Conrad Taler, Journalist. – Sie haben in der Internetzeitung Weltexpresso den Bundesinnenminister in einem Offenen Brief wegen seiner Überwachungsmaßnahmen durch den Kakao gezogen und sich de Maizière als Testperson für die elektronische Gesichtserkennung angeboten. Falls sich das einrichten lässt, möchten Sie »immer von der rechten Seite fotografiert werden«. Ihre Begründung: »Ich habe neben dem linken Ohr einen Altersfleck, der mich ein wenig entstellt.« Weiter schreiben Sie: »Die Kamera könnte an meinem Haus über oder neben der Eingangstür angebracht werden. Ich würde dann auf meine Kosten zusätzlich ein kleines Schild anbringen lassen mit der Aufschrift ›Smile – automatic camera!‹ Das würde Einbrecher abschrecken, die schon zwei Mal meine Terrassentür aufgebrochen haben.« Auch bitten Sie um eine elektronische Fußfessel, um »die Staatsorgane bei ihrer schweren Arbeit [zu] unterstützen und einen Beitrag zur inneren Sicherheit [zu] leisten«. Dabei denken Sie vor allem an Ihre Tochter, die sich immer Sorgen macht, wenn sie Sie nicht erreicht. Das habe schon manchen Ärger gegeben. In solchen Fällen könnte Ihre Tochter künftig beim Bundesinnenminister anrufen. Der würde Sie dann über die Fußfessel anpeilen lassen und ihr sagen können, was los ist. Sie haben völlig Recht. Der Minister muss seine Maßnahmen nur besser verkaufen und deren Mehrfachnutzen gerade in unserer alternden Gesellschaft herausstellen.
Klaus Töpfer, einsamer Rufer in der Wüste. – »Die Art, wie wir uns fortbewegen, muss sich verändern«, haben Sie nach dem Diesel-Gipfel absolut richtig festgestellt. Leider reichen die Vorstellungen der meisten PolitikerInnen über neue Soft- oder Hardware für Autos nicht hinaus. Die Grünen schlagen zwar eine »Zukunftskommission saubere Mobilität« vor – mit Ihnen an der Spitze –, versuchen aber gleichzeitig WählerInnen mit 6000 Euro Kaufprämie für Elektroautos zu locken. Das ist nicht zukunftsweisend. Dabei mangelt es nicht an Konzepten und technischen Möglichkeiten. Es fehlt an politischem Gestaltungswillen und an Mut, die BürgerInnen für eine zukunftstaugliche Mobilität zu begeistern. Daher bleibt der mehr oder minder stinkende, ressourcen- und gesundheitsschädliche Teil des Individualverkehrs in Deutschland das Maß aller Dinge.
Christian Lindner, FDP-Chef mit halbem Mut. – Ihre Ermunterung, die Wiedervereinigung der Krim mit Russland als »dauerhaftes Provisorium« hinzunehmen, hat Ihnen viel Schelte eingebracht. Warum die Rückholung der überwiegend russisch besiedelten Halbinsel so wichtig geworden war, weiß am besten wohl das allzu dauerhafte Provisorium NATO mit seinem Riesenappetit auf den Militärhafen Sewastopol.
Angela Merkel, verträumt. – In einem Kommentar in der Süddeutschen Zeitung beschreibt ein gewisser Robert Rossmann Ihren Stil in Auseinandersetzungen mit dem politischen Gegner so: »Sozialdemokraten, die sich mit Angela Merkel messen, fühlen sich wie in einem Kampf mit einer Ringerin, die sich mit Schmierseife eingerieben hat.« Das muss Sie schmerzen – sind Sie doch eigentlich mehr fürs Klebrige. Bei einem Wahlkampfauftritt in Schleswig-Holstein durften Sie Anfang des Jahres in einer Bonbonfabrik, bewaffnet mit grellgrünen Gummihandschuhen zum rosa Hosenanzug, quietschgelben Bonbonteig kneten. Das sei ein Kindheitstraum von Ihnen, vertrauten Sie den Anwesenden an. Aber so ist der Wahlkampf: heute Träume, morgen Schäume.