Cecilia Malmström, EU-Handelskommissarin. – Ihnen untersteht die Außenhandelspolitik der EU für deren 28 Mitgliedsstaaten, und Ihre Mitarbeiter/innen versuchen gerade, die TTIP-Verhandlungen mit den USA zum Abschluss zu bringen. Dass dieses Abkommen bei Millionen von EU-Bürgern auf Widerspruch stößt, haben Sie laut Independent (online 15.10.2015) zwar eingeräumt. Sie halten die Meinung der von TTIP-Auswirkungen Betroffenen aber für irrelevant, weil, wie Sie kaltschnäuzig sagen, Sie Ihren »Auftrag nicht von der europäischen Bevölkerung entgegennehmen«. Folgen Sie denn zumindest einem genauen Auftrag der 28 Staatsregierungen, von denen Ihr Mandat stammt? Ja, behaupten Sie, weil Sie »fast täglich« mit Ministern der Mitgliedsstaaten reden. Doch überschauen die wirklich, was Sie ihnen in der kurzen Zeit am Telefon mitteilen? Weder die ihnen zuarbeitenden Beamten noch die sie kontrollierenden Abgeordneten können sich dezidiert einbringen, weil sie den geheim gehaltenen komplexen Vertragsentwurf nicht kennen. Offenbar vertrauen Sie lieber auf Handreichungen der in Brüssel allgegenwärtigen Konzernlobbyisten, wie »War on Want« aufgedeckt hat (waronwant.org/resources/public-services-under-attack). – Die EU als demokratiefernes Konzernmachtinstrument. Kein Wunder, dass sich Millionen von Europäern verraten und verkauft vorkommen!
Pedro Poroschenko, illegitimer Ukraine-Präsident. – Vor Studenten in New York dozierten Sie: »Es ist völlig bedeutungslos, ob die europäischen Nationen bereit sind, die Ukraine aufzunehmen oder nicht. Ich behaupte, die Europäische Union kann ohne die Ukraine nicht überleben. Die demokratische Ukraine muss in der Europäischen Union sein.« Erstens, Allerwertester, sind Sie selbst der fleischgewordene Beweis, dass die Ukraine Lichtjahre von einer Demokratie entfernt ist. Ein Putschistenpräsident, seit Jahren unter schwerstem Korruptionsverdacht. Zweitens würden Sie, wenn Ihre Selbstüberschätzung ein Gas wäre, abheben wie Graf Zeppelin. Drittens wurde Ihnen seitens der EU erst jüngst öffentlich angeraten, sich wegen Ihrer Mitgliedsträume mal das Hirn durchpusten zu lassen. Das hat anscheinend nix genützt. Viertens ist nachvollziehbar, dass und warum Sie auf westlichen Politikbühnen den Hampelmann geben dürfen. Dass Ihnen New Yorks Universität dafür auch den akademischen Raum öffnet, lässt fünftens Schlimmes für die heranwachsende US-Politiker-Elite befürchten.
Hundert reichste Deutsche. – Vor allem dank hoher Unternehmensgewinne, des anhaltenden Booms am Immobilienmarkt und der legalen Steuerflucht unter dem Schutzschirm der Berliner Finanzpolitik ist Ihr Vermögen in den vergangenen zwölf Monaten um sieben Prozent auf insgesamt 427,7 Milliarden Euro gewachsen. Um es in Ihren illustren Kreis zu schaffen, ist heuer erstmals ein Vermögen von 1,5 Milliarden Euro erforderlich. 2005 hatten dafür noch 800 Millionen gelangt. Hier die Rangliste Ihrer zehn Spitzenreiter: 1. Stefan Quandt und Susanne Klatten (unter anderem BMW) 26,5 Milliarden Euro. 2. Georg und Maria-Elisabeth Schaeffler (unter anderem Wälzlagerbau und Continental-Reifen) 20 Milliarden Euro. 3. Familien Albrecht und Heister (Aldi Süd) 19 Milliarden Euro. 4. Familie Reimann (unter anderem JAB Holding, Kaffee) 17,6 Milliarden Euro. 5. Dieter Schwarz (Lidl, Kaufland) 17 Milliarden Euro. 6. Familie Theo Albrecht Jr. (Aldi Nord) 16,9 Milliarden Euro. 7. Heinz Hermann Thiele (Autozulieferer, Bahntechnik) 9,5 Milliarden Euro. 8. Familie Otto (Versandhaus) 9,2 Milliarden Euro. 9. Familie Würth (Befestigungstechnik, Werkzeughandel) 8,8 Milliarden Euro. 10. Familie Günter Herz und Daniela Herz-Schnoeckel (vormals Tchibo, Hamburg) 8 Milliarden Euro. Mit einer einmaligen Vermögensabgabe von 30 Prozent, abzuleisten in einer Legislaturperiode des Bundestages, ließe sich der Hunger in der Welt sofort besiegen. Ende der Kinderarmut, Blühende Landschaften im Osten, Bewältigung der »Flüchtlingskrise«? Alles nur ein Klacks. Das mag heute noch ein Traum sein. Nach der Revolution wird es Realität. Und dann bleibt es auch nicht bei nur 30 Prozent. Versprochen.
Kai Gniffke, bekannt stromlinienförmig. – »Ich bin seit 12 Jahren Chefredakteur bei ARD-aktuell«, schreiben Sie im Blog der »Tagesschau« und unterschlagen dabei, dass jedes dieser Jahre eins zu viel war – wenn denn in der ARD noch Maßstäbe eines Journalismus gälten, der sich an berufsethische Regeln und die Programmgrundsätze des öffentlich-rechtlichen Rundfunks hält. Beim Weiterlesen Ihrer schamlosen Ergebenheitsadresse mussten wir allerdings sehr tapfer sein: »... nun hat mir die ARD die Chance gegeben, fünf weitere Jahre dranzuhängen. Ein großer Vertrauensvorschuss ...« Dabei wissen Sie doch wie wir alle: Von Vertrauensvorschüssen für Funktionseliten in einer Plutokratie ist absolut nichts zu halten. Überzeugendstes Beispiel: Obama erhielt den Friedensnobelpreis und erweist sich seither als kriegswütiger Massenmörder. Und Sie werden weitere fünf Jahre dafür sorgen, dass die deutsche Öffentlichkeit Washingtons Völkerrechtsbruch gut und Moskaus Politik böse findet. Und dass der einst gute Ruf der »Tagesschau« in die Binsen geht.
Joachim Löw, Fußballgeneral. – »Wir sind im Moment nicht so tödlich für den Gegner, wie wir das schon waren«, sagten Sie bei einem Pressetermin vor dem EM-Qualifikationsspiel gegen Georgien. Spielen Sie noch Fußball oder trainieren Sie Ihre Jungs schon fürs Schlachtfeld?