Fahren Sie auch lieber mit der Bahn als mit dem Auto? Ich ja, und vor allem deshalb, weil ich dabei in aller Ruhe mehrere Tageszeitungen überfliegen kann. Zugegeben, das ist eine altmodische Informationsart, aber ich mag sie.
Neulich, am 7. Februar und auf der Fahrt von Cottbus nach Leipzig, habe ich mich in mehreren Blättern mit Sorge und zugleich mit zaghafter Hoffnung über das Treffen Merkel-Hollande-Putin in Moskau informiert. Bei der Suche stieß ich in der jungen Welt auf die Nachricht, daß in Jalta auf der Krim zum 70. Jahrestag des berühmten zweiten Gipfeltreffens der Anti-Hitler-Koalition ein Skulpturen-Ensemble unter dem Titel »Die großen Drei« enthüllt worden war. In anderen Zeitungen habe ich darüber nichts erfahren.
Das Foto zeigte die Staatschefs Großbritanniens, der USA und der Sowjetunion im nachdenklichen Gespräch über die Zukunft Europas und der Welt. In einem Grußschreiben zu dem Ereignis mahnte Rußlands Präsident Putin, »maximal die positiven Erfahrungen zu nutzen, die die Alliierten während des II. Weltkrieges sammelten«.
Mir fiel dann ein, daß die Koalition nach dem Sieg über den Faschismus im Potsdamer Schloß »Cecilienhof« gemeinsam das »Potsdamer Abkommen« unterzeichnet hatte.
Als ich noch darüber nachgrübelte, inwieweit und warum und von wem die Beschlüsse realisiert oder nicht realisiert worden waren, überquerte der Zug bei Torgau die Elbe und gab den Blick auf den Fluß frei. Dort hatten sich US-amerikanische Truppen am 25. April 1945 mit Verbänden der Roten Armee vereinigt. Später wurde durch eine Wiederbegegnung von Kriegsveteranen beider Seiten an gleicher Stelle nochmals an das historische Zusammentreffen an der Elbe erinnert. Und am 25. April 2010 wurde anläßlich des 65. Jahrestages im alten Krienitzer Gasthof ein »Museum der Begegnung« eingeweiht, das dem Schwur des Amerikaners Jan Polowsky an der Elbe die besondere Aufmerksamkeit widmet.
Vielleicht sollte das hoffentlich nächste Treffen der Repräsentanten der ehemaligen Anti-Hitler-Koalition und der Konfliktparteien an dieser historischen Stätte in der Nähe des daran erinnernden Denkmals oder im ehemaligen Gasthofsaal stattfinden. Die – wenn auch zögerliche – Realisierung der in Minsk vereinbarten Waffenruhe, der Gefangenenaustausch und der offensichtliche Beginn des Abzugs schwerer Waffen sollten trotz widersprüchlicher Gedenkreden am dritten Februar-Wochenende dazu ermutigen, einen solchen ungewöhnlichen Schritt zu tun.
Und man sollte öfters mal mit der Bahn fahren, solange es noch Strecken gibt ...