Vorsicht: »Sicherheitspolitiker«
Als Tagung für »Wehrkunde« startete sie vor fünfzig Jahren, dann nannte sie sich »Münchner Sicherheitskonferenz«, und in diesem Jahre übernimmt erstmals der deutsche Bundespräsident die Eröffnungsrede am 31. Januar – als Treffen internationaler Politikprominenz hat dieser Auftritt eine erstaunliche Karriere gemacht. Von einem »wahnsinnigen Zulauf« spricht Wolfgang Ischinger, Chef der Konferenz, ehemaliger Botschafter, erstklassig vernetzt in der transatlantischen Community der Politikberatung und außerdem tätig für den Finanzdienstleister Allianz SE. Nicht das gemeine Volk läuft hier zu, sondern Staatsmänner eilen herbei, derzeit aktive und ehemalige; auch Helmut Schmidt und Henry Kissinger sind diesmal dabei, etliche US-Minister selbstverständlich und vielleicht auch der Präsident Rußlands. Die Münchner Konferenz ist privat-staatlich konstruiert; die Bundesregierung ist nicht Veranstalter, mischt aber mit, »Verteidigungs«-Experten nehmen teil und die »wehrkundlich« interessierten Unternehmen geben hilfreiche Begleitung.
Die Verfahrensweise hat ihre Vorteile in der öffentlichen Verwertung. Ambitionen in Sachen Weltpolitik können sich in diesem Rahmen ohne staatsamtliche Verbindlichkeit vortasten, und neue »sicherheitspolitische« Optionen lassen sich versuchsweise in die Öffentlichkeit bringen; stets »Dialogbereitschaft« beteuernd.
Die Zusammenkünfte haben freilich einen harten Kern, von der »Wehrkunde« bis zur »Sicherheit«: Internationale Politik war und ist bei der Konferenz von ihrer Natur her als notwendigerweise auch gewalttätig begriffen. Eben deshalb befindet sich hier »Sicherheitspolitik« in einer Partnerschaft mit der Militärindustrie.
Entschiedene Kritiker und Gegner der kriegerischen Geopolitik sind aus diesem »Dialog« ausgegrenzt; politisches Gewaltdenken und militärgeschäftliches Interesse wollen nicht verunsichert werden.
Arno Klönne
Abrüstung konkret
Ursula von der Leyen plant eine familienfreundliche Bundeswehr und erhält dafür von vielen Seiten Bravo-Rufe. Zu Recht. Halbtagskämpfen für Männer und Frauen – das könnte ein erster Schritt zur Abrüstung sein.
Sorgen macht mir hingegen noch der geplante Ausbau der Kinderbetreuung in den Kasernen. Da wird es nicht zuletzt auf die Auswahl des Spielzeugs ankommen.
Katrin Kusche
Neues von der Heimatfront
Hat es Sinn, einen Kalender anzupreisen, obwohl das Jahr längst begonnen hat? Unbedingt gilt dies für dieses Prachtexemplar: »Neues von der Heimatfront« – so haben die Politologin Paula Elvira Keller und der Schriftsteller Erasmus Schöfer ihren knapp 200 Seiten starken »Lesekalender« genannt, der den Untertitel trägt: »Krieg beginnt hier, Widerstand auch«.
Das Werk hat einen hohen Gebrauchswert. Jedenfalls für alle Humanisten, die auf Zeitplanungs- oder Schmuckfunktion keinen Wert legen. Für nur zehn Euro erhalten sie geistige Stärkung gegen Ungerechtigkeit und Gewaltpolitik. Während Keller die Dokumentation des faktenreichen Buches verantwortet, hat Schöfer durchweg knappgehaltene und inspirierende Geschichten verfaßt. Zusammen mit Gedichten etwa von Erich Fried, Buchauszügen, Zeitungsmeldungen, mit Zitaten von Bellizisten wie Anti-Kriegern ist ein buntes Kompendium entstanden. Texte, die etwa die »Weltmacht EU« kenntlich machen, die beängstigen, die ermutigen, die Lust machen auf Widerstand und Friedensarbeit.
