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Titel2009

Bemerkungen

Doppelflat
Sie ist schmal, zierlich, jung. Ihre Stimme ist so stark, daß sie drei andere Stimmen übertrifft. Hörbar enterte sie die S-Bahn und eroberte sich einen Platz. Dem ersten Telefonat folgte ein zweites, ein drittes.

Stirnrunzeln. Achselzucken. Kopfschütteln. Allgemeiner Unmut. Verhaltene Unruhe. Vielsagende Blicke. Die Lautsprecherin beachtet sie nicht, die Bahn ist ihre Bühne.

Der Platz neben ihr wird frei. Ein bulliger Typ nimmt ihn und bringt sich breitbeinig in Positur.

Er holt sein Handy hervor. Gegen seinen dröhnenden Baß kann sich die Stimme der Zierlichen nicht mehr durchsetzen. Sie bringt ihre bedrängten Schenkel in Sicherheit. Versucht, den Baß niederzuschreien.
»Hier ist so ein rücksichtsloses Rindvieh«, schreit sie in ihr Handy und schlägt ihm das seine aus der Hand. Er handelt, wie sie gehandelt hat. Beide suchen unter den Bänken.

»Ist wohl das, was man unter Doppelflat verstehen soll«, kommentiert ein langer Flax, der mit überkreuzten Beinen dasteht.

Bernd Heimberger


Braune Weste soll weiß bleiben
Eier gibt es nicht. Nicht im Naturkostladen der Seegemeinde S. im Speckgürtel Münchens. Die Eier sind zwar da, aber sie dürfen nicht verkauft werden. Polizeiliche Anordnung. Und warum? Die NPD hat eine Kundgebung angesagt. Nein, niemand fürchtet Eierwürfe von Rechtsradikalen. Aber ihren Gegnern ist ja alles zuzutrauen. Wer weiß, ob sie nicht auch kostbare Bio-Eier zweckentfremden würden, um die blütenreine Weste aufrechter Neonazis zu besudeln. Man muß eben an alles denken. Eine Hundertschaft von Polizisten ist aufgeboten, um sieben wackere Demokratiefeinde vor der Übermacht tückischer Demokraten zu schützen. Der akustische Terror der Nationalmarschierer, deren Brüllorgie ältere Bürger fatal an den Originalsound von 1933 erinnert, kann sich eineinhalb Stunden lang ungehindert austoben. Und von keinem einzigen Eierwurf weiß die Lokalchronik zu berichten. Was für ein Sieg der freiheitlich demokratischen Grundordnung!
Hans Krieger


Gekaufte Hornochsen
Interessiert sich, wenn die Wahl stattgefunden hat, noch irgend jemand für eine Szene, die ich in der Schlußphase des Wahlkampfes erlebt habe? Vielleicht doch. FDP-Kundgebung an der Frankfurter Hauptwache, im Schatten der Banktürme. Guido Westerwelle bezichtigt die Große Koalition, vor allem die SPD, alles fürs Große Geld getan zu haben, nichts für den Mittelstand. Das ist nicht ganz falsch, aber ganz falsch ist es, wenn er es sagt. Denn dafür, daß er es sagt, bekam die FDP von der Deutschen Bank und anderen Großunternehmen fette Wahlspenden.

Noch ein bißchen was für die Volksseele: »Es gibt ein Recht auf Faulheit, aber es gibt kein Recht auf staatlich bezahlte Faulheit.« Applaus. »Es gibt in Deutschland Leute, die alles bestreiten, außer ihren Lebensunterhalt.« Noch mehr Applaus. »Wer in Deutschland sein Glück machen möchte, der muß die deutsche Sprache lernen, das darf man sagen, ohne in eine radikale Ecke gestellt zu werden.« Heftiger Applaus.

Hinten am Rand stören einige junge Leute mit Trillerpfeifen. Sie halten ein Greenpeace-Transparent hoch gegen den Wiedereinstieg in die Atomenergie und eines der IG Metall-Jugend, auf dem der Name FDP übersetzt ist: Für Den Profit. Westerwelle verliert irgendwann die Contenance: »Wir haben diese Hornochsen nicht gekauft, meine Damen und Herren.« Wer hätte denn auf diese Idee kommen können außer er selber? Und ganz plötzlich fällt die Liberalität, als wäre sie nur eine Maske: »Mit euch will diese Republik nichts zu tun haben.«
Reiner Diederich


Unentbehrlich

Man kennt das ja: Die Nachbarn im Hause und in der Straße reden seit langem darüber. Ihr Mitbewohner ist krank. Das läßt der bloße Augenschein erkennen. Er müßte zum Arzt, womöglich ins Krankenhaus, dann am besten zu einer Kur. Die ihm am nächsten stehen, sagen ihm das, behutsam, aber doch laut, denn er ist auch schwerhörig geworden. Vergebens. Der Eindruck trüge. Er fühle sich gut, ja von Tag zu Tag besser. Gewinne gar an Kräften. Bald werde niemand mehr daran zweifeln können. Gedrängt, nennt er gar einen Zeitpunkt, an dem er wieder ganz »der Alte« sein werde. Starrsinnig und verwegen legt er sich dafür auf Tag und Stunde fest: am frühen Abend des Siebenundzwanzigsten. Nun sorgen sich manche Nachbarn nicht mehr nur um seinen körperlichen Zustand. Man kennt das ja, samt dem vorhersehbaren Ende. Vorwiegend bei Männern. Diesmal ist es eine Frau. Wegen ihres langen Namens nennen sie die meisten einfach Espede.

