Ode an die Freude in Hamburg?
Nun hat Hamburg eine Freiheitsstatue für den Bürgersinn der Stadt. Über Nacht wurde aus der Pannen-Lachnummer Elbphilharmonie eine Glanznummer, auch wenn bis zur Eröffnung 15 Jahre Elbwasser am Kaispeicher vorbeifloss und die Baukosten sich derweil gegenüber der Plansumme verzehnfachten – auf 780 Millionen Euro.
Endlich, so sagen es die Bürger, zieht die zweitgrößte Stadt Deutschlands auch in kultureller Hinsicht mit Berlin und München gleich. Es scheint, dass mit den Kosten von fast einer Milliarde Euro Hamburg der große Wurf gelungen ist und das Konzerthaus akustisch den Vergleich mit dem Haus des Musikvereins in Wien oder Hans Scharouns Berliner Philharmonie nicht scheuen muss, verantwortlich dafür zeichnet der Japaner Yasuhisa Toyota. Die Eröffnung der Elbphilharmonie am 11. Januar war das kulturelle Ereignis in Hamburg: 2100 Gäste, darunter die Politikprominenz aus Bund und Ländern. Die Elbmetropole ließ sich nicht lumpen.
Für die Musikfreunde, die nicht zu den Einladungskartengewinnern zählten, sendete das NDR Fernsehen das Ereignis live nicht nur in die bundesdeutschen Wohnzimmer, auch übers Internet konnte man das Musikspektakel verfolgen. Für die Moderation hatte NDR-Intendant Lutz Marmor die Allzweckfrau Barbara Schöneberger verpflichtet.
Nicht gezeigt wurde, dass aus Sicherheitsgründen die Straßen um den Bau gesperrt waren.
Wer den verniedlichenden Namen »Elphi« für den neuen Musiktempel der Stadt kreiert hat, ist nicht mehr auszumachen. Dankbar für diese Wortschöpfung ist wohl die Hamburger Tourismuszentrale, lässt sich doch so allerlei Volk zu einem Besuch in die Hansestadt locken.
Karl-H. Walloch
Unsere Zustände
Demokratie heißt, alle Macht geht vom Volk aus. Wenn sie tatsächlich angewendet würde, müssten sich da Regierungen vor der Demokratie fürchten?
*
Wahlkampf macht schönes Wetter. Danach boomt das Geschäft mit Regenschirmen.
*
Wir sollten nie an die Vergänglichkeit des Guten glauben.
Wolfgang Eckert
Zeitreise
Werner Rügemer führt als Buchautor und Verfasser journalistischer Texte eine scharfe Klinge, prangert seit vielen Jahren juristisch fragwürdige Verknüpfungen zwischen Konzernspitzen und Politprominenz an, thematisiert systematische Steuerhinterziehung und Aushöhlung von Arbeitnehmerrechten, setzt dem Durchmarsch neoliberaler Meinungsmache in den großen Medien und im Kulturbetrieb erbitterten Widerstand entgegen.
Sein kürzlich im PapyRossa Verlag erschienener Sammelband »Bis diese Freiheit die Welt erleuchtet« enthält wenig bekannte oder gar unveröffentlichte Essays, Reportagen und Kritiken aus den vergangenen dreißig Jahren. Einige der Texte erschienen in Ossietzky, andere in der jungen Welt, in der Neuen Rheinischen Zeitung oder in BIG Business Crime, wieder andere wurden in Sammelbänden gedruckt oder im Rundfunk gesendet. Drei Dutzend Gerichtsverfahren musste der Journalist durchstehen. Gewann er, wurde das von den großen Medien im Regelfall verschwiegen.
