Egal, ob Griechenland zugrunde geht – »am 28. Februar 24 Uhr is over«, hat der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble zukunftsfroh angekündigt. Wenn die neue griechische Regierung bis dahin nicht so kuscht, wie er will, fliegt sie raus aus dem Euro.
Zweifel an Schäubles üblem Willen sind nicht erlaubt. Um seinen Fetisch der Schwarzen Null willen, muß er auch das eigene Land ruinieren: Die Schulen verkommen, die Universitäten müssen, um zu überleben, Rüstungsaufträge einwerben, die Krankenhäuser werden Todesfallen, und die verrotteten Straßen und Brücken sollen an die Heuschrecken verkauft werden. Hauptsache, Deutschland hat keine im Bundeshaushalt sichtbaren Schulden, Schäubles Finstere Null, die er ist, ist erreicht. Mit Tricks und Schwindel.
In Griechenland ist dank Schäubles Verordnungen das alles schon vollendet. Den Krankenhäusern geht die Medizin aus. Kinder werden von ihren Eltern in Lager gesteckt, damit sie etwas zu essen bekommen. Die Selbstmordrate inflationiert. Während Schäubles Deutschland als bekennender Rechtsnachfolger des Deutschen Reiches nicht einmal daran denkt, ein von der Reichsbank anerkanntes Darlehen der griechischen Notenbank über inzwischen (mit Zinseszins) zwölf Milliarden Euro zurückzuzahlen, von Reparationen für das von der deutschen Wehrmacht ausgeplünderte und zerstörte Land gar nicht erst zu reden, will er die Griechen noch tiefer ins Elend stürzen. Bild freut sich: »Schäuble knallhart – und Deutschland jubelt!«
Hat er vergessen, wer vor allem Griechenland in seine Schuldenlast trieb? Weiß er wirklich nicht mehr, daß auch er vom Waffenhändler Karlheinz Schreiber 100.000 DM nahm und danach den Bundestag anlog, er hätte nicht. So kauften sich auch deutsche Rüstungskonzerne griechische Minister der inzwischen davongejagten Regierungen, und so verhalfen sie dem Land zu Milliardenschulden für Waffen, die es nicht braucht.
Der davon unbelastete »Griechen-Minister«, wie Bild und gleichgesinnte Blätter Schäubles minderen Kollegen Gianis Varoufakis nennen, der soll jetzt dafür büßen, daß solche Schulden nicht mehr zu zahlen sind. Und Bild jubelt: »Endlich sagt mal einer Nein zu den Pleite-Griechen – Deutschland sagt: Danke, Wolfgang Schäuble!« Und legt drauf: »Eine Riesen-Watschn für die Griechen-Raffkes!«
Noch kommandiert Schäuble in Deuropa, im Deutschen Europa, jedenfalls noch bei Redaktionsschluß dieser Ausgabe. Aber der Deutschenminister ist, das läßt ein wenig hoffen, angeschlagen. Die Frankfurter Allgemeine am Sonntag mitleidsvoll: »Der fröhliche Sarkasmus der vergangenen Wochen hat sich an diesem Abend verflüchtigt. Irgendwo in den tristen Räumen des Brüsseler Ratsgebäudes, in denen Wolfgang Schäuble am vergangenen Freitag stundenlang bi-, tri- und sonstwieliteral mit seinen Finanzministerkollegen aus dem Euroraum verhandelt hat, muß die robuste Aggressivität auf der Strecke geblieben sein, die er auf den Ministertreffen der vergangenen Tage zur Schau gestellt hatte. Auf seiner Pressekonferenz am Freitagabend wirkt Schäuble vor allem erschöpft und bekümmert.«
Freuen wir uns, falls er, wenn dieses Heft gedruckt und erschienen ist, tatsächlich Grund zum Kummer haben sollte. Ach wär das schön.