Rainer Butenschön
Der Kalender ist erhältlich bei Paula E. Keller, Telefon 0221 - 323823, E-Mail paulilula@gmx.de, Preis 10 €.
Museales zu 1914–1918
Das Gedenkjahr 2014 steht, wir leben in der Marktwirtschaft, unter dem Druck der Konkurrenz in der Branche Geschichtstourismus, und so bieten sich nun zahlreiche Ausstellungen über den Ersten Weltkrieg an; manche darunter sind dazu geeignet, historisches Interesse von den damaligen organisierten Mordtaten abzulenken. Ein Beispiel:
»Krieg und Kleider« stellt die Stiftung Preußischer Kulturbesitz in der Berliner Kunstbibliothek vor; der Erste Weltkrieg wird dort, so der Werbespruch, als »Katalysator für die Mode der Moderne« präsentiert. Er hatte eben auch seine Vorzüge: »Ohne diese Jahre wäre die Befreiung der Frau vom Korsett und vom langen Rock nicht möglich gewesen«, behaupten die Aussteller.
Es gibt Alternativen zu solcher Art Musealisierung der Geschichte monströser politischer Verbrechen. Auf eine, die abseits des offiziellen Erinnerungsbetriebs existiert, sei hingewiesen: Über Leben und Werk des anarchistischen Pazifisten Ernst Friedrich informiert das kleine Anti-Kriegs-Museum in Berlin (Brüsseler Straße 21,
www.anti-kriegs-museum.de/deutsch/start.html). Friedrichs Buch »Krieg dem Kriege«, 1924 erschienen und in viele andere Sprachen übersetzt, leistete bis zum Verbot 1933 in hoher Auflage eine radikale Aufklärung über das Menschenschlachthaus, zu dessen Betreibern preußische »Kultur«-Besitzer gehörten. Das Anfang der 1980er Jahre und 2004 nachgedruckte Buch mit Fotos von den Kriegsauswirkungen ist leider ausgerechnet im 100. »großen Gedenkjahr« zum Ersten Weltkrieg nicht lieferbar!
In der
Weltbühne warb Kurt Tucholsky für die Verbreitung des Buches, dessen Titel übrigens von ihm stammte – »Krieg dem Kriege« hieß sein 1919 veröffentlichtes Gedicht, mit dem er eine historische Bilanz der Jahre 1914 bis 1918 zog.
Marja Winken
Verrat mit Todesfolge
Während Krieg längst wieder ein deutsches Thema ist, gilt das nicht für den Begriff des »Kriegsverrats«. Er ist aus dem allgemeinen Wortschatz verschwunden. Was sich hinter dieser martialischen Wortschöpfung, die einen NS-Straftatbestand umschrieb, verbirgt, haben Jan Korte und Dominic Heilig erforscht. Es geht dabei nicht nur um die Aufarbeitung von Unrecht, sondern um einen fortdauernden politischen Skandal, der sich bis in unsere jüngste Vergangenheit zog.
Die Autoren beschreiben das Delikt des »Kriegsverrats« treffend als NS-Musterbestimmung. Unter der nebulösen Voraussetzung, daß ein Deutscher einer feindlichen Nation »Vorschub« geleistet habe und dadurch dem »Reich ein Nachteil« entstanden sei, wurde stets die Todesstrafe verhängt. Dies entsprach ganz dem Charakter des vom Regime geforderten Strafrechts: Zum einen ging es um allgemein gehaltene und leichtfertig anzuwendende Strafvoraussetzungen. Zum anderen sollte jeder Rechtsbruch als ein Verrat gegenüber dem Volkskörper hingestellt, der Täter in Schimpf und Schande herabgewürdigt werden. Zuständig für die Aburteilung von Kriegsverratsfällen waren Militärgerichte, die bis 1945 etwa 50.000 Todesurteile aussprachen und neben »Kriegsverrätern« vor allem Fahnenflüchtige und »Wehrkraftzersetzer« verurteilten.