Die Lektüre des Buches gleicht einer Zeitreise, einer Reise durch drei Jahrzehnte ganz legal oder auch weniger legal betriebenen Diebstahls an öffentlichem Eigentum medial betriebener Gehirnwäsche, kleiner, mittlerer und großer Skandale. Die Mehrzahl der Beiträge thematisiert die Entwicklung in Deutschland oder weiteren europäischen Staaten, andere behandeln die USA. Der titelgebende Essay beispielsweise schildert die Historie der Freiheitsstatue in New York, nicht ohne bei dieser Gelegenheit an mehrere Justizskandale im »Land der Freiheit« zu erinnern. Weitsicht bewies der Autor, als er schon im Jahre 1997 unter Verweis auf den französischen Soziologen Pierre Bourdieu eine Vertiefung der sozialen Ungleichheit in Europa als Folge der damals noch bevorstehenden Einführung der Euro-Währung prognostizierte. Eine aus dem Jahre 1996 stammende Reportage beleuchtet den Kleinstaat Luxemburg, schon damals ein Paradies für Steuerflüchtlinge aller Nationen. Gleich zwei bissige Essays porträtieren den früheren sächsischen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf.
Nein, die Inhalte aller vierzig Beiträge des Bandes können hier nicht wiedergegeben werden. Nur so viel: In unserer schnelllebigen Zeit ist es durchaus lohnend, einen Blick zurück auf die letzten Jahre und Jahrzehnte zu werfen. Man staunt, was man so an Zumutungen schon alles vergessen und verdrängt hat. Dem Autor ist viel Mut und Kraft zu wünschen für weitere Veröffentlichungen und breite Unterstützung für den Fall, dass weitere Prozesse drohen.
Gerd Bedszent
Werner Rügemer: »Bis diese Freiheit die Welt erleuchtet. Transatlantische Sittenbilder aus Politik und Wirtschaft, Geschichte und Kultur«, PapyRossa Verlag, 226 Seiten, 14,90 €
Machtkampf bei Podemos
Die drittstärkste Fraktion im spanischen Parlament zu sein, das ist eigentlich ein großer Erfolg für die noch junge Partei Podemos. Zur Bildung einer Koalition mit dem Partido Socialista Obrero Español (PSOE) und damit zur Regierungsbeteiligung kam es aber nicht. Nun ist vor dem Parteitag, der am 12. Februar in Madrid stattfindet, ein offener Richtungsstreit bei Podemos ausgebrochen.
Der Parteichef, Generalsekretär Pablo Iglesias Turrión, will die Partei stärker kontrollieren, dagegen gibt es nicht nur von der Basis Widerstand. Im spanischen Rundfunk warnte die Parteisprecherin Irene Montero vor einer Schwächung der Partei angesichts der angespannten Debatte.
Für die Wahl der Parteiführung auf dem Parteitag hat Pablo Iglesias Turrión seinen Antrag vorgestellt: Der Kandidat mit den meisten Stimmen soll einen Bonus bei der Besetzung des Parteivorstands bekommen. So würde die Macht des Parteichefs größer. Aber wie und wer auf dem Parteitag wählen darf, steht noch nicht fest.
Neben der Wahl des Parteivorstandes geht es auch um das Parteiprogramm. Generalsekretär Pablo Iglesias Turrión möchte die Partei weiter links positionieren und damit all jene Bürgerinnen und Bürger im Lande ansprechen, die nicht von der jüngsten Erholung der Wirtschaft profitieren. Anders der Parteisekretär Íñigo Errejón. Er will die Partei für ein breiteres Wählerspektrum offen halten, besonders für die bisherigen PSOE-Anhänger.
Trotz des Richtungsstreits bei Podemos konnte die Partei nach einer Wahlumfrage von Anfang Januar auf 22,5 Prozent zulegen und wäre somit im Moment nach der regierenden spanischen Volkspartei (Partido Popular – PP) die zweitstärkste politische Kraft. Mit weniger als 20 Prozent hat PSOE nur noch den dritten Platz in der Wählergunst.
