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Titel2310

Zwei Herren reden über Mord  (Rainer Rupp)

Richard M. Nixon, US-Präsident von 1969 bis 1974, und sein Nationaler Sicherheitsberater Henry A. Kissinger mokierten sich im Jahr 1971 über die »inkompetente« CIA, der es erst nach etlichen Pannen gelungen war, eine führende Persönlichkeit der sozialistischen Regierung Chiles zu ermorden. Das geht aus neuen Tonbändern aus dem Oval Office des Weißen Hauses in Washington hervor, zu denen Historiker erst in jüngster Zeit Zugang bekamen. Nixon hatte seinerzeit all seine Gespräche insgeheim auf Tonband mitschneiden lassen.

Hintergrund der Gespräche von 1971 sind die kriminellen Versuche der Nixon-Administration, die im Jahr zuvor demokratisch gewählte chilenische Regierung von Präsident Salvador Allende zu stürzen. Allende wurde dann zwei Jahre später, am 11. September 1973, bei einem von den USA angezettelten und unterstützten Militärputsch getötet.

Keiner hatte den Plänen Washingtons von vorn herein dermaßen im Weg gestanden wie der chilenische Armeechef General René Schneider. Gleich 1970 versuchten faschistische Militärs dreimal, ihn zu entführen. Beim dritten Versuch, der wiederum mißlang, töteten sie ihn. Bis heute konnte die direkte Beteiligung der CIA an diesem Mord jedoch nicht nachgewiesen werden. Für die CIA-Beteiligung liefern die neuen Tonbänder laut der Kolumne »Spy Talk« in der Washington Post nun »einen überzeugenden Beweis«. Die CIA habe versucht, Schneider zu beseitigen, und das offensichtlich »mit Wissen und Zustimmung von Nixon und Kissinger«.

In einem der jetzt bekannt gewordenen Tonbandmitschnitte unterhält sich der US-Präsident am 11. Juni 1971 mit seinem Nationalen Sicherheitsberater Kissinger über einen Mordfall, an dem die CIA nicht beteiligt war. Hier die entsprechende Passage im Wortlaut:
Kissinger: Sie machen die CIA dafür verantwortlich.
Nixon: Warum zum Teufel sollten wir ihn ermorden?
Kissinger: Well, wir würden das nicht tun, Wir sind –
Nixon: Und.
Kissinger: Die CIA ist zu inkompetent dafür. Du erinnerst Dich –
Nixon: Sicher, aber das ist das beste [undeutlich].
Kissinger: [undeutlich] (als sie) … das letzte Mal versuchten, jemanden umzubringen, brauchten sie drei Anläufe –
Nixon: Ja.
Kissinger: – und er ist erst drei Wochen danach gestorben.
Diese Bemerkungen stimmen mit den Fakten überein, die durch die Untersuchung des Kongresses über die verdeckten CIA-Operationen in dem Zeitraum, in dem sich auch die Ermordung Schneiders ereignet hatte, ans Licht gekommen waren: Zwei chilenische Gruppen, die beide in Kontakt mit der CIA standen, hatten insgesamt drei Versuche gemacht, General Schneider zu entführen. Beim letzten Versuch wurde er tödlich verletzt. Er überlebte drei Tage (nicht drei Wochen), bevor er am 22. Oktober 1970 starb.

Vor dem Kongreß und in seinen Memoiren hat Kissinger offensichtlich bewußt gelogen, als er erklärte, daß die CIA lange vor Schneiders Ermordung alle Kontakte zu den beiden chilenischen Gruppen abgebrochen habe. Seine unzweideutigen Bemerkungen gegenüber Nixon und dessen Bekräftigung belegen nun, was wir schon lange angenommen haben, daß auch der Mord an General Schneider eine CIA-Operation war.