Dann kommt besagter Tag, wie er erwartet wurde. Nun liegt sie danieder, manche sagen: flach. Die Kraftmeierei war gestern. Heute wird die Patientin gewogen und gemessen: 23 Prozent. So abgemagert war sie nie. Einst rühmte sie sich nahezu des doppelten Gewichts. Die sie betreuen, möchten am liebsten nicht hinsehen und weniger noch hinhören. Sie phantasiert beständig und sich wiederholend: Bittere Stunde – bitterer Tag – bittere Niederlage – Krise – Tiefpunkt – Scherbenhaufen – Mist. Und dann und nahezu im gleichen Atemzug, denn bei Luft ist sie noch: Ich werde nicht abtreten oder, was immer das bedeuten mag, auseinanderlaufen. Ich werde mich wieder aufstellen. Und schließlich und nun doch leiser werdend: Ich werde aufpassen, daß die anderen jetzt nicht alles kaputtmachen, was ich in den letzten Jahren geflickschustert und zusammengehartzt habe. Das waren nicht exakt, aber dem Sinne nach ihre Worte. Doch ihre Stimme wurde undeutlicher. Aus dem Lallen ließ sich etwas wie Erneuerungs- und Verjüngungskur enträtseln, das gleich aber widerrufen zu werden schien. Also, man kennt das ja.

Verwunderlich nur, daß sich am Krankenlager sogleich Besucher drängten. Und unter den ersten befanden sich Personen, die vordem nicht zu den Besorgten gehört, ja, die sich ankündigende Katastrophe mit einer gewissen und unverhohlenen Genugtuung hatten kommen sehen, sie gar mit hämischen Reden konstatiert und kommentiert hatten. Nun standen sie bedrückt herum. Teilnahme und Ratlosigkeit zeichneten ihre Gesichter. Heuchelei war das nicht. Denn das hatten sie nun doch nicht wollen können. Gewünscht wurde, daß die Patientin begrenzt wieder zu Kräften käme. Denn sie besaß eine Fähigkeit, die ihnen abging und die zu erwerben sie sich außer Stande fühlten. Körpereigen produzierte sie selbst bei schlechtem Befinden ein Serum, dessen sie bedurften und das anders als jenes gegen die Schweinegrippe auch erfahrene Mediziner, Biologen und Pharmazeuten nicht herzustellen vermochten. Den Impfstoff gegen jene um sich greifende Erkrankung, für die seit kurzem und vorläufig die Hilfsbezeichnung »Die Linke« kursiert. Also und deshalb: Der Espede muß wieder auf die Beine geholfen werden, mindestens so weit, daß sie am Stock gehen kann.
Kurt Pätzold


Auftrag an Steinmeier
Bewunderung zollt die Frankfurter Allgemeine dem gescheiterten Kanzlerkandidaten der SPD unter der zunächst rätselhaften Überschrift »Agenda 2013«: Erst in der Niederlage sei Steinmeier »zum Politiker geworden«, habe »Größe bewiesen« mit seiner »Durchhalterede« am Wahlsonntagabend, einer »staatstragenden Schlußpointe« der Konkurrenz um Wählerstimmen. Aber was soll er jetzt tun, »der neue Homo Steinmeier«? Die FAZ weiß es: Seine »Agenda 2013 ist es, die Widersprüche der systemoppositionellen Linkspartei aufzuzeigen«. Wie es Steinmeiers eigener Partei bekommen wird, wenn sie sich mal wieder mit dem Kampf gegen links beauftragen läßt, ist nicht die Sorge einer großbürgerlichen Zeitung. Agenda muß sein, erst 2010, jetzt 2013.
Marja Winken


Kopflos
Die SPD ist, was den Krieg in Afghanistan angeht, in einer argumentativen Zwickmühle: Der Bundeswehreinsatz dort ist nicht populär, und diesem Widerwillen möchte die Partei entgegenkommen, jetzt in der Opposition noch mehr als zuvor in der Regierung. Aber die Führer der Sozialdemokratie waren es, die dieser militärischen »Mission« zustimmten und den Verteidigungsfall am Hindukusch erklärten. Also brauchen sie eine rettende Formel, und die heißt so: »Wir sind nicht kopflos rein, und wir gehen nicht kopflos raus« (Franz Müntefering). Da kann, wer deutsche Truppen in Afghanistan weiter eingesetzt wissen möchte, anknüpfen – und wer das nicht will auch. Aber »kopflos«? Und wer ist »wir«? Der SPD-Vorstand gehört nicht zur kämpfenden Truppe, Soldaten allerdings haben in Afghanistan ihren Kopf verloren, ihr Leben dazu. Und es werden mehr, die der NATO-Krieg den Kopf kostet, von den Afghanen ganz zu schweigen. Die freilich können nicht rausgehen, nicht einmal kopflos.
Arno Klönne


