Ist Friedrich Schoenfelder ein Schauspieler? Diese Frage stellte Friedrich Schoenfelder sich und seinem Publikum im überfüllten Bruckner-Foyer des Berliner Renaissance-Theaters, das nicht nach dem frommen und ruhelosen Komponisten Anton B. benannt ist, sondern nach dem Dramatiker und Theaterdirektor Theodor Tagger, genannt Ferdinand Bruckner (1891–1958).

Schoenfelder bekannte schon früher: »Bin ich ein Schauspieler? Schauspieler müssen besessen sein. Ich war nie besessen. Oder absolut fleißig. Ich war immer ziemlich faul und habe nie eine Rolle auf Verdacht oder Vorrat gelernt ... Es gibt eine Unzahl von Schaumschlägern in unseren Reihen. Zu denen gehöre ich nicht ... Ob ich ein guter Schauspieler bin, müssen andere beurteilen ... Ich bin da parteiisch.«

Ob ich das beurteilen kann? Keine Ahnung. Aber ich erkläre einfach: Wir halten Friedrich Schoenfelder für einen bedeutenden Schauspieler. Der war er schon, als ich ihn kennen und hören lernte, und der ist er heute immer noch. Seine Stimme hat nichts von ihrer Kraft, ihrem Glanz und ihrem witzigen Charme verloren. Soll heißen: Ich habe nur wenige Mimen so gut verstanden wie ihn. Er hat so sprechen gelernt, daß wir gar nicht bemerken, daß er es gelernt hat.

Diesmal erinnerte der in jeder Beziehung große Altmeister unter dem Motto »Begegnungen und Abschiede« an »Freunde, die schon gegangen sind«. Nach deren Lebzeiten schrieb Schoenfelder Briefe an Gustaf Gründgens, Bernhard Minetti, Heinz Rühmann, Victor de Kowa, Georg Thomalla, Willy Millowitsch, Hans Rosenthal und, ja, Rex Gildo. Wunderbare Briefe. Briefe voller Bewunderung und Kritik: taktvoll und haarfein gezeichnete Künstler-Psychogramme. Lauter beeindruckende Fresken auf dem Fries der neueren Theatergeschichte. Das Miniatur-Porträt des Rudolf Platte hat mich besonders berührt.

Man muß diesem Menschenfreund und Theaterkenner zu seinem Programm beglückwünschen. Und uns zu ihm.

Friedrich Schoenfelder: »Aus meinem Leben«, CD, 72 Minuten, Verlag Michael Jung, 15 €.