Jahrzehnte lang ließ man die Urteile der Militärgerichte unangetastet, erst 2002 wurden sie pauschal aufgehoben – alle Urteile, bis auf diejenigen, die wegen Kriegsverrat ergangen waren. Diese galten weiterhin als zu Recht ausgesprochen. Dabei ließ sich durch eine – vor allem vom Freiburger Historiker Wolfram Wette betriebene – Studie belegen, daß nach dem Kriegs-verratsparagraphen besonders rein humane Verhaltensweisen geahndet worden waren, wie etwa die Abgabe von Brot an hungernde Gefangene oder das Verstecken jüdischer Mitbürger. Trotzdem wurde von Teilen der Politik beharrlich versucht, den Kriegsverrat als militärische Notwendigkeit und eben nicht als rechtlichen Machtmißbrauch zu behandeln.
Korte und Heilig haben in ihr gut recherchiertes Werk ein Interview mit dem Wehrmachtsdeserteur Ludwig Baumann integriert. So erhält das Buch nicht nur eine persönliche Note, sondern bietet dem Leser auch einen tiefen Einblick in die Nöte, die die Opfer selbst nach Beseitigung des Regimes erleben mußten. Sie waren nicht nur traumatisiert, sondern blieben als Vorbestrafte auch stigmatisiert. Das Buch enthält, begleitend zur politischen Auseinandersetzung um die Rehabilitierung, umfangreiches Dokumentenmaterial sowie ausgewählte Zeitungsausschnitte.
Peter Kalmbach
Jan Korte/Dominic Heilig: »Kriegsverrat: Vergangenheitspolitik in Deutschland«, Dietz Verlag, 207 S., 14,90 €. Peter Kalmbach, Jahrgang 1976, ist Rechtshistoriker und Lehrbeauftragter an der Universität Bremen.
Unter düsterem Himmel
»Aus der Zeit fallen«, nach einem Roman des israelischen Schriftstellers David Grossman auf die Bühne des Deutschen Theater zu Berlin gebracht, ist eine Seelenmesse weit entfernt jeglichen Theaterstücks, und wer an dieser Messe teilnimmt, wird sich damit zu quälen haben, wie es ist, ein Kind zu verlieren. Im Libanonkrieg hatte David Grossman seinen Sohn verloren, und in seiner Seelennot einen Vater beschrieben, der sich auf den Weg »nach dort« macht, wo der Gefallene jetzt ist. Unterwegs begegnen ihm etliche Menschen, die wie er den Tod ihrer Kinder nicht verwinden können, unter ihnen ein greiser Rechenlehrer, der am Hinscheiden des eigenen Sohnes schuldig ist, auch eine Mutter und eine stotternde Hebamme, die den Tod ihrer kleinen Kinder erleben mußten. Und ständig begleitet den Vater ein Chronist, der im Unglück anderer nur aufs eigene Unglück stößt – auch er ein aus der Zeit Gefallener, im Wesen dem Mann verwandt, der da endlos zum Totenreich des Sohnes wandert. Weit länger als drei Stunden währt diese Wanderung im Rund der Bühne, es ist quälend, sie nachzuvollziehen, und quälend zu hören, was der Vater in die Welt ruft, was sie alle in die Welt rufen, die sich ihm zugesellt haben – diese Schar sich aneinander klammernder, vor schwarzem Bergmassiv und unter düsterem Himmel Dahinschreitender, die alle nur den eigenen Schmerz beklagen, nicht die Kriege ihrer Zeit, nicht die soziale Not noch Terrorakte. Allein gegen die Enge, die sie umfängt, bäumen sie sich auf, und sie fürchten die Finsternis, die sie erwartet. Am Ende hört man den rastlosen Chronisten einen Abgesang auf seine tote Tochter sprechen – und es ist, als verschließe auch er sich dem Leben, als sei auch er einer Trostlosigkeit ausgeliefert, von der kein Entrinnen ist.
