Fehlanzeige.
Und Professor Bernd Greiner vom renommierten Hamburger Institut für Sozialforschung hat zwar vor kurzem selbst ein Buch zu 9/11 veröffentlicht, in dem er behauptet, alle »Verschwörungstheorien« seien eindeutig widerlegt. Eine Anfrage und Bitte meinerseits jedoch, sich auf eine öffentliche Debatte darüber einzulassen, lehnte er ab.
Woher die Einsilbigkeit bei den Vertretern der offiziellen Version von 9/11? Vielleicht, so könnte man spekulieren, spüren manche, daß der Wind der öffentlichen Meinung sich bald drehen könnte. Im Lichte immer neuer unbequemer Fakten zu den Anschlägen und einer wachsenden Skepsis bezüglich amerikanischer Politik allgemein ist diese Annahme sicher nicht unbegründet. Wer will sich da noch ohne Not öffentlich auf ein Minenfeld wie 9/11 vorwagen?
Einige tun es trotzdem. Franziska Augstein rezensierte das neue Buch von Bröckers und Walther Ende Juli in der Süddeutschen Zeitung, zwischenzeitlich stand es sogar auf der Spiegel-Bestsellerliste. Der WDR sendet am 30. August ein Radiofeature mit kritischen Stimmen zu 9/11 auf seinem Sender EinsLive. Und am 10. September findet in Leipzig eine 9/11-Konferenz mit einem halben Dutzend Referenten statt, die weitere Fakten und Widersprüche präsentieren werden (Informationen dazu unter www.inside-911.de). Eine grundlegend neue Debatte der Anschläge ist kaum noch aufzuhalten.
Mathias Bröckers/Christian Walther: »11.9. – zehn Jahre danach: Der Einsturz eines Lügengebäudes«, Westend Verlag, 320 Seiten, 16,99 €; Paul Schreyer: »Inside 9/11 – Neue Fakten und Hintergründe zehn Jahre danach«, Kai Homilius Verlag, 120 Seiten, 8,80 €; Marcus Klöckner: »9/11 – Der Kampf um die Wahrheit«, Heise Verlag, 218 Seiten, 16,90 €; Bernd Greiner: »9/11 – Der Tag, die Angst, die Folgen«, Verlag C. H. Beck, 279 Seiten, 19,95 €; Elmar Theveßen: »9/11 – Der Tag, der die Welt veränderte«, Propyläen Verlag, 352 Seiten, 19,99 €