Karl-H. Walloch
Unvergessen
Ludwig Marum (1882–1934). Jurist, Jude, Sozialdemokrat, badischer Justizminister und Reichstagsabgeordneter. Mann der Ehre und des Rechts. Er starb, weil er sich ein Deutschland ohne Rechtssicherheit, ohne Zivilisation nicht vorzustellen vermochte. Schon am 10. März 1933 wurde er unter »Schutzhaft« gestellt, und das war in dieser Zeit in Karlsruhe anders als in den meisten frühen KZ: Die Tochter brachte das Essen, die Frau und sein Sozius besuchten ihn. Er bekam sogar Urlaub, als eine Verwandte gestorben war. Er hielt sein Ehrenwort und kam, als Kollegen und Genossen vorsichtshalber flüchteten, in die Haft zurück. Grausam war es, als er und sechs seiner Genossen auf einem offenen Lastwagen durch Karlsruhe gefahren wurden, dem organisierten Hass eines aufgehetzten Pöbels ausgesetzt. So kam er ins KZ Kislau, wo es im Vergleich zu späteren Lagern auch noch gemäßigter zuging. Pläne für die Zukunft – weiterhin in Deutschland bleiben oder doch nach Palästina? – wurden erwogen. Am 29. März 1934 wurde Ludwig Marum ermordet, und die Täter gaben es als Selbstmord aus. 1948 fand ein Prozess gegen sie statt.
Die Familie und die Stadt Karlsruhe wurden seitdem nie müde, das Andenken an diesen integren Mann wachzuhalten. Jetzt hat seine Enkelin Andrée Fischer-Marum eine erweiterte Briefausgabe herausgegeben, die die Schreiben der Ehefrau Johanna und weitere Dokumente einschließt. Es sind erschütternde historische Zeugnisse.
Christel Berger
Ludwig Marum: »Das letzte Jahr in Briefen. Briefe aus dem Konzentrationslager Kislau ergänzt um den Briefwechsel mit Johanna Marum«, für die Neuausgabe ausgewählt und bearbeitet von Andrée Fischer-Marum, herausgegeben von den Stadtarchiven Karlsruhe und Mannheim, Loeper Literaturverlag, 262 Seiten, 19,90 €
Prächtig fundierte Satire
Zufall: Ich greife in meine Bibliothek, nehme die »Märchen« zur Hand von Karel Čapek in der Übersetzung von Eliška Glaserová, mit Illustrationen seines drei Jahre älteren, im April 1945 im KZ Bergen-Belsen gestorbenen Bruders Josef, in 3. Auflage 1983 im Aufbau-Verlag Berlin und Weimar für heute unfassbare 7,80 M erschienen.
Auf der rückwärtigen Innenklappe des Schutzumschlags wird für das folgende Jahr 1984 angekündigt (es wurde dann 1987): Karel Čapek: »Der Krieg mit den Molchen«, aus dem Tschechischen übersetzt von Eliška Glaserová, mit Illustrationen von Hans Ticha. Ebendieser Band ist jetzt in der Edition Büchergilde in einer Neuauflage erschienen.
Mit seinen zahlreichen vierfarbigen und schwarz-weißen Illustrationen, mit seinem bedruckten und geprägten, irisierenden Einbandmaterial, mit Fadenheftung und Lesebändchen kommt dieser Klassiker daher als wunderschönes Exemplar der Buchgestaltung, fast zum selben Preis wie damals, allerdings in Euro statt DDR-Mark. Ticha hat das Werk durchgestaltet, seine »virtuose Typographie spielt mit dem formalen Erscheinungsbild der Texte« (Edition Büchergilde).
»Válka s mloky«, so der Originaltitel, erschien erstmal 1936: als Parabel auf Nationalismus, Rassenwahn und Konformismus, nach einmütiger Einschätzung der Literaturkritik eine hellsichtige Reaktion »auf den sich ausbreitenden Faschismus und die wachsende Kriegsgefahr« (Metzlers Lexikon der Weltliteratur). Oder, wie Thomas Mann am 8. Mai 1937 in seinem Tagebuch notierte: »Beendete Čapeks Buch mit vielem Beifall. Prächtig fundierte Satire voll bitteren Menschheitsgefühls.«
Der Krieg der Molche, das ist ein Krieg um die Weltherrschaft: Sprachbegabte Riesenmolche wollen sich nicht länger als billige Arbeitskräfte missbrauchen lassen und wenden sich gegen ihre Ausbeuter. Als dann aber, nach der Vertreibung der Menschen, zwischen den atlantischen und lemurischen Molchen sich die Kluft des Misstrauens vertieft, die unterschiedlichen Gruppen zu Nationen werden, kommt es zum Krieg der Molche gegen die Molche, »im Namen der Kultur und des Rechts«, mit Parolen wie »Lemurien den Lemuren« oder »Fort mit den lästigen Ausländern«.
