»Margin Call« erzählt von Geschehnissen am Vorabend der großen Finanzmarktkrise im Herbst 2008: Der Vorstand einer New Yorker Investmentbank geht über Leichen, um dem eigenen Ruin zu entgehen. Mögen die Kunden der Bank betrogen und geschröpft auf der Strecke bleiben, das schert die Finanzgewaltigen nicht. Eine alte Geschichte, aber so deutlich wie kaum je zuvor an die Öffentlichkeit gebracht. Ein Bravo für Kevin Spacey und Jeremy Irons für ihre Darstellung zweier sehr unterschiedlicher Geldleute!
Vor »Yelling to the Sky« sei gewarnt. Sweetness O’Hara, die jüngste Tochter eines brutalen Weißen, der sich in New York mit einer schwarzen Frau zusammengetan hat, wird dem Leben voller Gewalt und Kriminalität so wenig entrinnen wie ihre beiden Schwestern. Da ist kein Ausweg, keine helfende Hand, keiner, der die drei schwarzen Mädchen berät: die apathische Mutter nicht und schon gar nicht der Vater. Mord und Totschlag. Alkohol und Drogen – und nirgends ein Lichtblick. Jeder stemmt sich gegen jeden. Es sind Zustände, die zum Himmel schreien. Yelling to the Sky, in der Tat.
»The Black Power Mixtape 1967–1975« besteht aus Bruchstücken von Dokumentarfilmen zum Thema Black Power in den USA. Ausschließlich Schweden waren hier am Werke. Göran Hugo Olsson war gut beraten, Interviews mit Angela Davis in den Mittelpunkt zu stellen. Was die zu sagen hat und was ihr Leben zeigt, hält einen Film zusammen, der sonst zerfasert und nur ein patchwork von Bildern und Meinungen unterschiedlicher Afroamerikaner zu diesem Thema geblieben wäre. Empfehlenswert ja, aber nicht ohne Einschränkungen.
»Sing Your Song«, diese Dokumentation über den mittlerweile 83jährigen Harry Belafonte läßt das Herz höher schlagen. Zeitlebens hat sich der Sänger und Schauspieler für Bürgerrechte und gegen Rassismus eingesetzt. Sein historischer Platz ist neben Martin Luther King. Belafonte auf seinen Wegen zu begleiten, ihn in all seiner Streitbarkeit zu erleben, und ihn dazu noch singen zu hören – all das ist eine Filmreise wert. Es ist zugleich eine Reise ins andere Amerika.
Dem Schauspieler Armin Müller-Stahl wurde eine Hommage zuteil, in die man einstimmen muß, auch wenn man nur zwei seiner Filme auf dieser Berlinale gesehen hat. In »Eastern Promises« spielt er einen Mafia-Boß und in »Avalon« einen aus Rußland nach Amerika eingewanderten Juden. Beide, der Mafia-Boß und der Jude, überzeugen in all ihren Eigenarten, und deshalb kann man derartiges Können auch in den anderen Streifen dieser Hommage voraussetzen: Armin Müller-Stahl ist ein Mime von Format!
Auf den Brettern der Welt erprobte Darsteller wie Vanessa Redgrave, Ralph Fiennes und Gerald Butler wirken in »Coriolanus« mit, einer grandios in die Gegenwart verlegten Shakespeare-Tragödie. Ein Kunstwerk. Der Sprache wegen eine Lust für die Ohren, der Bilder wegen eine Lust für die Augen. Spannend von Anfang bis Ende, von der Verbannung des Coriolanus aus der Heimat bis hin zu seiner Verbündung mit dem Feind. Und oh weh, wie wankelmütig ist das von den Politikern mal in die eine, mal in die andere Richtung verführte Volk. Coriolanus verflucht es mit aller Kraft seiner Worte, Rache schwörend ...
»Almanya – Willkommen in Deutschland«: Familie Hüseyin stammt ursprünglich aus der Türkei, lebt aber bereits seit Generationen in Deutschland. Als der Großvater eines Tages ein Haus in Anatolien kauft und darauf besteht, daß die gesamte Familie ihn dorthin begleitet, nimmt eine turbulente Reise ihren Lauf. Auf höchst amüsante Art zeigt der Film von Yasemin Samdereli, wie sehr sie alle schon Deutsche geworden sind. Ein Lustspiel mit ernstem Hintergrund (wie es sein soll!). Ich hätte diesem Film den Goldenen Bären gewünscht.