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Titel2308

PC  (Thomas Rothschild)

Die kontinuierliche Hetze gegen »Political Correctness« trägt Früchte. Was die amerikanischen Initiatoren der mit diesem Begriff verbundenen Polemik anstrebten, ist längst auch in Europa Alltag: Man darf ungeniert rassistisches und faschistisches »Gedankengut« verbreiten, Homosexuelle, Feministinnen, Einwanderer verspotten und diffamieren und sich dabei noch als mutiger Nonkonformist fühlen, der dem Zwang der Tugendwächter Widerstand leistet.

Nicht irgendwer, sondern der italienische Ministerpräsident Berlusconi witzelte bei einer Pressekonferenz in Moskau über den neuen amerikanischen Präsidenten: »Obama ist jung, er sieht gut aus, und er ist sogar gebräunt.« Im Österreichischen Rundfunk sagte der ehemalige Chefredakteur dieser Anstalt, Klaus Emmerich, er wolle sich »nicht von einem Schwarzen in der westlichen Welt dirigieren lassen«. Das wäre ungefähr so, »wie wenn der nächste Bundeskanzler in Österreich ein Türke wäre«. Den anwesenden Mitdiskutanten, die ansonsten nicht auf den Mund gefallen sind, verschlug es die Rede. Auch sie haben sich ja schon bei Gelegenheit als Kämpfer gegen die »Political Correctness« profiliert.

Man muß nicht Ministerpräsident oder Chefredakteur sein, um derlei ungestraft zu äußern. Unter dem Schutz der Anonymität pflichten Leserbriefschreiber solchen Ansichten bei: »Die Berufs-Antifaschisten und Nazikeulenschwinger haben wieder Hochsaison. Emmerich war erfrischend offen in seinen Ansichten – die vermutlich viele in Österreich teilen, da können sich die Gutmenschen sonstwohin beißen. Emmerich hat Fakten aufgezählt. Das ist in der Meinungsdiktatur des ORF natürlich nicht akzeptabel.«

Kurz vor Emmerichs Statement hatte jemand die Radmuttern am Auto des Managers von Stermann und Grissemann gelockert, einem Kabarettduo, das es gewagt hatte, sich über die allgemeine posthume Haider-Verehrung lustig zu machen. Auch dieser mutmaßliche Mordversuch ruft die PC-Verächter auf den Plan: »Die beiden niveaulosen Kasperln wären wirklich sehr leicht zu entbehren.« Oder: »Was sind das für Menschen? Einem Landeshauptmann Dr. Jörg Haider auch noch ins Grab spucken!? Dem, der die Radmuttern lockerte, gehört ein Orden!«

In den Tagen, in denen Kabarettisten aus Kärnten vertrieben werden und angesehene Journalisten ihrem Rassismus freien Lauf lassen, werden im oberösterreichischen Wels fünf Mitglieder einer neonazistischen Organisation freigesprochen. Der politisch unkorrekte, aber mehrheitsfähige Kommentar: »Hoffentlich klingt nun auch bald die künstliche Aufgeregtheit der politisch Überkorrekten nach diesem Freispruch ab.«