Björn Höcke, André Poggenburg, David Köckert, deutsche Trump-Bewunderer. – Als Land- und Kreistagsmitglieder haben Sie sich sogleich zu Wort gemeldet, in Ihren üblichen Lautstärken und unisono das »Ende der Systemparteien« beschworen. Sie, Herr Poggenburg, dankten zudem öffentlich für Trumps Wahlsieg und Sie, Herr Köckert, sind der – sogar überlautstarken – Ansicht, Trumps Sieg zeige, dass auch Sie vielleicht mal etwas zu sagen haben. »Dann werde sich der Wind drehen!« Da gab es aber schon markigere Worte. Ein Vorgänger von Ihnen schrie: »Ich werde die dreißig Parteien aus Deutschland hinausfegen!«
Berliner Staatsoper Unter den Linden, ständig im Aufbruch. – Schon am 3. Oktober nächsten Jahres sollen Sie wiedereröffnet werden, obwohl sie erst seit 2010 um-, aus- und neugebaut werden. Sind Sie sicher, dass Ihre Eröffnung »Unter den Linden« stattfinden wird? Draußen in Schönefeld wäre auch eine Möglichkeit.
Bayer AG, trumpaffin. – 433.000 US-Dollar spendeten Sie für den aktuellen Wahlkampf von Trump über sogenannte Politische Aktionskomitees (PACs), berichtet die Coordination gegen Bayer-Gefahren. Sie gehören traditionell zu den wichtigsten ausländischen Großspendern im US-Wahlkampf und haben mit dem aktuellen Spendenvolumen einen neuen Rekord aufgestellt. BASF ist neben Ihnen und der Deutschen Bank sowie der Allianz ein weiterer wichtiger deutscher Förderer Trumps. In den aktuellen Wahlkampf investierte das Ludwigshafener Unternehmen über seine PACs insgesamt 399.000 Dollar. Davon flossen 72 Prozent an die Republikaner. Nichts ist so schlecht, dass es nicht zur Gewinnmaximierung taugen könnte. Wer möchte es sich schon mit dem US-Markt verscherzen?
Deutsches Außenministerium, offen für Flüchtlinge. – »Allen kritischen Geistern in der Türkei« haben Sie angeboten: »Sie können in Deutschland Asyl beantragen.« Und das, obwohl die Türkei in den Augen der Bundesregierung ein »sicheres Herkunftsland« ist? Oder sehen Sie das inzwischen anders? Müssten dann von dort nicht viel mehr Menschen in Sicherheit gebracht werden?
Norbert Röttgen, CDU-Politiker. – Der Wahlausgang in den USA sei eine Warnung für Europa, sagten Sie laut Deutschlandfunk. Die »Radikalität«, mit der Wähler bereit seien, »aus ihrer persönlichen Situation die Konsequenzen zu ziehen«, sei unterschätzt worden. Warnen kann man nur vor etwas, das noch nicht eingetreten ist. Haben Sie die Wahlergebnisse in verschiedenen europäischen Staaten schon vergessen? Auch aus der jüngeren deutschen Geschichte ist in Erinnerung, wie deklassierte Wählerinnen und Wähler reagieren können.
Angela Merkel, wertebewusst. – Nach seiner Wahl zum 45. US-Präsidenten boten Sie Donald Trump »enge Zusammenarbeit« an. Aber nur, wenn er spurt wie Erdoğan: »Demokratie, Freiheit, Respekt vor dem Recht und der Würde des Menschen – unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion, Geschlecht, sexueller Orientierung oder politischer Einstellung.« Andernfalls ist Sense … Trump hat sich bestimmt ebenso über Ihre Rede gefreut wie Putin über Ihre Sanktionspolitik. Tapfer! Großdeutschland kämpft nach alter Väter Sitte wieder gegen Amis und Russen zugleich. Die müssen sich jetzt warm anziehen, Kriegsministerin von der Leyen lächelt schon kalt. Darf sie bald die Abhör-Antennen vom Dach der US-Botschaft am Brandenburger Tor wegballern lassen? Und wird Trump Ihnen bei Ihrem Pflichtbesuch im Weißen Haus republikanisch in den Achtersteven kneifen, weil er womöglich wirklich der so furcht- wie geschmacklose Sexist ist, als der er hingestellt wird, so dass Sie zur gleichen volksnahen Ausdrucksform finden wie er, der künftige Weltbeherrscher, wenn er Ihre »Bedingungen« vernimmt?
Frank-Walter Steinmeier, großkoalitionär präsidiabel. – Nach zahlreichen Absagen und auf wachsenden medialen Druck hin haben sich die C-Parteien nun doch breitschlagen lassen, Ihre Kandidatur für das Bundespräsidentenamt mitzutragen. Sonderlich schwer wird CDU/CSU diese Entscheidung nicht gefallen sein, denn als maßgeblicher Architekt der Agenda-»Reformen« (gelegentlich wurde Ihre Arbeitsmarktpolitik auch »Steinmeier IV« genannt) sind Sie mit parteiübergreifender Konsensfindung, in diesem Fall beim Sozialabbau, bestens vertraut. Ihre Kür wird als taktischer Coup Sigmar Gabriels gewertet. Der hat sich seinerseits damit die Kanzlerkandidatur gesichert, zugleich kann er dem Noch-EU-Parlamentspräsidenten Martin Schulz das Außenamt andienen. Wir dürfen aufatmen, denn einmal mehr hat sich erwiesen, dass das Bundespräsidentenamt mit dem Geschacher um Posten und Funktionen nichts zu tun hat.