Karl-Theodor zu Guttenberg, Edelmann. – Den »Luftschlag« bei Kundus hatten Sie mit dem Prädikat »angemessen« bewertet; nun mußten Sie sich korrigieren: Die Vorgehensweise Ihrer Truppe dort sei »nicht angemessen« gewesen. »Nachvollziehbar« nannte Ihre Kanzlerin diese Ihre Umbewertung. Als bestgekleideter deutscher Politiker achten Se auf dezenten Stil, auch bei der Präsentation von Massakern.
Andreas Schockenhoff MdB, Militärexperte. – »Degoutant« sei es, wenn nun in Sachen Kundus »politisches Fingerhakeln« probiert werde, warnten Sie als »verteidigungspolitischer« Sprecher der Unionsfraktion den Bundestagsausschuß, der sich mit den »tragischen Dingen«, wie Sie die Bombenabwürfe und deren Folgen nennen, beschäftigen muß. Tragödien, das weiß man, entziehen sich dem kritischen Verstand; da waltet Schicksal, dem wir uns ergeben müssen.
Jürgen Trittin MdB, Sicherheitsexperte. – Weshalb müssen Soldaten in Afghanistan eingesetzt werden? Sie haben es uns erklärt: Weil »Stabilisierung von zerfallenden Gesellschaften nur in einem vernünftigen Zusammenwirken von Sicherheit – das beinhaltet auch militärische Sicherheit - und Entwicklung stattfinden kann«, und zwar in einem »ausgewogenen Verhältnis«. Also ein paar Millionen Dollar oder Euro für Entwicklungshilfe müssen schon dreingezahlt werden, wenn demnächst viele Milliarden mehr in den Militäreinsatz am Hindukusch fließen. Sie werden es sorgfältig auswiegen, nicht wahr?
Guido Westerwelle, nebenbei Semantiker. – Die Frankfurter Allgemeine Zeitung wollte von Ihnen wissen, weshalb Sie im Falle Afghanistan nicht von »Krieg«, nicht einmal – wie Ihr Kollege zu Guttenberg - von »kriegsähnlichem Zustand« reden mögen. Außenminister seien Sie, so Ihre Erklärung, und deshalb müßten Sie Ihre Worte »besonders genau wählen«. Aber in den USA und in Großbritannien rede man doch vom »Krieg« in Afghanistan, wandten die Interviewer ein. Sie wußten zu entgegnen: »Das Wort ›war‹ wird im Amerikanischen ganz anders verwendet als bei uns das Wort ›Krieg‹. Man führt in den Vereinigten Staaten einen Krieg gegen die Klimaerwärmung, einen ›war‹ gegen dieses und jenes.« Was den deutschen Sprachgebrauch angeht, so ist Ihnen zum Beispiel die Rede vom »Rosenkrieg« offenbar nicht geläufig. Aber sei’s drum; immerhin wissen wir nun: Sie sind der englischen Sprache mächtig. Das angel-sächsische Wort »war« bedeutet auf deutsch: Stabilisierungshilfe.
Viele Obama-Fans hierzulande. – Bitte versäumen Sie nicht, in Ihrem Verehrungsbüchlein die folgenden Sätze des Friedensnobelpreisträgers zu notieren: »Wir müssen jedem Mann, jeder Frau und jedem Kind auf der Welt, die unter der dunklen Wolke der Tyrannei leben, klarmachen, daß Amerika sich für ihre Menschenrechte einsetzen und ihnen das Licht der Freiheit, der Gerechtigkeit, der Möglichkeit zur Entfaltung und des Respekts für alle Menschen bringen wird ... Gott segne Sie, Gott segne unsere Truppen, und möge Gott die Vereinigten Staaten von Amerika segnen.« So Obama in seiner Rede vor den Kadetten der Militärakademie West Point, in der er ankündigte, daß zusätzliche 30.000 US-Soldaten an den Hindukusch geschickt werden.
Diverse Parteien der Mitte in Nordrhein-Westfalen. – Sie schimpfen um die Wette gegen Die Linke wegen der Sozialisierungsabsichten in deren Wahlprogramm. Schauen Sie doch mal in die Landesverfassung: »Großbetriebe der Grundstoffindustrie und Unternehmen, die wegen ihrer monopolartigen Stellung besondere Bedeutung haben, sollen in Gemeineigentum überführt werden.« Richten Sie sich gefälligst endlich nach der Verfassung und überführen Sie vorrangig die Pressemonopole in Essen und Köln in Gemeineigentum!
Ossietzky-Leserinnen und -Leser. – Wir können es nicht abstreiten: Selbst diese Zeitschrift ist nicht immer ganz fehlerfrei. Zu korrigieren ist in Heft 24/09 das Geburtsjahr von Else Weil: Richtig ist 1889 statt 1898. Pardon! Im kommenden Jahr soll alles besser werden. Das nächste Ossietzky-Heft wird am 9. Januar 2010 erscheinen.