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Titel192013

Selbstgespräch der Freiheitsstatue  (Günter Krone)

Großmächtig steh‘ ich im New Yorker Hafen,
die Freiheitsfackel im gestreckten Arm.
Ich bin Beschützerin der Guten, Braven.
Und für die Bösen bin ich Weltgendarm.

Das Gute in der Welt gibt es nicht blanko.
Es ist fest an die Freiheit angeseilt.
Wer unfrei ist, der krankt an einem Manko.
Und frei und gut ist nur, wer meine Meinung teilt.

Mit dieser muß ich stets die Welt bestäuben,
ich bin, von Gott gewollt, globale Ordnungsmacht.
Die, die sich gegen meine Güte sträuben,
die werden, wenn es sein muß, umgebracht.

Das Gute auf dem Erdball zu verbreiten,
das geht nicht ohne Krieg und Mord und Blut.
Und muß ich zum gezielten Töten schreiten,
ist das, weil ich die Gute bin, auch gut.

Wird etwas oder wer von mir verdächtigt,
und sei es nur der ungewisse Schein,
dann schreit‘ ich, von mir selbst ermächtigt,
mit Drohnen und Soldaten ein.

Und schreien meine Gegner nach Beweisen,
ich handle ungeachtet des Geschreis.
Sie können sich getrost das Maul zerreißen:
Die Anklage von mir ist der Beweis.