Unpolitische Staatshilfe

Die Steuerzahler-Milliardenhilfe, die von der deutschen Bundesregierung zur »Rettung« von Opel bereitgestellt wurde, sollte nach offizieller Aussage der Erhaltung von Arbeitsplätzen dienen. Inzwischen hat die EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes klargestellt, daß solche Staatsknete nicht »in einen Cocktail mit politischen Erwägungen vermischt werden«, also nicht mit »Auflagen zu Produktionsstandorten« verquickt werden dürfe. So sei die EU-Rechtslage. Wußte man das in Berlin nicht? Oder wollte man es das hiesige Publikum nicht wissen lassen? (s. Ossietzky 18/09).
Peter Söhren


Das Konzerthaus

In den 1980er Jahren, ihrem letzten Jahrzehnt, präsentierte die DDR mit der Eröffnung des neuen Leipziger Gewandhauses 1981, des Schinkelschen Schauspielhauses in Berlin 1984 und der Dresdner Semperoper 1985 drei kulturelle Großbauten, die schnell internationalen Ruf erlangten. Allein ihr Wiederaufbau nach Beschlüssen der SED rief damals Hochachtung, ja Bewunderung hervor. In der FAZ war nach der Wiedereröffnung des Schauspielhauses als Konzerthaus vor 25 Jahren unter der Überschrift »Pracht aus der Not« zu lesen: »40 Jahre lang waren der Gendarmenmarkt und das Gefüge seiner Prachtbauten ein Trauerloch, die Flammenzeichen der Bombennächte und des Reichsuntergangs hingen schwarz in den Mauern.« Jetzt entfalte der Ort »abends im künstlichen Licht der Scheinwerfer … seine neue Festlichkeit«.

Erste Pläne zum Wiederaufbau des Schauspielhauses waren bereits unmittelbar nach dem Ende des Krieges entworfen worden. Daß sie in der Schublade verschwanden, war vor allem der prekären materiellen und finanziellen Situation der jungen DDR geschuldet. Schließlich faßte 1976 ein SED-Partei-tag den Beschluß zum Wiederaufbau. Damit war die Entscheidung verbunden, das neue Haus nicht als Sprechbühne wiedererstehen zu lassen, sondern als Konzerthaus, da alle Theater Ostberlins über ausreichende Spielstätten verfügten, ein repräsentativer Konzertsaal aber fehlte. Diese Entscheidung hatte weitreichende Folgen für die Gestaltung des Inneren. Nachdem man ursprünglich geplant hatte, nur das Äußere in der alten Schinkelschen Form zu rekonstruieren, das Innere jedoch modern zu gestalten, wurde 1976 die Idee entwickelt, Innen und Außen in klassizistische Übereinstimmung zu bringen. Als Vorbild für den großen Konzertsaal im Zentrum des Gebäudes wurde die Architektur des Ballsaals im alten Schinkelschen Schauspielhaus gewählt, allerdings in veränderten Proportionen, um das Vier- bis Fünffache vergrößert, so daß darin nun 1500 Besucher Platz finden. Außerdem entstanden ein Kammermusiksaal für 400 Besucher, ein Musikclub für musikalisch-literarische Veranstaltungen, ein Orchesterprobensaal und große Foyers. Der prominente Architekt Ehrhardt Gißke leitete das Vorhaben.

Die vollständige Vernichtung des Inneren in den letzten Kriegstagen 1945 hatte zur Folge gehabt, daß von den Werken der klassizistischen Malerei und Bildhauerkunst, die einst Säle, Foyers und Treppenhäuser geschmückt hatten, fast nichts erhalten geblieben war. Deshalb galt von Baubeginn an auch der Ausschmückung im Inneren große Aufmerksamkeit. Ausgehend von Schinkels Antike-Rezeption wurden Bilder und Plastiken mit Motiven aus der antiken Mythologie in Auftrag gegeben. In diesem Geiste schufen die Maler Edgar Giegold und Dankwart Kühn Gemälde für den großen Konzertsaal, Johannes Richter, Bernd Martin und Siegfried Schütze ganze Bildzyklen für die Foyers. 38 Büsten bedeutender Komponisten fanden im großen Saal Aufstellung.