Walter Kaufmann
Nächste Vorstellung: 24. Januar 2014
Berlin – Wladiwostok per Rad
Es ist vollbracht, die letzte Etappe nach Wladiwostok vollendet: In Chabarowsk wurde ich von der Studentenvertretung der staatlichen Pazifikuniversität TOGU empfangen und zu meinen Reiseeindrücken befragt. Journalistik-aspiranten nutzten die Gelegenheit zu Filmaufnahmen. Außerdem folgte ich dem Mailvorschlag von Iwan, einem Chabarowsker Fahrradmechaniker, mein Rad für die letzte große Etappe auf Vordermann zu bringen. Gemeinsam haben wir zum zweiten Mal das Hinterrad zentriert, die Fahrradmäntel getauscht und die Bremsen eingestellt. Ich habe meinen vierten (!) Fahrradständer erhalten.
Nach Chabarowsk drohte mich eine erste Kältewelle zu erfassen, doch gut 100 Kilometer weiter südlich, in Wjasemskij, spürte ich einen neuen Warmluftstrom. Bikerfreund Dima hatte zudem mit Vater Georgij meine Unterbringung in den Räumlichkeiten der örtlichen Kirche vereinbart.
In Bikin wurde ich von einem jungen, noch alleinstehenden Lehrer beherbergt, dessen Bekannte bereits in Deutschland Kontakt mit mir aufgenommen hatte. Mich selbst unterzubringen scheute sie sich wegen dem Gerede der Nachbarn, da sie mit einem abwesenden Offizier verheiratet ist. Aljona wollte als Deutschlehrerin ohne Praxis Deutsch praktizieren; wir saßen alle drei lange beisammen.
In Lutschegorsk schlief ich auf einem Bauernhof. Eine Studentin der TOGU hatte mir die Adresse der Eltern vermittelt. Ein Bursche, der auf dem Bauernhof aushalf, steckte mir eine Dalnoretschensker Adresse zu. Dann legte er mir eine Hand auf meine Schulter und dankte Gott mehrfach für unsere Begegnung.
Kirowskij beherbergt alle für eine Kreisstadt notwendigen Einrichtungen: Verwaltung, Post, Telegrafenamt, Schule, Institut, Stadion, Kulturhaus, Museum, Kirche und sogar einen eigenen Verlag. Aber außer einer modernen Milchverarbeitungsanlage gibt es keine Produktionsanlagen mehr. Damit teilt die Stadt das Schicksal vieler Ortschaften, deren materielle Grundlagen nach der Perestroika weggebrochen sind. Daß es die Kirowsker trotzdem schaffen, das gesellschaftliche Leben aufrechtzuerhalten, hat die Stadt Leuten wie der Journalistin Margarita Pawlowna Shukowa zu verdanken. Als die Stadtverwaltung die Mittel für die zweimal wöchentlich erscheinende Zeitung einstellte, übernahm Margarita den Verlag samt Mitarbeitern. Doch die Zeitung mußte zugunsten einträglicherer Formular- und Wirtschaftsdrucke zunächst zurückstecken. Inzwischen läuft die Zeitungsproduktion wieder.
Die letzte Nacht vor Wladiwostok verbringe ich in Ussurisk bei einem jungen Ehepaar mit deutschen Wurzeln. Sie wollen nach Deutschland ausreisen, bemühen sich, mit mir Deutsch zu sprechen.