Das Ende ist absehbar. Und die Menschen? Wer die Vertreibung überlebt hat, kehrt nach der Selbstauslöschung der Molche zurück, der Wiederaufbau beginnt. Und viel später wird man »vielleicht auch von irgendeinem England oder Frankreich oder Deutschland fabeln …«.
»Und dann?« – Mit dieser Frage endet der Roman.
Klaus Nilius
Karel Čapek: »Der Krieg mit den Molchen«, aus dem Tschechischen übersetzt von Eliška Glaserová, mit Illustrationen von Hans Ticha, Edition Büchergilde, 24,95 €
Walter Kaufmanns Lektüre
Dies ist ein an die tausend Seiten umfassendes Werk über eine Schriftstellerin, die in der Weimarer Republik, im Reich der Nazis, in vierzig DDR-Jahren und im vereinten Deutschland Erfahrungen machte, die sämtlich in ihre Bücher eingegangen sind: Elfriede Brüning (1910–2014). Mit größter Akribie hat sich Sabine Kebir diesem Schaffen gewidmet, hat das Autografische darin hervorgehoben und ist so zu einer abgerundeten Darstellung der Entwicklung einer jungen Reporterin bis hin zur Schriftstellerin gelangt. Sie ist deren Politisierung nachgegangen, hat gezeigt, wie die Brüning angesichts tödlichster Gefahren den Nazis trotzte, sie die Gestapo-Haft überlebte und nach der Entlassung in die Illegalität ging. Elfriede Brüning erfuhr in jener Zeit die Höhen und Tiefen in der Liebe und in der Ehe, wurde von ihrem Mann geschieden und musste bitter um das Sorgerecht für ihr Kind streiten. Nach Jahren innerer Emigration vor und während des Krieges kam es für sie zu einem Neubeginn im Deutschland ihrer Hoffnung. In diesem Deutschland, der DDR, kehrte sie zum Reporterberuf zurück und blieb bei der Themenwahl für ihre Romane so unangepasst wie eh und je – ihre Leser liebten sie dafür, denen »da oben« war sie oft ein Dorn im Auge. Ehrungen ließen auf sich warten, der Leserzuspruch erlahmte nicht. Auch nicht, als die Brüning sich nach der Wende zu ihren Anfängen zurückgeworfen fand, sie die Feder neu wetzen musste gegen Missstände im Westen. Ihre frühen Bücher gerieten in Vergessenheit, ihre neuen Bücher hatten in einem unüberschaubaren Markt zu bestehen – wie sich die mittlerweile achtzigjährige Elfriede Brüning all dem stellte, verrät erstaunliche Willenskraft. Sabine Kebir hat diesen Abschnitt ihres Lebens mit der gleichen Sorgfalt recherchiert wie den in der Weimarer, der Nazi – und der DDR-Zeit. Sie hat den Spannungsbogen gehalten, das Buch nimmt gefangen, wo immer man es aufschlägt. Das kommt, weil sich Lebensbeschreibung stets die Waage hält mit wissenschaftlicher Analyse.
W. K.
Sabine Kebir: »Frauen ohne Männer? Selbstverwirklichung im Alltag. Elfriede Brüning (1910–2014). Leben und Werk«, Aisthesis Verlag, 954 Seiten 34,95 €
Plötzlich Winter
Man will es einfach nicht glauben …, aber plötzlich haben wir Winter, der uns seit Jahresbeginn fest im Griff hat. Als Kinder haben wir uns auf den Winter gefreut, jetzt ist er zu unserem Feind geworden. Wie kommt das nur? Haben wir uns verändert, oder liegt es an dem Winter? Jedes Jahr um diese Zeit das Gleiche: Alle Welt heuchelt vor Weihnachten Vorfreude auf den weißen Zauber, nur wenn er dann da ist, in der Regel verspätet, schaut man sich erschrocken an: Was Schnee? Mitten im Winter?
Vor allem bei den Verkehrsbetrieben herrscht helle Aufregung: Busse verspäten sich, Straßenbahnen fallen aus, und Züge bleiben auf offener Strecke liegen. Ganz zu schweigen von den kilometerlangen Staus auf den Autobahnen und dem Chaos auf den Flughäfen. Und das alles wegen Schnee und Eis mitten im Januar.