Mit einem Festkonzert am 1. Oktober 1984 wurde das neue Konzerthaus der Öffentlichkeit übergeben. Es war – historisch gesehen – der vierte Musentempel auf dem Gendarmenmarkt nach »Französischem Komödienhaus«, Langhansschem »Nationaltheater« und Schinkelschem Schauspielhaus von 1821. Dem Eröffnungskonzert schloß sich eine ereignisreiche erste Konzertsaison mit insgesamt 451 großen und kleinen Veranstaltungen an. Auch heute, 25 Jahre nach dem Eröffnungskonzert, gehört Apollos Tempel am Gendarmenmarkt zu den ersten deutschen Konzertadressen.
Dieter Götze
Der Autor hat zusammen mit Gerhard Müller und Ariane Handrock die Theaterchronik »Apollos Tempel in Berlin. Vom Nationaltheater zum Konzerthaus am Gendarmenmarkt« geschrieben, die im Prestel Verlag erschienen ist, 338 Seiten, 39.95 €


Wie in der Fremde
Mit dem Zusammenbruch der DDR wurde auch das Gefüge der Theater, der DEFA-Studios und des Fernsehens zerstört. Die Schauspieler des Landes wurden zu Heimatlosen – ähnlich wie durch eine Emigration in ein anderes Land, wo sie niemand kennt. DEFA-Filme oder die Filme des DDR-Fernsehens waren im Westen nahezu unbekannt.

Ingrid Poss und Peter Warnecke haben bei 19 Schauspielerinnen und Schauspielern nachgefragt und legen hier die Ergebnisse vor. Teilweise wurde die Arbeit aus Mitteln der DEFA-Stiftung finanziert. Nach dem Geburtsdatum der Protagonisten beginnt das Buch mit Inge Keller und endet mit Anja Kling. Ihnen erging es nach der »Wende« nicht wesentlich anders als Millionen anderer Menschen. Über Nacht war vieles, was sie einmal gelernt und unter Schwierigkeiten erarbeitet hatten, wertlos. Wer sich nicht mit Hurrra selber wendete, litt darunter, nicht mehr gefragt zu sein. So büßten sie dafür, daß sie Bürger der DDR-Bürger gewesen waren.

Kultur verlor an Wert. Nicht nur den Theatern, auch den Kinos kam das Publikum abhanden; ruiniert wurde auch das Bücherland. Große Teile der Buchproduktion wurden verramscht oder einfach auf Müllhalden entsorgt. Zur Eröffnung von Kunstausstellungen kamen nur noch wenige Interessierte. Die »freie Welt« lockte die Ostdeutschen zum großen Abenteuer, das aber viele schnell ernüchterte, zumal sie die Erfahrung machen mußten, daß Reisen nicht nur bildet, sondern auch kostet.

Die im Westen Deutschlands unbekannten Schauspieler mußten wie Eleven mit Vorsprechen von vorn beginnen – auch die, die an großen Bühnen der DDR unter Regisseuren wie Wolfgang Heinz und Wolfgang Langhoff gearbeitet oder in Filmen von Konrad Wolf mitgespielt hatten. So wurden aus Profis wieder Anfänger. Nach solchen Erfahrungen besannen sie sich schon in der ersten Hälfte der neunziger Jahre auf ihre »Regionalkultur«, die von gründlicher Ausbildung, sorgfältiger Probenarbeit, humanistischem Anspruch und einem gelebten Ensemblegeist geprägt war. Eine Rückkehr war allerdings kaum möglich, die materiellen Grundlagen fehlten. Ihr Können hat jedoch manchen inzwischen geholfen, ihren Beruf weiter ausüben zu können und wieder in der Öffentlichkeit zu stehen, Enttäuschungen zu überwinden und auch viele private Veränderungen zu meistern.
Karl-H. Walloch
Ingrid Poss und Peter Warnecke: »Der ungeteilte Himmel«, Verlag Neues Leben, 480 Seiten, 19.90 €


Lebensbilanz eines Kommunisten
Zu den Teilnehmern des ersten Zweijahreslehrgangs der SED-Parteihochschule »Karl Marx« gehörten zwei Mannheimer Jungkommunisten: Herbert Mies und Hermann Weber. Als sie Ende 1949 in ihre Heimatstadt zurückkehrten, war dies zugleich die Ankunft in einem Staat, den sie nicht gewollt hatten: in die auf Befehl der Westalliierten gegründete Bundesrepublik Deutschland. Beider Wege trennten sich, als Weber mit der kommunistischen Idee brach und aus der KPD ausgeschlossen wurde. In seinen 2002 erschienenen Erinnerungen »Damals als ich Wunderlich hieß« mokiert sich Weber darüber, daß nach seinem Ausschluß sein Jugendfreund Mies »nie auf die Idee gekommen« sei, mit ihm Kontakt aufzunehmen. Warum sein »ehemals engster Freund« es bis heute nicht tat, ist nunmehr nachzulesen in Mies’ eigenem Erinnerungsbuch, jüngst im Berliner Verlag am Park erschienen.