Natürlich bin ich zuletzt etwas aufgeregt, aber über den mangelnden Schlaf rettet mich die Vorfreude auf das Ziel. Und dann sehe ich ihn: den Pazifik. Vor Wladiwostok mit einer Bucht, eingekeilt von einer letzten Hügelkette. Immer wieder nimmt Radio Lemma, das wöchentlich über meine Annäherung an den Endpunkt berichtet hatte, Kontakt auf: »Wann erreichst du die Brücke, die einen Kilometer übers Wasser bis an den Rand der Stadt reicht?«, fragt Sascha, meine ständige »Begleiterin«. Bis zuletzt sträubt sich der Wind, dieser Hauptfeind neben den russischen Autofahrern, doch ich lache ihm frech ins Gesicht. Es ist noch früh am Nachmittag, und nichts kann mich mehr aufhalten. Es ist ein wunderbares Gefühl.
Uwe Meißner
Prawda, Coca-Cola und Bücklinge
Auf seinem 1988 entstandenen »Stilleben«, dem wohl bekanntesten und politischsten seiner Bilder, zeigt der Potsdamer Maler Wolfgang Liebert eine alte, zerknüllte
Prawda. Das Wort »Glasnost« ist noch zu lesen; eine zerbeulte Coca-Cola-Dose ist zu sehen, daneben eine Glasmurmel, links ein Blumentopf mit zwei Hoffnung vermittelnden grünen Keimen und einem dünnen roten Stab. Der Künstler erzählte zur Vernissage am 20. Dezember 2013, daß dieses Bild auf unterschiedlichste Weise interpretiert wurde. Ich hatte das Glück, es in seinem Atelier zu entdecken und konnte es für eine gesellschaftliche Organisation erwerben. Heute lagert es – wenn nicht in einer Ausstellung zu sehen – im Kunstarchiv in Beeskow. Es war kein Auftragswerk, es widerspiegelt die Gefühle und Empfindungen des Malers in einer widersprüchlichen Zeit. Der Laudator Thomas Kumlehn zitierte Wolfgang Liebert: »Ich verspürte eine politische und zwischenmenschliche Eiszeit, die ich 1988 auf einer Leinwand und mit Ölfarben gestaltet habe.« Das Gemälde »Eiszeit«, ebenfalls 1988 entstanden, ist in dieser Bilderschau nicht zu sehen; es gehört zur Sammlung des Eisenhüttenstädter Museums.
In der Ausstellung Wolfgang Lieberts »Leben in Bildern – Baustelle am Morgen und Die Schönen von der Straße des 1. Mai« fühlte ich mich, wie andere Besucher auch, in die damalige Sowjet-union versetzt, in diese typische, einmalige Stimmung. Für seine ausgestellten 29 Bilder auf Leinwand und Papier verwendete der Maler Ölfarben, Ölpastellstifte oder Pastellkreiden. Er ist ein Betrachter des Geschehens, kein Kritiker. Ausgedehnte Reisen und Studienaufenthalte führten ihn in den Jahren 1978 bis 1988 in die Sowjetunion. Der Bau der Erdgaspipeline war unter anderem sein Thema. Die Bauwagen fügen sich auf seinen Bildern wie selbstverständlich in die Natur ein, sie stören nicht. Durch die Landschaften zieht sich ein Fluß wie ein verbindendes Element. Die handelnden Menschen stehen dabei nicht im Mittelpunkt. »Dorf im Herbst« (1987), eine auf Velourspapier mit Ölfarben gemalte Landschaft, besticht durch eine liebevolle Zartheit.
Wolfgang Lieberts Vorbilder und Lehrer waren der Expressionist Magnus Zeller, der in der Nazizeit als entartet galt und in der Formalismusdebatte angegriffen worden war; später waren es an der Weißenseer Kunsthochschule die Professoren Brendel, Robbel und Mohr. Im Team Walter Womackas arbeitete Wolfgang Liebert an der Gestaltung des Berliner Stadtzentrums mit. In der Ausstellung hängen sich zwei großformatige Bilder gegenüber: »Fest des Lebens« und »Die Schönen von der Straße des 1. Mai«. Man sollte es nicht versäumen, die Ausstellung zu besuchen. Sie wird noch bis zum 14. Februar in der GBM-Galerie, Weitlingstraße 89, Berlin, montags bis freitags von 10 bis 16 Uhr gezeigt.
