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Titel514

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Thomas Oppermann, Fraktionschef der SPD im Bundestag. – Die Partei Die Linke, so sagten Sie es der F.A.Z., könne nur regierungsfähig werden, wenn sie sich »eindeutig zu Europa bekennt«. Das sei heute ein deutsches Erfordernis: »Die Überwindung des nationalstaatlichen Denkens ist einer der größten Fortschritte in der Entwicklung unseres Landes.« Ihre politische Karriere, das kann man verstehen, hat Ihnen nicht genügend Zeit gelassen für historische Studien; aber dann sollten Sie etwas vorsichtiger sein mit ideengeschichtlichen Urteilen. Maßgebliche deutsche Wirtschaftsführer und Politiker haben nach 1871 durchaus nicht »national borniert« gedacht, sie haben sich überlegt, wie sie eine teileuropäische oder gesamteuropäische »Ordnung« erreichen könnten, um ihre Macht auszuweiten und ihre Profite zu steigern; die Weltkriege schienen ihnen als Wege dazu geeignet. Die Rüstungsunternehmer zum Beispiel hatten »nationalstaatliches Denken« ohne Schwierigkeiten »überwunden«, sie handelten nationenübergreifend. Patriotische Gefühle und »Opfer für die Nation« hatte nur das niedere Volk zu erbringen. Der »ärmste Sohn Deutschlands« sollte der »treueste« sein. Wir empfehlen Ihnen zur Lektüre, wenn Sie mal dazu kommen, eine Schrift von Otto Lehmann-Rußbüldt (Sekretär der »Deutschen Liga für Menschenrechte«, 1933 aus Deutschland ausgebürgert) aus dem Jahre 1929: »Die blutige Internationale der Rüstungsindustrie«. Sie ist übrigens keineswegs veraltet.

Cem Özdemir, grüner Parteivorsitzender. –
Das Bestreben der ministeriellen CDU-Politikerin von der Leyen, Bundeswehreinsätze in Afrika auszuweiten, findet bei Ihnen Beifall. Man dürfe, argumentieren Sie, die »Stabilisierung« auf diesem Kontinent nicht der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich überlassen. Vermutlich nehmen Sie an, daß koloniale Afrikatätigkeiten Deutschlands inzwischen vergessen sind. Und »stabilisieren« möchten Sie unbedingt; die Franzosen haben das jüngst in Libyen vorgemacht. Ohne deutsche Beteiligung, was nicht wieder vorkommen soll. Die Militärministerin hat für die Neigung zu Afrika einen Grund genannt, der auch Ihnen einleuchten wird: Dort gibt es nicht nur Konflikte, sondern für die deutsche Wirtschaft auch Chancen. So kann die Bundeswehr als Wirtschaftsfaktor wirksam werden.

Günther Nonnenmacher, langjähriger Leitartikler. – Demnächst scheiden Sie aus Altersgründen als Mitherausgeber der F.A.Z. aus. Eine große politische Genugtuung war Ihnen jetzt noch einmal vergönnt: Die deutsche Regierungspolitik hat, wie Sie schreiben, den »Durchbruch zur Ehrlichkeit« geschafft, sie will sich in Zukunft nicht mehr genieren, weltweit militärisch zu intervenieren, und solcherart Engagement soll dann auch als das bezeichnet werden, was es ist: Krieg. Bundespräsident Gauck habe »autoritativ gesprochen«, freuen sie sich, – das »abgewetzte Wort von der Kultur der militärischen Zurückhaltung« habe er »dekonstruiert«. Nun können Sie unbesorgt in den Ruhestand gehen.