Der achtzigjährige Autor hat ein politisch bewegtes Leben hinter sich. Zurück von der Parteihochschule wird er Leiter einer Schule der Freien Deutschen Jugend im Schwarzwald. Nach dem Verbot der FDJ 1951 übernimmt Mies bis 1956 Funktionen im Zentralbüro des illegalisierten Jugendverbandes. Es folgen drei Jahre Studium in Moskau. Wieder in Deutschland zurück, geht er erneut in die Illegalität, anfänglich als persönlicher Sekretär des KPD-Vorsitzenden Max Reimann, später als Mitglied des Sekretariats und des Politbüros der seit 1956 verbotenen KPD. Als ab Mitte der sechziger Jahre zunehmend die Frage einer legalen kommunistischen Partei in der BRD aktuell wird, ist Mies aktiv an der Vorbereitung und Gründung der Deutschen Kommunistischen Partei beteiligt, zu deren Vorsitzendem er 1973 gewählt wird. Ein Herzinfarkt reißt ihn 1989 aus dem politischen Kampf – mitten in der schwersten Krise der DKP.

Wer 40 Jahre solche Funktionen in der kommunistischen Bewegung ausübte, ist zwangsläufig auf internationalen Konferenzen mit vielen ihrer Führungspersonen zusammengetroffen. In seiner Lebensbilanz berichtet er kritisch darüber.

Das Buch erscheint zu einem Zeitpunkt, an dem die bürgerliche Geschichtsschreibung bemüht ist, ein goldenes Bild von der BRD seit ihrer Gründung zu zeichnen. Dabei werden die negativen Seiten ihrer Entwicklung ausgeblendet, wozu unter anderem die bis heute in den alten Bundesländern gültigen FDJ- und KPD-Verbote mit all ihren Folgen gehören. Mies’ »autobiographische Fragmente« – wie er seine Erinnerungen nennt – lassen das Gold verblassen. Zugleich sind sie ein gewichtiger Beitrag zur Geschichte der kommunistischen Bewegung in der Bundesrepublik, die es noch zu schreiben gilt.
Edmund Schulz
Herbert Mies: »Mit einem Ziel vor Augen. Vom Jung- zum Altkommunisten. Erinnerungen«, Verlag am Park, 350 Seiten, 19.90 €


Walter Kaufmanns Lektüre
Cuba Linda – das sind sieben Erzählungen von einem, der die kubanische Musik liebt und darum immer wieder Deutschland verläßt, um in Havanna oder anderswo auf der Insel unterzutauchen, ganz nah beim Volk und immer dort, wo die Trommeln gerührt werden, wo gesungen und getanzt wird. Er schaut hin, hört zu, lebt und erlebt, und weil er schreiben kann, hat mich das Buch nicht losgelassen. Und mich immer wütender gemacht: Dieser Deutsche, dieser Autor Hans Herbst, ist von Abscheu gegen Fidel und dessen »Trabanten« besessen und ergeht sich in giftigen Unterstellungen, die er (quasi nebenbei) in den Text einfließen läßt. Schon in der ersten Erzählung wird angedeutet, daß Fidel in der Schweiz Privatkonten aus den Dollareinnahmen der Läden für Ausländer unterhält; in der zweiten ist von einem Gulag mit 40.000 bis 60.000 politischen Gefangenen die Rede; in der dritten wird Ernest Hemingway bezichtigt, in Kuba nur gewohnt, nie aber dort gelebt zu haben (was ein Bernard Lassahn auf perfide Weise im Nachwort noch einmal unterstreicht); in der vierten finden wir uns in einem zerfallenen Theater mit schäbigen Sitzen, wo es unterschwellig böse hergeht gegen den bärtigen Commandante; in der fünften gellt der Schrei »Hunger!« durch die Nacht, wofür ein junger Mann in einer Zelle landet; in der sechsten muß sich ein alter Fischer wegen des Verschwindens seines Sohns verantworten (Woher kommt die Karte, auf der Jibacoa markiert ist, Ausgangspunkt der kürzesten Route nach Florida?); und in der siebten brechen in einer dunklen Straße von Santiago de Cuba Fidels Häscher einem Gitarrenspieler die linke Hand ...

Aber so wie Fidel alle von der CIA in Auftrag gegebenen Mordanschläge überstanden hat, wird er wohl auch solche literarischen Anschläge überstehen.
W. K.
Hans Herbst: »Cuba Linda«, Pendragon Verlag, 264 Seiten, 19.90 €


Bilder im Bunker
Ein schreiender Gegensatz: die naiven Kinderzeichnungen und der graue Betonklotz, in dem sie ausgestellt sind. Der Hochbunker steht im Berliner Bezirk Schöneberg neben dem einstigen Sportpalast, an dessen Stelle ein Wohnkomplex für ein buntes Völkergemisch entstanden ist. Dort gab einst das von Goebbels hypnotisierte Volk – repräsentiert von ausgesuchten fanatischen Nazis – dem Lügenminister jubelnde Zustimmung zum totalen Krieg.