Maria Michel
Zuschriften an die Lokalpresse
Als am 2. Januar wieder meine Abo-Zeitungen im Briefkasten steckten, habe ich nachgeschaut, was am Jahresbeginn besonders wichtig war. Und da hätte ich doch im
nd eine kleine Meldung in der versteckten Randspalte beinahe übersehen: Putin bietet Obama in seinem Neujahresschreiben einen konstruktiven Dialog an. Ich wollte darüber im
Berliner Kurier mehr erfahren, das war aber vergeblich. Dafür wurde auf der Titelseite über einen Berliner berichtet, der seit der Neujahresnacht gehandicapt ist, weil ein Böller ihm die Hand abgerissen hat. Auch andere Informationen haben mich fast vom Stuhl gehauen: Karl Dall hat seine Stalkerin nicht vergewaltigt und hat auch nicht die Absicht, Gerit Kling ist beim Juwelier überfallen worden, der Geburtshelfer von Prinz George ist von der Queen zum Sir geadelt worden, eine US-Bürgerin hat in ihrer Couch eine Cobra gefunden und anderes mehr. Das fand ich sehr interessant. Mein Nachbar, ein Altlinker, stänkert immer herum, weil, er meint, das Wichtigste würde in den Medien weggelassen. Ich finde aber, jede Zeitung muß selbst entscheiden, was sie für wichtig hält, das ist ja das Schöne an unserer Demokratie. – Waldi Gloobich (57), Umschüler, 10365 Berlin-Lichtenberg
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Horror! Deutschlands first Becken, genauer gesagt, der hintere linke Beckenring der Kanzlerin, ist angebrochen, und die Bundesrepublik muß vorläufig vom Sofa aus regiert werden. Aber endlich lernen wir Frau Merkel auch einmal von einer anderen Seite kennen, nämlich von innen, denn ihre Wirbelsäule und ihr Becken werden den Lesern auf dem Titelblatt des
Berliner Kurier vom 7. Januar im Detail vorgestellt. Gut so. Wir wußten ja schon seit dem Abhörskandal, daß die Mutter der Nation recht transparent sein kann, aber das ist denn doch eine echte Offenbarung! Die Meldung im
Berliner Kurier ist wenigstens eindeutig, denn im
nd war die Spaltenüberschrift »Merkel beim Ski-Langlauf am Becken verletzt« zu lesen, und da hätte man annehmen können, die Kanzlerin hätte sich auf ihren Brettern in einem Schwimmbecken verfahren. Das ist nun geklärt, und ich bin froh darüber. Auf jeden Fall wünsche ich der Kanzlerin gute Besserung. – Knut Draufzu (42), Stuntman, 16866 Beckenthin
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Daß ALDI ab und zu Sonderposten präsentiert, ist nichts Neues. Auch ich habe schon mal einen preiswerten Laptop erstanden. Ob technische Geräte, ob Kleidungs-Sonderangebote oder sonstwas, wer montags oder donnerstags rechtzeitig vor der Filiale steht, kann durchaus sein Schnäppchen machen, manchmal sogar mit Unikaten! Mit der Kombination von Bananen und Koks betritt der Discounter allerdings Neuland, und man kann den Partnern aus der internationalen Drogenszene für die effektive Zusammenarbeit nicht genug danken. Jetzt habe ich dazu noch zwei Fragen: Werden für derartige Sonderposten spezielle Verkaufstage eingerichtet? Und ist an weitere interessante Paarungen gedacht, zum Beispiel Marihuana in Mehrfrucht-Marmelade? – Moritz Mix (38), Laborant, 38518 Gifhorn
Wolfgang Helfritsch