»Ab nächster Woche bin ich arbeitslos«, sagte Paul unvermittelt. Martin schaute ihn erschrocken an. »Dir ist gekündigt worden?« – »Von heut auf morgen. Ein Heuschrecken-Überfall, ein Skandal. Aber niemand greift so etwas auf.«
Paul war Pharmareferent, das heißt, er besuchte Ärzte, denen er Arzneimittel vorstellte. »Unser Unternehmen wurde von einem amerikanischen Konzern übernommen«, erzählte er. »Wir haben einen erheblichen Gewinn gemacht, ein gesundes Unternehmen. Dann haben sie uns im Zuge einer feindlichen Übernahme aufgekauft. Den Kaufpreis haben sie mit Krediten bezahlt, die haben überhaupt kein eigenes Kapital eingesetzt. Hinterher haben sie die Kredite mit unseren Gewinnen und mit dem Verkauf einiger Filetstücke abgelöst.«
»Eure Firma müßte sich doch eigentlich halten können«, meinte Martin. »Ihr habt einen eingeführten Namen.«
Paul seufzte. »Die wollen Reibach machen und sonst nichts. Jetzt sind sie dabei, den Rest der Firma zu versilbern. Auf der Strecke bleibt die Belegschaft.«
Carmen legte ihm die Hand auf den Arm, weil er sich aufregte und laut geworden war. »Wo soll ich denn in meinem Alter noch eine Stelle finden?«, rief er. »Mit Fünfzig habe ich doch keine Chance mehr. Und wenn ich ›Hartz IV‹ beantragen muß, gehen nach und nach unsere Ersparnisse flöten.«
Carmen nickte. »Unsere Rücklagen fürs Alter. Von der zu erwartenden Rente können wir gerade mal die festen Kosten bezahlen. Ich weiß gar nicht, wie es weitergehen soll.«
»Sie nehmen uns so oder so unsere Ersparnisse weg«, sagte Martin. »Die Inflationsrate steigt; jetzt kostet ein einfaches Brötchen schon zweiunddreißig Cent, und auf mein Festgeld bekomme ich nur eineinhalb Prozent Zinsen.«
»Malt den Teufel nicht an die Wand«, warf Agnes ein. »Uns geht’s doch eigentlich gar nicht so schlecht.«
»Du hast gut reden«, hielt ihr Paul entgegen. »Du bist Beamtin und kriegst regelmäßig Dein Gehalt. Wenn Du nicht silberne Löffel klaust, hast Du ausgesorgt.«