Die Ausstellung wurde genau 70 Jahre nach dem Überfall auf Polen eröffnet, mit dem der Zweite Weltkrieg begann. Zu sehen sind auch Malereien und Installationen der Künstler Lilli Engel und Raffael Rheinsberg, dazu Dokumente zur Errichtung des von sowjetischen Zwangsarbeitern unter mörderischen Arbeitsbedingungen hoch-gezogenen Baus, verharmlosende Darstellungen des fröhlichen Soldatenlebens aus Schulbüchern und eben Kinderzeichnungen aus dem Kosovo – mit bunten Blumen im Vorder- und grauen Tanks im Hintergrund.

So setzen sich die Gegensätze fort und fordern den Betrachter zum Widerspruch heraus. Eine Reihe kleinerer Bilder ist mit schwarzen Vorhängen bedeckt. Sie zeigen, was sonst vertuscht wurde: die Beteiligung der Bundeswehr an heutigen Angriffskriegen.

Die Eröffnung der Ausstellung beschränkte sich nicht auf Erläuterungen des Konzepts und seines Anliegens. Sie sparte nicht aus, das der Koloß in der Zeit des Nachkriegs und der Systemkonfrontation noch als Schutzbunker für 4.800 Menschen vor atomaren, biologischen und chemischen Waffen dienen sollte und inzwischen unter Denkmalschutz gestellt werden soll. Kaum vorstellbar, was geschehen wäre, wenn in dem ABC-Bunker der Vorrat an Atemluft nach 24 Stunden erschöpft gewesen wäre.

Der Hochbunker in der Pallasstraße ist mit der U-Bahn 7 bis Kleistpark zu erreichen. Die Ausstellung ist bis zum 25. Oktober dienstags bis sonntags zwischen 10 und 18 Uhr geöffnet.
Wolfgang Helfritsch


Ostdeutsche Familiengeschichten
Zufall oder nicht – in kurzer Zeit bot der Aufbau-Verlag gleich drei Romane mit Familiengeschichten aus Ostdeutschland, die bis in die Gegenwart reichen. Reinhard Stöckels »Der Lavagänger« wurde hier bereits besprochen. Marion Boginski (geboren 1959) aus Eberswalde und Kathrin Gerlof (geboren 1962) aus Köthen erzählen von Müttern (seltener Vätern), Kindern und Kindeskindern aus kleinen Verhältnissen. Das sind individuelle Schicksale, in denen Historie und persönliche Entscheidungen, gesellschaftliche Zwänge und zufällige Begegnungen miteinander verquickt sind. Erbstücke sind in solchen Familien Fotos, Kochrezepte und auch einmal ein Glas eingeweckte Heidelbeeren aus dem Jahr 1938. Im Ton unterscheiden sich die beiden Bücher, thematisch gibt es einige Gemeinsamkeiten, etwa »die Russen«, die in den Familiengeschichten eine Rolle spielen – ohne das Klischee der dumpfen Vergewaltiger zu bedienen –, oder der altersbedingte Bewußtseinschwund.

In Marion Boginskis Romanfamilie dreht sich alles um das kleine Haus, das die Besatzungsmacht ihr nach 1945 wegnahm. Nach 1990 bekam sie es völlig heruntergekommen zurück. Es konnte renoviert werden, doch das Familienglück blieb aus. Man wurstelt sich durch – Alltag kleiner Leute. Ein flott erzähltes, heiteres Buch mit vielen schönen Details.

Kathrin Gerlof ist anspruchsvoller und weniger heiter. Das Leben von Urgroßmutter Klara, Großmutter Henriette, Mutter Elisa und Tochter Juli, die alle sehr früh Mutter wurden, steht zur Betrachtung und zum Bedenken. In den manchmal sehr knapp und komprimiert dargestellten Lebensläufen stecken manche Einzelheiten, die betroffen machen. Die alte Klara, die demenzkrank im Pflegeheim noch einmal liebt und geliebt wird, bevor sie verdämmert, war ganz früher die Geliebte eines russischen Offiziers und dann eine überzeugte DDR-Funktionärin. Wäre ihr Gedächtnis noch intakt, gäbe es ein paar Punkte in ihrem Leben, die sich schwer verkraften ließen. Kathrin Gerlofs Geschichte wirft Fragen nach Normalität und Grenzwertigem, Schuld und Zeitverständnis auf, ohne Antworten zu geben.