Der Straßendienst ist ebenfalls überfordert – doch weniger wegen der weißen Winterpracht. Nein, er hat schlichtweg kein Geld. Also bleiben die Nebenstraßen unberäumt.
Auch für manchen Autofahrer ist der Winter irgendwie etwas Unbekanntes. Er hält die verschneiten Straßen für verbreiterte Fahrbahnmarkierungen und brettert über die Buckelpisten, bis er in der nächsten Schneewehe festsitzt. So ein Winter ist kein Zuckerschlecken, er nervt. Er terrorisiert uns. Normal gehört das doch verboten.
Manfred Orlick
Zuschriften an die Lokalpresse
In einer Zeit, in der jede Tageszeitung leicht in den Ruch der Lügenpresse gerät, ist es wohltuend, in einem Boulevardblatt zu blättern, das sich nicht nur den immer wieder breitgetretenen Problemen wie Krieg und Frieden, Waffenhandel, Terror oder Fremdüberflutung widmet. Dadurch werden die Leute nur in Angst und Schrecken versetzt, und das macht es selbst unserem Innenminister schwer, bei seinen beherzten Erklärungen Besonnenheit und Humor auszustrahlen.
Der Berliner Kurier gab vor einigen Tagen unter dem Thema »Unnützes Wissen« Fakten aus der Hauptstadt preis, die zwei Berliner Autoren gewissenhaft zusammengestellt haben. So gibt es beispielsweise im Hauptbahnhof für täglich 300.000 Fahrgäste nur 17 Kloschüsseln. Das zu wissen, kann niemandem gleichgültig sein. Vor Antritt einer Fahrt könnte man seine Notdurft gegebenenfalls im Olympiastadion verrichten, dessen Sanitäranlagen mit 456 Urinalen großzügig ausgestattet sind.
Der Berliner Fernsehturm ist, wie das Blatt verrät, ungefähr so hoch wie 77 Giraffen. Ehrlich gesagt, das habe ich auch nicht gewusst! Jetzt verstehe ich, warum sich der Chef des Berliner Tierparks stärker mit der Aufzucht dieser Langhälse befassen will: Weil sie Maßstäbe setzen!
Und hätten Sie vermutet, dass an den Ufern der Spree jährlich 400 Rettungsringe geklaut werden? Da könnte der Senat leicht Abhilfe schaffen, indem er auch an der Panke, an der Wuhle, an der Dotter und weiteren Rinnsalen derartige Hilfsmittel stationiert. Dann würden sich die Diebstähle besser verteilen, und die Ausstattung der Ufer mit Überwachungskameras könnte umgangen werden.
Wer das nicht hören will, kann sich seine Lauschwerkzeuge mit »Ohropax« zustopfen, das Anfang des 20. Jahrhunderts von einem Berliner Apotheker erfunden wurde. Und wer wollte da behaupten, dass es sich um eine unnütze Erfindung handelt? – Lenchen Schmirgal (65), Ehrenamtlerin, 13465 Berlin-Frohnau
*
Das alte Jahr hat sich mit einem unglaublichen Feuerwerk in die Geschichte gesprengt. Und seine unglaublichen Erfolge, so die unglaublich niedrigen Arbeitslosenzahlen, die unglaublichen Pannen bei der Terrorbekämpfung, die unglaubliche Erhöhung der Lebenserwartung und die unglaublich niedrige Quote bei der Aufklärung von Wohnungseinbrüchen, bestimmen in unglaublicher Übereinstimmung die Presse- und Medienmeldungen. Die Sportreporter berichten von unglaublichen Resultaten der Athleten, die Pflegeheime von unglaublichem Personalmangel, und die unglaublich hohe Anzahl von Überstunden der Polizeibeamten beschert den Behörden unglaubliche Schwierigkeiten. Ich schlage vor, die Vokabel »unglaublich« zum »Wort des Jahres« zu stylen. Über eine positive Resonanz würde ich mich unglaublich freuen. – Baldur Unglaube (45), Linguist, 01612 Glaubitz
Wolfgang Helfritsch