Rainer Peters, Allgemein-Medizyniker.– Per Aushang in Ihrer Praxis im hessischen Gelnhausen haben Sie, so berichtet die Gelnhäuser Neue Zeitung, drei Voraussetzungen genannt, unter denen Sie künftig noch Patienten behandeln: »1. In dieser Arztpraxis gilt ein striktes Verbot von Kopftüchern bei (sic) islamistischen (sic) Frauen und Mädchen! 2. Es werden Grundkenntnisse der deutschen Sprache in Wort und Schrift und Aussprache vorrausgesetzt (sic)! 3. Kinderreiche islamistische Familien mit mehr als 5 leiblichen Kindern werden in dieser Arztpraxis nicht behandelt!« So bescheiden verzichtet nicht jeder Geschäftsmann auf Kundschaft. Aber Sie, Herr Doktor, haben sich ja ein Hintertürchen offen gelassen: Der Ausschluß gilt nur für leibliche Kinder. Wenn jetzt ein kompletter türkischer Kindergarten zur Reihenuntersuchung bei Ihnen eintrudelte, sähen Sie sich gewiß wieder an den hippokratischen Eid gebunden.
Erika Steinbach, Vertriebenen-Präsidentin. – Eine Frau wie sie gehöre in die CDU, versichern führende Christdemokraten, dabei müsse es bleiben. Aber Sie haben sich in anderen europäischen Ländern umgeschaut und interessiert festgestellt: Da werden, nicht ohne Erfolg, »konservative Alternativen zu den christdemokratischen Volksparteien« ausprobiert. Auch in der Bundesrepublik, meinen Sie, könne eine solche neue Partei »spielend« in die Parlamente gelangen. Soll dieses Spiel also auch in der Bundesrepublik beginnen? »Davor möchte ich die CDU bislang jedenfalls noch bewahren«, haben Sie erklärt. »Noch« – Sie gaben die Frist nicht genau an, aber Angela Merkel wird diesen Wink mit dem Zaunpfahl doch wohl zu beherzigen wissen; mit Ihnen ist nicht zu spielen.
Peer Steinbrück, ehemals Bundesfinanzminister. – Ihren Parteigenossen Thilo Sarrazin möchten Sie nicht aus seiner politischen Heimat vertrieben wissen. »Ich würde ihn halten«, sagten Sie dem Spiegel. »Integrationsfragen werden nicht dadurch gelöst, daß man Herrn Sarrazin aus der SPD ausschließt.« Das klingt plausibel; die sozialen Folgen Ihrer Ministertätigkeit wären ja auch nicht gelindert, wenn Sie Ihr Parteibuch einbüßen würden.
Deutsche Bundesbank, Vorstand. – Thilo Sarrazin, darüber besteht nun Klarheit, hat der Deutschen Bundesbank treu gedient. Sie haben ihm für seine Arbeit gedankt; Vorwürfe gegen ihn halten Sie nicht mehr aufrecht, den Antrag auf seine Entlassung haben Sie zurückgenommen. Sarrazin hat daraufhin selbst gekündigt, aber einen so untadeligen Mitarbeiter sollten Sie zurückzugewinnen versuchen. An Schaffenskraft fehlt es ihm offenbar nicht, auch nicht an Volkstümlichkeit, und so könnten Sie den Ansehensverlust Ihres Instituts, den der Abschied von der D-Mark mit sich gebracht hat, endlich wieder wettmachen.
Johannes Teyssen, e.on-Chef. – »Niemand plant, in Deutschland ein neues Atomkraftwerk zu bauen« – so Ihre Auskunft an die Interviewer der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Die verwiesen dann auf Helmut Schmidt, der einst euphorisch mit einem Bau von 100 (west-)deutschen Atommeilern bis 1985 rechnete, und stellten Ihnen die Frage: »Sind solche langfristigen Planungen überhaupt sinnvoll?« Darauf erwiderten Sie: »In Wirklichkeit wird es immer anders kommen, als wir heute planen.« Nun wissen wir Bescheid: Weitere Kernkraftwerke hierzulande planen Sie nicht, aber Sie planen schon ein, daß demnächst anders geplant wird.
Norbert Röttgen, Alibi-Minister für Umwelt. – Seien Sie vorsichtig beim Kopfnicken zum Atom-»Kompromiß«! Der Kopf bleibt nur oben, wenn darunter ein Rückgrat ist.
Michael Hüther, Chefvolkswirt. – Von Ihnen, dem Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln, wollte die Welt am Sonntag wissen, ob der deutsche Staat mit seinen Hilfen fürs Wohlergehen der Privatwirtschaft in deren Krise nicht doch gegen die Gesetze des Marktes verstoßen habe. Das haben Sie zurechtgerückt: »Manchmal muß man auch ordnungspolitischen Schweinkram machen und hinterher dafür sorgen, daß solche Extremsituationen nicht mehr entstehen können.« Staatshilfe also, wenn die Gewinne in Gefahr geraten, dann wieder Markt, ganz staatsfrei. Und wenn die nächste »Extremsituation« auftritt, ist wieder der Staat dran. Bei Verlusten haftet der gemeine Steuerzahler.