Franz Müntefering, klarkantig. – Bei Ihrem ersten Auftritt als vorbestimmter Parteivorsitzender bei der SPD-Bundestagsfraktion haben Sie den Lehrsatz verkündet: »Die Partei ist dafür da, daß der Kanzlerkandidat Kanzler wird.« Im Grundgesetz der Bundesrepublik und im Parteiengesetz steht etwas anderes, Schwamm darüber. Aber nun möchten wir noch erfahren, wofür Ihre Partei da ist, wenn ihr Kanzlerkandidat nicht Kanzler wird.
Heribert Prantl, neugierig. – In einem Leitartikel in der Süddeutschen Zeitung fragen Sie: »Wie viel innerparteiliche Undemokratie läßt sich die SPD gefallen?« Eine Frage, deren Beantwortung wir Ihnen selbst überlassen. Als langjährig erfahrener Beobachter der parteipolitischen Szene werden Sie zu einem plausiblen Ergebnis kommen.
Gerhard Schröder, unternehmungslustig. – Bei kommenden Wahlkämpfen wollen Sie der SPD gelegentlich auf die Sprünge helfen. Aber Vorsicht! Wer weiß, wann Müntefering den Krempel wieder hinschmeißt. Und ob Steinmeier, wenn er nicht ins Kanzleramt reinkommt, wirklich zum Trost Parteivorsitzender werden möchte. Dann könnte die SPD-Seele nach Ihnen lechzen. Aber ist denn gewährleistet, daß Gasprom Sie für ein Jährchen oder so für SPD-Geschäfte beurlaubt?
Karl-Rudolf Korte, hilfsbereit. – Die Medien holen Sie gern, um dem Publikum professorale Politikberatung vorzuführen. In der Frankfurter Rundschau haben Sie jetzt dem SPD-Kanzlerkandidaten einen Trick verraten: Gerade als glaubwürdig rechter Sozialdemokrat könne der doch mit der Linkspartei ganz locker umgehen und diese, Bedingungen für eine Juniorpartnerschaft stellend, »in das Agenda-Boot holen«, denn »nur durch Umarmung kann man solche Parteien klein halten, nicht durch Tabuisierung«. Man muß gar nicht akademischer Experte für Parteienforschung sein, um auf diese Idee zu kommen, sie ist praktikabel und bewährt.
Junge Freiheit, rechtsradikales Wochenblatt. – »Linksradikal« sei Ossietzky, behaupten Sie in einem Artikel, der sich mit unserem Autor Jürgen Rose befaßt. Dann wird das wohl bald auch das Verfassungsschutzamt behaupten.