Was wir nicht glauben möchten, kann nicht sein. Unser Fürst ein Massenmörder? Unmöglich.
Andere Fürsten – ja, denen ist alles Schlechte zuzutrauen. Deswegen muß unser Fürst gegen sie Krieg führen. Ihre bedrohliche Schlechtigkeit zwingt ihn dazu. Sonst würde unser Fürst niemals Krieg führen. Unser Fürst ist ein Friedensfürst, der leider Krieg führen muß.
Weil Krieg ist, muß unser Fürst hart sein – hart auch gegen uns. Das ist hart für ihn.
Wir sind die Guten, und darum kann unser Fürst nur ein guter Fürst sein. Wir glauben an ihn.
Über unsere früheren Fürsten wird Schlechtes berichtet. Aber können sie ganz schlecht gewesen sein, wenn doch unsere Vorfahren an sie geglaubt haben?
Sie waren hart, gewiß, aber im Grunde dachten sie gerecht, meinten es gut, denn sie waren ja die Fürsten unseres guten Volkes.
Es gehört sich einfach nicht, dem eigenen Fürsten zu unterstellen, er sei ein Verbrecher. Wir werden ihn nicht verraten.
Soldaten sind keine Mörder, unsere Soldaten nicht – niemals.
Gewiß, frühere Fürsten haben das Volk über die Gründe ihrer Kriege belogen – aber heute wäre das unmöglich. Heute, im Zeitalter der Massenmedien.
Schröder sagte zu Beginn des Kriegs gegen Jugoslawien (im kommenden März wird es zehn Jahre her sein): »Wir führen keinen Krieg.«
Wenn unsere Geschosse Menschen töten, dann sind das unbeabsichtigte, unvermeidliche Kollateralschäden.
Behauptungen der Gegenseite (namentlich der Russen und Serben, gegen die wir wiederholt Krieg führen mußten), wir hätten Menschenrechte verletzt, sind bloße Propaganda.
Massenmedien der Gegenseite müssen gleich zu Beginn des Krieges ausgeschaltet und durch eigene ersetzt werden.
Unsere Kriegshelden seit Odysseus sind listig. Wir rühmen ihre Kriegslisten. Der Feind ist hinterlistig.
Die Methoden der Schlechten sind schlecht. Wenn wir ihnen immer nur mit unseren edlen, anständigen, guten Methoden begegnen würden, wären wir unterlegen. Um unserer guten Sache willen müssen wir ihnen mit ihren eigenen Methoden zuvorkommen.
In seinem neuen Buch »Terrorziel Europa. Das gefährliche Doppelspiel der Geheimdienste« behauptet Jürgen Elsässer, daß an Terroranschlägen, mit denen wir geängstigt werden, regelmäßig V-Leute unserer Geheimdienste beteiligt sind. Verrat!
Es würde uns übermäßig belasten, wenn wir uns davon überzeugen ließen, daß die Anschläge vom 11. September 2001 ohne Beteiligung US-amerikanischer Regierungsstellen nicht hätten begangen werden können. Dann könnten wir am Ende gar nichts mehr glauben.