Nun ist wohl die Zeit, daß die Enkelgeneration über gelebtes Leben der Eltern und Großeltern so reflektiert, daß die Jungen zu sich finden können und Ost-Sozialisation verständlich wird. Das ist ein eigenes, sowohl heiteres wie problematisches, gern verschwiegenes oder verleumdetes Kapitel deutscher Geschichte. Die Autorinnen folgen den Spuren. Lesen lohnt.
Christel Berger
Marion Boginski: »Elsas Blaubeeren«, Aufbau-Verlag, 218 Seiten, 18.95 €; Kathrin Gerlof: »Alle Zeit«, Aufbau-Verlag, 227 Seiten, 18.95 €


Geburtstagsbrief an Daniela Dahn

Liebe Daniela, ob Deine Eltern vor 60 Jahren bei der Namenswahl für Dich daran dachten, daß Du nun einen mehrtausendjährigen Namensvetter Daniel hast? Als Kriegsgefangener Nebukadnezars aus Juda war er in Babylon schon kraft seines unerschrockenen Scharfsinns aufgefallen. Darum wurde er auch später herangezogen, dem machttrunkenen Thronfolger Belsazar die »mene, mene, tekel …«-Wandschrift zu deuten. Daniels Neidern gelang per Ministerintrige, ihn zur Löwengrube zu verurteilen, aber die Bestien verweigerten sozusagen den Befehl und fraßen ihn nicht.

»Dan« heißt hebräisch »Kraft«.

Wer immer dieser Daniel gewesen sein mag, in der hebräischen Bibel wird er in die Zunft der unerbittlich kritisierenden Propheten eingereiht, die wußten: Wo Sinn fehlt, strömt lebensgefährdender Unsinn in das Vakuum. (Nur daß Unsinn der einzige unerschöpfliche Rohstoff der Welt ist, wußten sie noch nicht zu formulieren!)

Ein ungarischer Nachfahr Daniels hat kraft seiner bitteren Erfahrungen im KZ Buchenwald etwas gesagt, was ich wie einen Glück wünschenden Dank an Dich weiter gebe: »Wenn es jemanden gibt, und sei er auch ganz allein, der es wagt, in Übereinstimmung mit seinen Vorstellungen und Grundsätzen zu leben, dann werden viele andere Mut bekommen und ein wenig von ihrer Würde wiederfinden.« Elie Wiesel.

Du hast nicht erst nach der Wende Anderen Mut gemacht, über Volkseigentum und Demokratie nachzudenken. Zunächst begabst Du Dich auf »Prenzlauer-Berg-Tour«, worüber Du in Deinem ersten Buch berichtetest. Inzwischen diskutierst Du auf Weltreisen mit Deinen Lesern, Zuhörern und als Gastdozentin mit Studierenden, wie viel Kritik Demokratie braucht, damit Menschen nicht entmutigt und entwürdigt werden. Dein Unbehagen am Prozedere der Deutschen Einheit forderte vielerorts zu »demokratischem Aufbruch« heraus, damit die Eigentumsfrage nicht länger von Bürgerrechten und Menschenwürde getrennt bleibt. Für die Anleitung zu selbstkritischem Nachdenken über 20 Jahre neue Bundesrepublik Deutschland gratuliere ich Dir besonders. Dein neues Buch »Wehe dem Sieger!« hätte Tucholsky gefreut. Ganz in seinem Sinne weist Du die Gleichsetzung von Faschismus und Sozialismus – ein Greuel für jeden Geschichtskundigen – zurück.

»Und diese verdammte Ohnmacht« ist längst nicht mehr nur der Titel des »Reports der unabhängigen Untersuchungskommission zu den Ereignissen vom 7. und 8. Oktober 1989 in Berlin« (wo wir uns persönlich kennen lernten), sondern beschreibt nach der »Vertreibung ins Paradies«, wie Du eins Deiner Bücher genannt hast, auch die neue Erfahrung, daß Du, wenn Du Dich in demokratischer Meinungsfreiheit systemkritisch äußerst, der »Verleumdungsfreiheit« ungeschützt ausgesetzt bist.

Sind nicht der Tucholskypreis (1999) und die beinahe verweigerte Luise-Schröder-Medaille (2002) erst recht ein Sticker dafür, daß Du andere ermutigst und ihnen beim Wiederfinden ihrer Menschenwürde geholfen hast?
Die Grenzen des Sagbaren lassen sich immer noch erweitern!

Ich wünsche Dir für das nächste Jahrzehnt Kraft, Gesundheit und jederzeit die schützende Nähe von Familie und Freunden, weltweit, die mit Dir überzeugt bleiben, daß Widerspruch der Anfang für Gerechtigkeit, Friede und Bewahrung der Schöpfung ist. Dein
Heinrich Fink


Nachruf auf Das Blättchen

Nachdem die Weltbühne 1993 totgemacht worden war, gab es im real unvereint gebliebenen Deutschland einige Unverbesserliche, die ein Nachfolgeblatt kreieren wollten. Sie fanden, wie so häufig in diesem Lande, nicht zueinander. Es war schon ein Glück, daß sie, weil beide zu einer Wochenschrift nicht in der Lage, sich auf ein alternierendes Erscheinen einigten, so daß jene, die beide abonnierten, in unbedachten Augenblicken davon träumen konnten, es gäbe sie noch, die eine Wochenschrift, in der einen Woche als Blättchen erscheinend und in der andern als Ossietzky.

