Gerhard Maria Wagner, immer auf Jagd nach dem Teufel. – Papst Benedikt, hat Sie vom Dorfpfarrer zum Weihbischof im österreichischen Linz ernannt, nachdem Sie verkündet haben, daß in den Harry-Potter-Büchern der »Satanismus am Werk« sei. Der Text enthalte lateinische Fluchsprüche, die niemand verstehe, die aber viel Böses verursachten. Inzwischen hat sich gezeigt, welche Stärke Satan in der Kirche selbst schon erlangt hat: Sie haben sich genötigt gesehen, vom neuen Amt zurückzutreten. Aber der Papst amtiert noch.
Michael Glos, der Kabinettsdisziplin ledig. – Nun, da Sie die Bürde des Ministeramts abgestreift haben, sollten Sie uns doch endlich wissen lassen, was Sie in der Bundestagsdebatte vom 16. November 2001 über den Bundeswehreinsatz im Ausland mit dem Satz gemeint haben: »Die Entscheidung, 3.900 Soldaten zu entsenden, hat nur zum kleinen Teil mit Afghanistan zu tun. Das wissen Sie doch alle.« (Bundestagsprotokoll Seite 19874) Lassen Sie uns nach mehr als sieben Jahren bitte nicht länger im Ungewissen; schließlich kostet der Afghanistan-Einsatz viel Geld – täglich müssen wir deutschen Steuerzahler dafür einen Millionenbetrag hergeben. Also: Was steckt hinter den Auslandseinsätzen?
Karl-Theodor zu Guttenberg, Ordnungspolitiker. – »Was macht den Kern der sozialen Marktwirtschaft aus?«, wurden Sie von der FAZ gefragt. Märkte seien »erwiesenermaßen effizient«, so Ihre Antwort; entscheidend sei, daß »Wettbewerb nicht als Bedrohung gesehen« werde, sondern »als eine Triebfeder für Fortschritt, als Element der Freiheit«. Derzeit werde »in Schieflage diskutiert«: »Das Wort Gerechtigkeit erfreut sich großer Beliebtheit. Viele haben sich in der Umverteilungsgerechtigkeit wohlig eingerichtet.« Zum Sozialen an der Sozialen Marktwirtschaft ist Ihnen nichts eingefallen. Warum auch über Schnick-Schnack Worte verlieren.
Ute Berg, Qualifikationsprüferin. – Dem Wechsel von Glos zu Guttenberg im Bundeswirtschaftsministerium haben Sie »bizarr« genannt: Dem neuen Mann fehle doch jede wirtschaftspolitische Erfahrung. Sie wissen, wovon Sie reden: Seit einigen Wochen sind Sie wirtschaftspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion. Von Ihrer Kompetenz in Wirtschaftsfragen hatten Sie bis dahin nichts an die Öffentlichkeit dringen lassen.
Franz Müntefering, Sittenrichter. – »Unwürdig« war nach Ihrer Meinung der Umgang der Union mit dem vormaligen Bundeswirtschaftsminister: »Das hat der Glos nicht verdient.« Parteifreunde hätten schon an dessen »Stuhl gesägt, als sie ihn öffentlich noch lobten«. In Ihrer Partei ist das ganz anders, da geht es würdevoll zu beim Spitzenmobbing.
Kurt Beck, kritischer Chronist. – In der Welt am Sonntag notieren Sie über den Gang der Geschichte: »Die Bundespolitik wird massiv von Intrigen dominiert, wesentlich stärker als in Bonner Zeiten ... Es ist eine Fehlentwicklung, daß in Berlin das Hauptspiel heute fast ausschließlich hinter den Kulissen stattfindet. Aber solange diejenigen in den Himmel gehoben werden, die dieses Spiel besonders perfide betreiben, wird sich nichts ändern.« So kann das gehen: mehr Abstand – und der Blick wird schärfer.
Elmar Brok, Politiklehrer. – Eng verbunden mit der Bertelsmann AG repräsentieren Sie die CDU im Europäischen Parlament. Nun wird beim Bundesverfassungsgericht gestritten, ob der EU-Vertrag von Lissabon sich mit dem deutschen Grundgesetz verträgt, und einem der Richter ist aufgefallen, daß im EU-Normensystem Opposition nicht vorkommt; die sei aber doch »konstituierend für Demokratie«. Sie haben das Problem gelöst: In der EU gebe es, sagen Sie, doch gar keine Regierung, und deshalb brauche es auch keine Opposition. Darauf muß einer erst mal kommen. Sie sind das Geld wert, das Ihnen bezahlt wird.