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Titel052013

Antworten

Federico Lombardi, Vatikansprecher. – Der Rücktritt des – halten wir uns an die Funktionsbezeichnung Ihrer Kirche – »Stellvertreters Jesu Christi« hat Sie in ungeahnte Turbulenzen gebracht, da sind schwierigste Probleme zu lösen, bei denen ein Rückgriff auf bewährte Traditionen nicht möglich ist. Wohin zum Beispiel mit dem goldenen Fischerring, den ein Papst am Finger trägt und den so viele Katholiken geküßt haben? Weitergegeben an den Nachfolger wird er üblicherweise nicht, sondern nach dem Tod des Trägers zerstört, aber behalten darf ihn der Papst außer Diensten auch nicht. Und die Gewänder, die prächtige weiße päpstliche Soutane, die roten Schuhe? »Das sind ungeklärte protokollarische Fragen«, haben Sie der FAZ geklagt. Und wie soll Joseph Ratzinger mit alledem umgehen? Da hatte es Jesus aus Nazareth besser als sein Stellvertreter und dessen Sprecher. Protokollarisches war noch nicht zu bedenken.

Winfried Kretschmann, Landesvater. – In der Sonntagszeitung aus Frankfurt am Main haben Sie einem Ihnen gewiß wohlgesonnenen Publikum erklärt, wie Sie seinerzeit aus Ihrer »linksradikalen Verirrung«, dem »autoritären Marxismus-Leninismus«, rausgekommen sind: »Da hat mir geholfen, daß ich die bürgerlichen Halteseile nie gekappt hatte, von der Kirchenmusik bis zum Schützenverein.« Und auch, daß Sie dann in Baden-Württemberg eine schwarz-grüne Regierungskoalition zustandebringen wollten, was an der CDU gescheitert sei. Ihre Absicht damals: »mit einer wirtschaftsnahen Partei den ökologischen Gedanken ins Zentrum der Wirtschaft zu tragen«. Heute sei das nicht mehr aktuell, in Sachen Ökologie habe sich die Wirtschaft weiterbewegt als die schwarze Partei. Und so können Sie nun Ihr Land in aller Zuversicht regieren; Kirchenmusik und Schützenvereine bewahren die Landeskinder vor radikalen Verirrungen, und die Unternehmen sorgen für den Umweltschutz. Marxisten-Leninisten, die von der grünen Partei resozialisiert werden müßten, werden nur selten gesichtet.

Claus Christian Malzahn, embedded. –
Als Politikredakteur der Springer-Welt haben Sie eine für die kommende Geschichtsschreibung sensationelle Entdeckung gemacht: »Nach Karl Liebknecht, Ernst Thälmann und Walter Ulbricht ist er der bedeutendste deutsche Kommunist« (Welt online). Wer? Gregor Gysi. Zum richtigen Zeitpunkt haben Sie das herausgefunden, der Genannte befindet sich derzeit in einem Ermittlungsverfahren, und die Umfragewerte seiner Partei werden dürftiger. Seit Ihren Lehrzeiten bei der taz und Visiten beim Bush-Feldzug im Irak ist Ihnen im Zuge journalistischer Karriere viel Erfahrung zugeflossen, in der Begleitung auch meinungskriegerischer Operationen. Für Ihre politischen Freunde dürfte nun deutlich sein: Wo Sie publizistisch hintreten, wächst kein linkes Gras mehr, nicht einmal solches, das man nur bei starker Sehschwäche für kommunistisch halten kann.

Guido Westerwelle, FDP-Außenminister. – Sie haben sich nicht geschämt, dem britischen Premierminister David Cameron vorzuwerfen, er betreibe »Rosinenpickerei«, weil er mit einer Volksabstimmung über einen Austritt aus der Europäischen Union drohe, sofern man ihm nicht helfe, Krisen zu bewältigen. Das wirft die Frage auf, ob das nicht »Rosinenpickerei« ist, wenn eine Partei ihre Existenz nur noch dank der Güte vor allem der Union sichern kann.

Benedikt XVI., Noch-Papst –
Seit Jahrhunderten hat Ihr Unternehmen dem Herrn der Fliegen und seinen Beschäftigten trotz des massiven Einsatzes von Weihwasser sowie mehr oder weniger ulkigen Beschwörungen nichts anhaben können. Darauf läßt zumindest Ihre dieser Tage erhobene Forderung nach noch mehr Exorzisten schließen, die einen wertvollen Beitrag für die Kirche leisteten. Das stimmt zumindest in einem Punkt: Ihre Tätigkeit ist für die, die Ihnen glauben, nicht umsonst. Sie werden sie also fortsetzen, auch wenn jene, die sich der Aufklärung verpflichtet fühlen, darüber lästern.

Thomas de Maiziere, Technikfan. – Man solle nicht »bei der Postkutsche bleiben, wenn alle anderen die Eisenbahn entwickeln« – so begründen Sie den Zugriff auf Kampfdrohnen für die Bundeswehr. Die Opfer der Waffe können zufrieden sein, sie kommen fortschrittlich zu Tode (s. Ossietzky 4/13).