Aber wie viele von jenen, die es sich finanziell hätten leisten können, hatten beide abonniert? Die Idee allein schon schien den meisten völlig abwegig, wurde doch der eine Nachfolger von einem »Westjournalisten« gemacht und der andere von einem »Osthistoriker«. Gar für beide zu schreiben galt Außenstehenden – aber nicht nur diesen – nahezu als Sakrileg, das nur besonders dickfellige Autoren wie der Schreiber dieser Zeilen begingen.

Dabei ergänzten sich die beiden Nachfolger in mannigfacher Weise. Wer an scharfer Kritik an den Zuständen in der alten wie der neuen Bundesrepublik interessiert war, griff lieber zum Ossietzky (das Blättchen war da viel zu zahm). Wer dagegen Kritisches zur Geschichte des Sozialismus und der kommunistischen Bewegung lesen wollte, fand das eher im Blättchen. In beiden Fällen schlug sich letztlich doch die Sozialisation der »Macher« nieder, die in guter alter Weltbühne-Manier lieber das eigene Nest beschmutzten als das »fremde«. Wer Berichte über das »neue« Osteuropa lesen wollte, fand dazu mehr und besseres im Blättchen, wen das »alte« Westeuropa mehr interessierte, wurde eher im Ossietzky fündig. Unter den besprochenen Büchern fand sich selten etwas aus den berüchtigten »Bestseller-Listen«, allerdings auch kaum eins, das in beiden eine Rezension erhielt. Bemerkenswert – und eine weitere Belohnung für jene, die sich den Luxus leisten konnten (und wollten), beide Hefte im Wechsel zu lesen.

So ließe sich noch manches miteinander vergleichen. Nunmehr nur noch zum Nutzen des Ossietzky, denn das Blättchen stirbt. Am 28. September ist seine letzte Nummer erschienen, weil die sozialen Folgen der andauernden Wirtschaftskrise die Zahl der Abonnenten so stark schrumpfen ließen, daß die Verleger dieses Zuschußgeschäft nicht mehr weiter betreiben konnten. Der Vorgang selbst ist nicht neu, schon gar nicht in der ohnehin ausgedünnten linken Presselandschaft, und in jedem Einzelfall, aber in diesem ganz besonders zu bedauern. Bleibt zu hoffen, daß die Leserinnen und Leser des Blättchens ihren Weg zum Ossietzky finden. Vielleicht auch einige der Autorinnen und Autoren.
Thomas Kuczynski
Wie Das Blättchen in seinem letzten Heft mitteilt, plant es für Januar 2010 eine online-Ausgabe.


Press-Kohl
Viele Menschen haben kein Computer-Gedächtnis, und manche Computer haben, wie ihre sogenannten User wissen, ein besonders eigenwilliges Gedächtnis. Unser langjähriger Hausarzt betreute auch einen Patienten namens Dennis Sundermann. Des Doktors Computer, kombiniert mit einem eingebauten kleinen Korrektur-Automaten, akzeptierte diesen Menschen nur unter dem Pseudonym Tennis Sudermann. Der pfiffige Automat kannte nämlich keine Sportart, welche Dennis heißt, wohl aber dank seiner zufälligen literarturhistorischen Kenntnisse den Zunamen des »Katzensteg«-Autors Hermann Sudermann.

Vor langer Zeit war ich Redakteur eines Blattes für Humor & Unterhaltung. Dort gab es keinen technischen, aber einen menschlichen Datenspeicher. Die wunderbare Sekretärin hatte alle erforderlichen Namen im Kopf. Sie erkrankte nur ein einziges Mal an einer kurzzeitigen Vornamen-Schwäche und gab allen Leuten den Rufnamen Erich. In ihren Typoskripten traf man Erich Wedekind, Erich Zille, Erich Morgenstern, aber auch Erich Barlach, Erich Stengel und Erich Fontane. Mit Kästner und Loest gab es keine Probleme. »Wie kommen Sie aber auf Erich Polgar?«

»Na, das denke ich mir so… Und der Schmitt heißt Erich, weil er so aussieht.«

Zur Frankfurter Buchmesse ließ der Kinderbuchverlag ein großes farbiges Inserat drucken (auch im Eulenspiegel 10/09): »Endlich wieder da! Der Original-Sammelband (Hirsch Heinrich, Das Wolkenschaf, Die Schwalbenchristine, Pantommel malt das Meer, Wir haben keinen Löwen) von dem erfolgreichsten Duo der DDR-Kinderliteratur.« Wissen Sie, aus wem dieses Duo bestand? Nach Meinung des Kinderbuchverlags aus »Fred Rodrian und Walter Klemke«.

Der Grafiker und Buchkünstler Werner Klemke (1918–1994) war tatsächlich eine europäische Berühmtheit. Aber seine Verleger sind zu bequem, um mal nachzugucken, welchen Vornamen Klemke hatte.

Daß Lektoren vielleicht auch ein bißchen lesen können, wünscht ihnen, Ihnen und sich nicht der Erich, sondern der
Felix Mantel