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Titel2417

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Gebietsreform, brandenburgisches und thüringisches Reizwort. – Das Zusammenlegen von Landkreisen zu Großkreisen und die Einkreisung bedeutender Städte wie Gera, Weimar oder Brandenburg haben Potsdamer und Erfurter Politiker inzwischen aufgegeben. Vielleicht hätte man vor der Verkündigung wahrlich großspuriger Pläne mal wirklich vom Westen – oder Süden – lernen können. Nachdem die Gebietsreform in Bayern 1972 sehr viel Ärger in der Bevölkerung verursachte, ließ man dort selbst kleineren Städten von Ansbach bis Coburg mit unter 50.000 Einwohnern die Selbständigkeit. Auch Landkreise mit weit unter 100.000 Einwohnern haben bislang noch nicht ins Chaos geführt.

 

Christian Carius, überwachender Landtagspräsident in Thüringen. Sie haben die Aktion des »Zentrums für politische Schönheit« in Bornhagen, dem Wohndorf von B. Höcke, scharf kritisiert mit den Worten: »Das Abhören und Ausspionieren von Abgeordneten und ihren Familien gleicht den Zersetzungsmethoden der Staatssicherheit.« Nun hat jenes Zentrum zwar B. Höcke ein hübsches Mahnmal – aus Pappmache – nebens Haus gesetzt, um ihn an seine Worte vom »Denkmal der Schande« zu erinnern. Jene behauptete Überwachung der Höcke-Familie aber war ein Späßchen, wie ein mit Satire und Fake-News also Narretei, wie wir für Sie mal übersetzen, vertrauter Politiker eigentlich ahnen könnte. Aber Stasi-Vergleiche scheinen immer opportun.

 

Rüdiger Frank, Professor an der Uni Wien, Ökonom, Korea-Experte. Immer wieder plädieren Sie dafür, die angeblich so unberechenbare Politik der nordkoreanischen Regierung nicht einfach als Produkt kranker Hirne abzutun und mit immer schärferen Sanktionen und militärischen Drohungen zu bestrafen. Vielmehr beruhe sie aus Sicht der dortigen Politiker auf durchaus rationalen Erwägungen. So spiele das Bedürfnis nach Schutz vor konventionell weit überlegenen Militärmächten wie den USA sowie nach Sicherheit vor der westlichen Politik des regime change eine entscheidende Rolle. Im Magazin »makro« (3sat, 1. Dezember) beispielsweise forderten Sie die westlichen Regierungen auf, zu überlegen, welche Garantien Nordkorea an Stelle seiner jetzigen Atomrüstungspolitik zur Wahrung seiner Sicherheitsinteressen vorgeschlagen werden könnten. Das ist vernünftig. Aber Sie sagen selbst, dass es den Interessen mehrerer Akteure widerspricht, zum Beispiel denen der Rüstungsfirmen, die endlich große Geschäfte mit der Hochrüstung Japans machen wollen. Analysen wie die Ihre, bei denen die Welt nicht in gut und böse eingeteilt wird, sondern die unterschiedlichen Interessen benannt werden, würden wir in den Mainstream-Medien gern öfter hören.

 

Charlie Hebdo-Macher/innen, deutsche Ausgabe einstellend. – Nach einem Jahr verkündet das Titelblatt Ihrer letzten deutschen Zeitschriftausgabe das Ende: »Es reicht!« Nun, nicht jede Ihrer ins Deutsche transportierten Karikaturen traf ins Schwarze, einige blieben auf Pennälerniveau. Das genügte in Deutschland wohl kaum für einen reißenden Absatz, nicht einmal unter Pennälern. Schade ist es allerdings um manchen kritisch-informativen Text, der uns nun nicht mehr erreicht. Auch kurze Meldungen brachten bei Ihnen Zentrales auf den Punkt. Etwa, wie viel Frankreich fürs Militär ausgibt und wie wenig für Bildung. Das kommt uns bekannt vor: Auch unsere »Kulturnation« verhält sich so. Dabei müssten die Regierenden vor Scham erröten. In diesem Sinne Ihnen weiterhin alles Gute!